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Erdogan-Rede in Düsseldorf entfacht DebatteErst Türkisch lernen, dann Deutsch

"Niemand wird uns von unseren Traditionen trennen." Die Rede des türkischen Ministerpräsidenten Erdogan vor 10.000 Anhängern in Düsseldorf stößt auf Kritik.

Sie winken den Massen in Düsseldorf: Recep Tayyip Erdogan und seine Frau Emine. Bild: reuters

DÜSSELDORF taz | Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan hat sich erneut in die Migrationsdebatte eingeschaltet. Bei einer wahlkampfähnlichen Veranstaltung in Düsseldorf rief der Regierungschef türkischstämmige Migranten auf, sich in die deutsche Gesellschaft zu integrieren. Gleichzeitig warnte Erdogan aber vor Assimilation. "Ich sage ja zur Integration", rief der Politiker der konservativ-islamischen Partei AKP. "Aber niemand wird in der Lage sein, uns von unseren Traditionen zu trennen."

Dazu gehöre auch, dass heute in der Bundesrepublik geborene Kinder zunächst die türkische und erst dann die deutsche Sprache erlernten: "Alle sollen Deutsch lernen, aber zuerst sollen sie sehr gut Türkisch lernen", sagte Erdogan unter heftigem Jubel von über 10.000 meist türkischstämmigen Anhängern am Sonntagabend im Düsseldorfer Eisstadion "ISS Dome". Zur Begründung sagte der Regierungschef, der Minderheitenschutz sei ein Menschenrecht. Außerdem warnte Erdogan vor wachsender Ausländerfeindlichkeit und Islamophobie: Diese sei mit dem Antisemitismus zu vergleichen.

Erdogan hatte mit einer fast wortgleichen Erklärung zur Integrationsdebatte bereits vor drei Jahren für Wut und Entsetzen besonders bei Politikern der Union gesorgt. "Assimilation ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit", hatte der AKP-Politiker damals gewarnt. Der damalige bayerische Europaminister Markus Söder von der CSU etwa hatte sich daraufhin strikt gegen eine Aufnahme der Türkei in die EU gewandt: Die werde die Türkei nicht europäischer, die Union aber nationalistischer machen.

Aktuell warnten Konservative in Deutschland sogar schon vor Erdogans Rede vor einem EU-Beitritt: Es könne keine neuen Verhandlungskapitel geben, "solange die Türkei nicht die volle Religionsfreiheit gewährleistet", sagte Unionsfraktionschef Volker Kauder der Rheinischen Post.

Außenminister Guido Westerwelle (FDP) entgegnete Erdogan, "Kinder, die in Deutschland groß werden", müssten "zu allererst Deutsch lernen". SPD und Grüne kritisierten dagegen, angesichts des immer stärker werdenden Einflusses der Türkei in Nahen Osten sei es "absolut unklug, einen solchen Partner jetzt derart vor den Kopf zu stoßen", sagte SPD-Fraktionsvize Gernot Erler.

Tausende türkische, aber auch viele deutsche Fahnen

Mit der wachsenden Stärke der Türkei warb in Düsseldorf auch Erdogan. In seiner achtjährigen Regierungszeit sei die Wirtschaft massiv gewachsen, die Türkei sei unter den größten Wirtschaftsmächten von Platz 26 auf Platz 17 vorgerückt. Im Jahr 2023, dem 100. Jahrestag der Gründung der türkischen Republik, könne das Land eine der zehn größten Wirtschaftsmächte der Welt sein, rief Erdogan in die Halle. Die Zuhörer schwenkten dazu tausende türkische, aber auch viele deutsche Fahnen. Die Veranstaltung hatte mit den Singen der türkischen Nationalhymne begonnen, danach wurde eine Instrumentalversion der deutschen Hymne gespielt.

