Erfolgreiches Referendum: Malteser reichen Scheidung ein
98 Prozent der Malteser sind katholisch, 53 Prozent stimmten für ein Scheidungsrecht. Bisher ist die Mittelmeerinsel Malta eines von weltweit zwei Ländern, in denen Scheidungen verboten sind.
VALLETTA dpa | Historische Entscheidung auf Malta: Auch in dem streng katholischen Inselstaat sollen zerrüttete Ehen künftig geschieden werden können. Mit einer Mehrheit von etwa 53 Prozent votierten die Wähler des EU-Zwergstaates in einem Referendum für ein gesetzliches Scheidungsrecht. Premierminister Lawrence Gonzi bestätigte am Sonntag in Valletta den Sieg der Gegner des bisherigen Scheidungsverbotes.
Malta ist neben den Philippinen weltweit das einzige Land, das die Ehescheidung bisher noch verbietet. In allen anderen EU-Ländern gibt es gesetzliche Scheidungsregelungen. In einer erbitterten Kampagne hatten sich vor allem Vertreter der Kirche vehement gegen ein maltesisches Scheidungsrecht gestemmt.
Nach dem langen Schlagabtausch zwischen der katholischen Kirche und Befürwortern eines Scheidungsrechts hatten am Samstag 72 Prozent der Wahlberechtigten des 400.000-Einwohner-Staates abgestimmt. Das Referendum ist zwar nicht bindend, jedoch gehen Beobachter davon aus, dass das Parlament dem Votum der Malteser folgt. Umfragen vor dem Referendum hatten auf ein knapperes Ergebnis als das jetzt erreichte schließen lassen.
In Malta ist der Katholizismus Staatsreligion. Papst Benedikt XVI. hatte die Malteser bei seinem Besuch im vergangenen Jahr für ihre strikt konservative Haltung gelobt. Das Referendum kam dann trotz des Widerstands der Bischöfe und des Regierungschefs Gonzi zustande. Viele Malteser sehen darin mehr als die Scheidungsfrage – es geht auch darum, welche Rolle und welchen Einfluss die Kirche in der Gesellschaft haben soll. 98 Prozent der Malteser sind katholisch.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Prozess zu Polizeigewalt in Dortmund
Freisprüche für die Polizei im Fall Mouhamed Dramé
MLPD droht Nichtzulassung zur Wahl
Scheitert der „echte Sozialismus“ am Parteiengesetz?
Proteste in Georgien
Wir brauchen keine Ratschläge aus dem Westen
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“
Scholz zu Besuch bei Ford
Gas geben für den Wahlkampf