Erfolgreiche Kreditrückzahlung: Island ist nicht mehr im Minus
Reykjavík hatte die Rettungspolitik von EU und IWF abgelehnt – und wird jetzt belohnt. Die Schulden sind vorzeitig getilgt.

Drei Exmanager der „Landsbanki“ wurden zu Haftstrafen verurteilt: wegen Kursmanipulationen, verbotenen Insidergeschäften und Veruntreuung. Foto: dpa
STOCKHOLM taz | „Schulden vorzeitig getilgt“, meldete Islands Zentralbank stolz am Freitag. Der Inselstaat habe nun nicht nur die Notkredite, die man von skandinavischen Ländern und Polen nach dem Finanzcrash von 2008 erhalten habe, ein Jahr vor Fristablauf zurückzahlen können, sondern auch die des Internationalen Währungsfonds. IWF-Direktorin Christine Lagarde sprach von einem „erfolgreichen Ende eines intensiven Engagements des Fonds“.
Rund vier Milliarden, etwa 12.500 Euro pro EinwohnerIn, hatte Reykjavík sich leihen müssen, um nach dem Zusammenbruch von drei Privatbanken einen Staatsbankrott zu vermeiden. Nach der Tilgung der Kredite ist die Regierung nun dabei, auch die vor sieben Jahren eingeführten Kapitalkontrollen aufzuheben.
Die günstige wirtschaftliche Entwicklung habe die vorzeitige Schuldentilgung möglich gemacht, konstatiert die OECD: Im fünften Jahr in Folge gibt es Wirtschaftswachstum, die Aussichten sind positiv, mit unter drei Prozent hat die Insel Europas niedrigste Arbeitslosenrate.
Die Grundlage für den schnellen Aufschwung hatte Island mit der Verweigerung der von EU und IWF geforderten Sozialisierung der Schulden der Privatbanken gelegt. Schulden, hinter denen auch Bankbetrügereien standen. Deren juristische Aufarbeitung geht derzeit weiter: Am Freitag wurden drei Exmanager der „Landsbanki“ zu Haftstrafen von bis zu dreieinhalb Jahren wegen Kursmanipulationen, verbotenen Insidergeschäften und Veruntreuung verurteilt.
Leser*innenkommentare
Yoram Hartmann
"Die günstige wirtschaftliche Entwicklung habe die vorzeitige Schuldentilgung möglich gemacht, konstatiert die OECD:" Das liegt unter anderem auch daran, daß Island nie den Euro hatte, und deshalb über eine eigene Währung verfügt, die man im Krisenfall abwerten kann, was die Isländer auch erfolgreich getan haben.
Peter Meisel
Island hat halt nen kühlen Kopf bewahrt und sich geweigert die Zocker Banken zu retten. Dieser Text ist sehgut "Die Grundlage für den schnellen Aufschwung hatte Island mit der Verweigerung der von EU und IWF geforderten Sozialisierung der Schulden der Privatbanken gelegt. Schulden, hinter denen auch Bankbetrügereien standen."
Darüber hatte bereits die http://www.kontextwochenzeitung.de mit dem Titel "Wikinger Wunder" geschrieben.
Eine Weigerung der Griechen solche Banken retten zu lassen, wäre ihnen auch besser bekommen. Nur Deutschland hätte daran keine 100 Millionen verdient. Auch dort müssen wir auf Forderungen verzichten, sonst zerstören wir die EU EURO Werte Gemeinschaft. Die menschlichen Werte Europas kann man heute schon nicht mehr finden?
1714 (Profil gelöscht)
Gast
So geht das! Sperrt die betrügerischen Bankmanager in den Knast! Lasst die Banken hops gehen, wie jeder Bäcker oder Hotelier hops geht, der überschuldet ist und betrügt. Und was machen wir? Wir verleihen hohe Auszeichnungen an diese Verbrecher und drücken die Schulden dem kleinen Mann auf's Auge. Gefeiert wird das dann im Bundeskanzleramt bei einem Abendessen, gell? Wir sind doch selbst Schuld, dass dieses System so weitergeführt wird -- wir wehern uns nicht, gucken lieber Tatort...