Der islamisch-konservative Politiker betonte, er habe eine technische Modernisierung der Türkei eingeleitet und erwähnte den Bau von Autobahnen sowie Hochgeschwindigkeits-Bahnstrecken. Gleichzeitig sei die Türkei in der Lage, ihre Staatsbürger weltweit zu schützen, sagte Erdogan und nannte als Beispiel die Evakuierung türkischer Staatsbürger aus Libyen. Unter seiner Regierung sei die Türkei ein Land geworden, das "hilft, dem nicht geholfen werden muss", lobte sich der Regierungschef - und spielte so auf das türkische Trauma des Niedergang des Osmanischen Reiches im 19. und frühen 20. Jahrhundert an.

Erdogan bedauerte, dass Kanzlerin Angela Merkel (CDU) die doppelte Staatsbürgerschaft ablehnt. Er versprach Verbesserungen bei der blauen Karte. Diese wird von der Türkei an im Ausland lebende Türkischstämmige ausgegeben, sie werde in der Türkei bei Ämtern und Banken als vollwertiger Personalausweisersatz gelten, so Erdogan.

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33 Kommentare

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  • E
    eike

    @ole: Natürlich ist es zu spät wenn Kinder erst in der Schule Kontakt mit der deutschen Sprache bekommen. Sollten sie auch nicht. Aber von fremdsprachigen Eltern alleine wird ein zweijähriges Kind im Normalfall kein sinnvolles Deutsch lernen.

     

    Dafür bedarf es kulturellen Austausch zwischen den Kindern und Eltern schon ab früh im Kindergarten, und natürlich auch später an den Schulen. Da versagt die deutsche "Integrationspolitik" aber. FDP und CDU Politiker beschränken sich auf regelmäßige Forderungen deutsch verpflichtend auf Schulhöfen zu fordern (wie auch immer das durchzusetzen waere, und was auch immer das an Schulen mit hoher Migrantenquote helfen sollte - aber dafuer gibt es dann auch wieder keine Lösungsansätze).

     

    Teilschuld haben auch deutsche und türkische Eltern (und nicht-Eltern) die diesen kulturellen Austausch nicht suchen - am Ende kann Integration nur mit dem Willen und Interesse beider Seiten stattfinden.

     

    @ole: "Es gibt Millionen Eltern verschiedener Herkunft, die ihre Kinder zweisprachig und parallel erziehen. Weshalb soll das für die Kinder der Türken nicht möglich sein und gelten?"

     

    Was hat das damit zu tun welche Sprache von den Eltern (zuerst) gelehrt wird?

    Siehe Links zu Empfehlungen des Berufsverbandes für Logopädie für die gesunde Sprachentwicklung zweisprachiger Kinder.

    Ein Teil dieser Millionen Eltern sind übrigens türkischer Herkunft.

  • E
    eike

    Wieder wunderschoen unqualifizierte Reaktionen von deutschen Politikern. Was auch immer die Motivation hinter der Rede war, das einzige was ihnen einfällt ist "natürlich deutsch zuerst" oder "wir sollten hier aber niemandem auf die Füße treten".

     

    @friedfert: Logopäden empfehlen seit Jahren seinen Kindern zuerst die Sprache beizubringen, die man am besten kann: Die Muttersprache. Das wirkt nicht dem Erwerb der zweiten Sprache entgegen, sondern ist im Gegenteil besser für beide Sprachen.

     

    Z.B. http://www.dbl-ev.de/index.php?id=1539

    oder hier als pdf Merkblatt:

    http://www.dbl-ev.de/fileadmin/media/meldungen/2010/elterninfo_mehrsprachigkeit_7072010.pdf

  • Z
    Zensor

    Der neue Kanzler? Und wie die Türken im Saal (HM, Deutsche, Türken? Türken, wies scheint) gejubelt haben über die Ankündigung seiner gigantischen Waffenkäufe...auch zum Schutz der Türken überall. Greift die Türkei Deutschland an wenn die Türken hier Deutsch lernen sollen? Staun...wer solche Freunde hat....

  • H
    hans

    Mit seiner sunnitischen Islam-Partei gehört er nicht zu meinen Lieblingen, die Türkei mit ihren Militärs, Verletzungen von Menschen- und Grundrechten auch nicht.

     

    Aber einen Punkt gestehe ich ihm zu: Solange ehemalige Politiker aus bürgerlich-mittigen Parteien ein Hass-Horn gegen Muslime und Türken blasen, oder unterschwellig gegen Ausländer und Muslime polarisiert wird, muss er sich positionieren und zwar genau hier, in Deutschland.

     

    Wenn jetzt in Argentienien Regierungsmitglieder alle Menschen, die deutsche Vorfahren haben, angreifen würden, dann würde ich auch eine Reaktion aus dem Kanzleramt erwarten.

    Dass die türkischen Politiker hier und überall zuerst ihre Interessen vertreten, ist normal, Steinmeier oder Westerwelle haben auf der Welt auch nicht die Fahne von Dänemark oder Malta hochgehalten. Das ist (Außen-)Politik - sie wird sich nicht so schnell ändern, leider.

  • M
    Micha

    Liebe Mitkommentatoren...ich weiß ja nicht, ob sie real existierende türkische Familien kennen. Die mehrmals angesprochene sogenannte 'Elterngeneration', der Deutschland angeblich keine Chance zum Deutsch lernen gab, es ihnen nie anbot...Leute, ährlisch, es gibt viele aus dieser Generation und auch deren Kinder, die DAMALS bereits (heute hieß es NOCH) Deutsch lernten. Weil sie nämlich hier ankommen wollten und die Wichtigkeit der Sprache kannten. Zumindest ein Großteil. Wenn es heute heißt, die armen, das böse Deutschland hat nie....dann sind das der aktuellen maipulativen Diskussion entsprungene Märchen.

  • D
    deviant

    @friedfert

     

    Ich denke, ich habe mich klar genug geäußert; wenn Sie dem zu folgen nicht in der Lage sind, dann steht es womöglich mit ihren Deutschfertigkeiten nicht allzu weit.

  • O
    ole

    @vic

    Und was hat ein türkisches Kind davon, wenn es bei der Einschulung zwar Türkisch gelernt hat, aber mit der deutschen Sprache nichts anfangen kann? Wie soll denn dieser Rückstand aufgeholt werden? Spätestens bei der nächsten Fremdsprache, dem Schulenglisch ist doch der Klassen-Looser vorprogrammiert. Das hat nichts mit ihrem Leitkultur-Schwachsinn zu tun sondern sollte logische Denkweise der Eltern sein, die ihrem Kind einen guten Start und Zukunftsperspektiven bieten möchten.

     

    @Andreas

    Es gibt Millionen Eltern verschiedener Herkunft, die ihre Kinder zweisprachig und parallel erziehen. Weshalb soll das für die Kinder der Türken nicht möglich sein und gelten?

    Wenn man in ein anderes Land geht und dort seine Kinder aufziehen möchte, dann muß man nun einmal etwas mehr investieren. Das ist einfach so. Wer das nicht versteht bzw. verstehen will, muß sich hinterher nicht über Benachteiligungen beschweren.

     

     

    Erdogan ist in Sachen Integration ein Spalter und bedient lediglich das national-türkische konservative Klientel. Und er ist ein Hetzer, versucht die Seiten gegeneinander auszuspielen.

     

    Alle mir bekannten Türken in Berlin bestätigen, daß es in erster Linie wichtig ist, die deutsche Sparache zu lernen. Nur mit Tradition, auch in Form der Herkunfts-Sprache kommt man nicht sehr weit, außer in einer abgeschotteten Kolonie.

  • D
    Dadapo

    ''Egal ob Kinder oder Frauen, die Sicherheitskräfte werden das nötigste tun.'' Wenn Sie nicht denken, dann es gibt kein Problem.'' R. Erdogan

    Schöne Traditionen gäll?

  • E
    Endorphin

    Erdogan sollte sich gefälligst selber an die Nase packen! In der Türkei leben 51 verschiedene ethnische Gruppen mit ihren eigenen Sprachen, diese machen ca. 25% der türkischen Bevölkerung aus. Doch die Türkei hat schon längst diese Minderheiten erfolgreich Assimiliert, indem ihnen das Sprechen ihrer Muttersprache verboten wurde. Diesen Bevölkerungsgruppen wurden auch ihre Kulturelle Grundlagen und Herkunft entzogen!

     

    Das nun gerade Erdogan sagt, das Integration in Ordung sei, jedoch die Assimilation eine Gefahr ist weiss er wohl aus historischen Gründen besser als jeder andere!

  • A
    Andreas

    Ob Westerwelle jetzt auch französischen Eltern verbieten will ihren Kindern zuerst französisch beizubringen, damit sie dann später besser deutsch lernen?

  • F
    Friedfert

    @ deviant

    ich kann ihre argumentation in keiner art und weise nachvollziehen und halte ihren vergleich mit der situation der einwanderer in den usa mindestens für hinkend, wenn nicht sogar für an den haaren herbeigezogen.

     

    bitte erklären sie, warum ein in deutschland geborener mensch, der ggf. sogar mit der deutschen staatsbürgerschaft ausgestattet ist, zuerst andere sprache als die deutsche lernen sollte? einen vorteil beim erlernen einer fremdsprache ergibt sich durchaus, wenn man die eigene muttersprache möglichst gut beherrscht. das ist hier jedoch irrelevant, weil es nun schon nach landläufiger meinung die vierte generation migranten mit türkischen hintergrund gibt, von denen wohl die letzten drei hier geboren wurden und nicht als erwachsene hergekommen sind.

    in der realität sieht es un so aus, daß die meisten eben schon recht erwachsen sind und weder die eine noch die andere sprache beherrschen. also macht es keinen unterschied, bei welcher sprache man ansetzt. den fall vorausgesettzt, daß ein mensch in D. bleiben möchte, läge es doch nahe, zuerst die deutsche sprache zu erlernen.

     

    auch ihre nicht recht subtilen vorwürfe gegenüber dem deutschen staat und seiner gesellschaft klingt unausgegoren und ist mit reichlich bekannten schlagworten gespickt, die so schon seit jahrzehnten von recht beratungsresistenten linken benutzt werden (nicht, daß ich was gegen links eingestellte mitbürger hätte!). sie wirken einfach nur noch hohl da sinnfrei.

    meines wissens besitzen oder mindestens besaßen die hier lebenden türkischstämmigen mitbürger einige rechte, die jedem deutschen niemals gewährt wurden (stichwort krankenversicherung). weiterhin ist mir kein einziger fall bekannt, daß jemandem aufgrund seiner herkunft oder ethnie eine höhere bildung verwehrt wurde. wo bitte wird es, insbesondere seitens der politik, den zu integrierenden denn nun schwer gemacht? ein paar konkrete hinweise fände ich sehr hilfreich.

    ihren vorwurf "...weil sie schnell wieder verschwinden sollten..." finde ich polemisch und irreführend. es waren nämlich keine auswanderer, die hierher gekommen sind, sondern gastarbeiter auf zeit. es wurde sozusagen ein arbeitsvertrag geschlossen, an dessen ende die ausreise vorgesehen war (das ist jetzt der verständlichkeit halber auf kürze heruntergebrochen). es konnte also der vertragspartner D. von einer ausreise ausgehen. vor diesem hintergrund ist fraglich, mit welcher berechtigung D. damals groß angelegte förderprogramme für die sprache oder integrationskurse hätte verabschieden sollen.

     

    abschließend: ich würde mich freuen, wenn sie ein paar dieser von ihnen erwähnten hürden nennen könnten.

     

    mfg

  • D
    Demokrat

    Was will denn das deutsche Volk? Laut Verfassung ist es angeblich der Boss im Land. Wie wäre es wenn man es mal fragen würde mit wem es leben will und welche Wünsche es bei der Zuwanderung hat. Man hat wenn man ehrlich ist in der Politik einfach nur Angst vor der "falschen" Antwort. In der DDR hatte man das vor dem Willen des Volkes 40Jahre lang. Das Ende ist bekannt. Diesmal wird es wennman so weitermacht nur hässlicher, weil die Türken und Araber im Land keine sozialistischen Jubelparolen sind die man einfach abschraubt und verschrottet. Sarrazins Thesen wären eine gute Gelegenheit für eine ehrliche Debatte und eine demokratische Entscheidung gewesen. Vom CDU Lobbyvertreter in der Türkei tätiger Unternehmen bis zu Ströbeles buntem Paralleluniversum hat man aber Angst vor dem Volk. Das kann nicht gut gehen. Erdogan ist nur ein Teil des Problems.

    P.S.: Man könnte Erdogan mal die gleichen Rechte für Türken hier anbieten die Kurden in der Türkei haben und eine "Gleichberechtigung" von Muslimen wie sie das türkische Recht für Christen vorsieht. Das sind übrigens dort beises keine aus dem Ausland angereisten Leute. Mal sehen was er dann sagt und ob er die Türkei immer noch als Vorbild preist.

  • G
    Gefährlich

    Ich betrachte Herr Erdogans Reden in Deutschland als Anschlag auf den öffentlichen Frieden unseres Landes.

     

    Wir haben eine solch schwierige Situation.

     

    Integrationsprobleme und Finanzkrise.

     

    Das ist ein heißer Cocktail.

     

    Für mich ist er ein blinder, zorniger, alter Mann.

  • I
    iii

    Machen wir uns nichts vor: Schon seit einiger Zeit wirbt die Türkei mehr oder weniger deutlich darum, dass ihre "Landsleute" wieder in die Türkei kommen, die dort als mehrsprachig ausgebildete Fachkräfte gebraucht werden - und die sollen natürlich auch türkisch können. Wenn unser Verteidigungsminister demnächst Ausländer anheuern will braucht es es bei den "Türken" gar nicht mehr versuchen, sondern muss sein Kanonenfutter wohl von weiter her beschaffen.

  • W
    Wüterich

    Minderheitenschutz ein Mencschenrecht? Ach ja, Erdogan sieht vermutlich Kurden nicht als Menschen an...

  • JN
    jo, na, so ähnlich, wie

    Wie der Herr wirklich tickt wird klar, wenn man sich seine hysterischen Attacken gegen Nordzyprioten anschaut, als die es wagten (erstmalig!) gegen Einsparungen zu demonstrieren: "Wer bist du, dass du sagen kannst: 'Nehmt eure Hände weg'? Ich habe Märtyrer, ich habe Kriegsveteranen, ich habe strategische Interessen", polterte Erdogan vergangene Woche bei einer Pressekonferenz gegen die Inseltürken.

    STRATEGISCHE INTERESSEN heisst es wohl, wenn ein Beitrittskandidat einen Teil der EU besetzt hält.

    Zum Glück haben Nordzyprioten die zypriotische Staatsangehörigkeit und müssen deshalb nicht in die EU.

  • S
    Streberin

    "Die Zuhörer schwenkten dazu tausende türkische, aber auch viele deutsche Fahnen": auf jedem Sitz soll ein Fähnchen schon vor Einlass des Publikums gelegen haben: 70 % türkische Fahnen, 20 % deutsche, 10 % blaue mit dem EU-Strahlenkranz.

  • HS
    Hans Stoffel

    Was meint Ihr wohl, was unsere Politiker sagen, wenn sie im Ausland deutsche "Kolonien" besuchen? Sei es in Spanien, in der Türkei oder in Osteuropa?

     

    Soviel "integriert Euch in Eure neue Heimat" wie hier von Erdogan hört man da mit Sicherheit nicht.

     

    Dieses "böser Türke" oder "Türkei nicht in die EU" geblöke ist wirklich dumm und peinlich.

     

    Es grüßt Euch: Stoffel

  • MZ
    Moe Zart

    Hat sich bisher noch kein Linker oder Grüner über den Herrn Erdogan aufgeregt?

    Schließlich leugnet er den Völkermord an den Armeniern, er raubt den Kurden mit Waffengewalt ihre Kultur, er macht, das das Christentum in der Türkei weiter diskriminiert wird, er hält Nordzypern bestzt, er findet die Vertreibung von Hunderttausenden von Griechen aus der Türkei korrekt.....

    So jemand läßt man in Deutschland frei reden?

    Wo bleibt der Aufschrei der politisch Interessierten?

  • TM
    thomas ma. hahn

    Viele Politiker, auch der Kommentar von deviant! merken es immer noch nicht! das das groesste Problem, die Religion ist. damit meine ich! die moslemische!

    warum hoert man nichts, von Japaner, Italiener usw.? kaum kriminalitaet, weniger "sozialtransfer"!

    Wir leben schon seid 11.Jahren in Barcelona! als ersten wurde katalanisch dann spanisch gepaukt. im Job, in der Schule, im Kindergarten. Ohne Hilfen vom Staat!

    und? es klappt, wir haben uns integriert , ohne Probleme.!

  • K
    Kartoffelkäfer

    Deutschland befindet sich schon seit Jahren in einer tiefen Krise. Die Politiker welche das Sagen haben können durch fehlendes Format ihre Aufgaben zum Wohle des Volkes nicht erfüllen. Schlimmer noch aber ist, bessere, fähigere, ehrlichere mit der entsprechenden moralischen Reife sind nicht in Sicht. Die Krise geht also weiter und genau damit wird Leuten wie Erdogan in die Hände gespielt. Ich habe beruflich langjährigen Kontakt zu türkischen Kollegen. Die Aufrichtigen von ihnen schütteln schon seit Jahren den Kopf über die deutsche Ausländerpolitik

  • F
    Fordler

    @ von vic

     

    "Wichtig ist doch, dass die Kinder auch deutsch lernen - und das hat er schließlich nicht verboten".

    Geht's noch?? Hat der hier bei uns was zu verbieten??

  • M
    Mehmet

    Ich finde es sehr schade, dass er jedes mal die Leute gegeneinander aufhetzt.

    Türkei hat selbst genügend Probleme in der er sich kümmern sollte.

  • HD
    Hermann D. Terwinkel

    Die Rede von Herrn Erdogan ist eine unverschämte Anmassung gegenüber.

    Deutschland . Wie kann es unsere Politik zu lassen, daß hier ein fremder

    Staatsmann so auftritt.Wer zu uns kommt muß zuerst deutsch lernen und sich

    dem Land anpassen nicht umgekehrt. Was würden die Türken sagen, wenn Frau

    Merkel so eine Rede in der Türkei halten würde. Herr Erdogan muß erstmals in

    seinem Land seine Hausaufgaben machen, bevor er anderen Ratschläge er-

    teilt. z.B. Religionsfreiheit, Nutzung der christlichen Kirchen, Neubau von

    christlichen Kirchen, Menschenrechte usw. usw.Da hat Herr Erdogan viel

    zu tun. Vorher darf es auch keinen Beitritt der Türkei zur EU geben.

  • C
    Claus

    Was ich hier von unseren deutschen aufgeklärten Menchen lesen muß, bestützt mich sehr.

     

    Die Kommentare enthalten nichts anderes als Hass und Vorurteile.

     

    Selbst die Radaktion ist von Hass und Vorurteilen erfüllt. Ein Beispiel.... Erdogan sage:" die Türkei sei kein Land mehr der "Hilfe" brauche sondern ein Land das " Hilft" mit neoosmanischen Bestrebungen zu verbinden, ist der Versuch die Araber auf die Türken zu hetzen. Nichts andes. Hier wird massiv versucht die Türkei zi isolieren. Auf der einen Seite blokieren wir die Europäer die EU Beitrittsverhandlungen und auf der anderen Seite werfen wir den Türken neoosmanische Besterbungen vor.

     

    Ob wir es wollen oder nicht, die Türken haben eine kulturelle verbindung vom Balkan bis China und in die arabischen Staaten.

    Wir sollten auch nicht vergessen, dass gerade die Türken aus Lybien auch Ausländer wie Deutsche evakuliert haben.

  • T
    thucko

    Erdogan sprach zu zu den Türken in Deutschland als wären es seine Legionäre.

     

    Schon in den 70ern forderte der damalige türkische Ministerpräsident Ecevit beim Deutschlandbesuch vor seinen Landsmännern die damals noch "Gastarbeiter" waren, das Wahlrecht in Deutschland.

  • Y4
    YOKYOK 42

    Man kann nicht umhin, die Rede Erdogans auch in Bezug zu dem gegenwärtig stattfindenden Wahlkampf zu sehen. Das relativiert seine Aussagen und erklärt, weshalb er ,Osmanischem Denken' verbunden, meint, sich die in Deutschland lebenden Türken - mal eben so - zurechnen zu können.

    Er sollte diese nicht unterschätzen, denn sie können selber denken und für sich entscheiden, was für sie - in Deutschland lebend - das Beste und wirklich wichtig ist.

    Seine Ansichten zu den Menschenrechten sind nach wie vor etwas krude und nicht zielführend. Ihm ist zu empfehlen, auf diesem Gebiet in der Türkei zu beginnen und nach erfolgreichem Abschluss dort, kann er gerne auch bei uns eine weitere Rede halten.

    Ansonsten: Keine Aufregung in Deutschland bei den Deutschen - lohnt nicht - und die im Stadion anwesenden jubelnden Türken oder Türkischstämmigen haben wieder einmal ein echtes Gemeinschaftsgefühl und einen schönen Sonntag gehabt.

  • C
    Christoph

    Erdogan der in der Türkei alle Minderheiten gnadenlos verfolgt und eine Assimilation an das Türkentum verlangt, nennt Assimilation in Bezug auf Türken als Verbrechen gegen die Menschlichkeit, was für eine Schmierenkomödie, es ist an der Zeit das diesem Typen endlich mal klipp und klar zu sagen, das er ein Lügner und Heuchler ist.

  • H
    hann0s

    Die Situation zeigt doch, wie komplex die Situation ist, und die typischen Fehler aller beteiligten Seiten.

    Ja, es is okay, wenn die Türken teile ihrer Heimatkultur behalten möchten, ABER ohne eine gemeinsame Sprache kann es keine Integration geben, von daher ist Sprache eine der wenigen Sachen, die jeder Lernen muss wenn er hier leben will. Da muss der Staat über Sprachkurse dafür sorgen, das jedes Kind das die Grundschule verlässt fließend Deutsch spricht und jeder der hier länger als 2 Jahre lebt die Sprache kann. Was die an 2. Sprachen in ihrer Freizeit lernen ist mir egal und hat den Staat weder zu interessieren noch hat ers zu fördern oder behindern.

    Ja, die Türkei ist ein wichtiger Partner und könnte Geopolitisch noch viel viel wichtiger werden, trotzdem hat der Mann da himmelschreinde Scheiße gelabert, zumindest mit der Sprachforderung. Und das muss man klar ansprechen können, ohne gleich panische Angst zu haben, jemanden vor den Kopf zu stoßen. Wenn die Linkspartei und die ehemals linken Parteien SPD/Grüne nicht endlich ihre Verkrampfung gegenüber diesem Thema lösen, wird dies auf ewig ein Thema für dümmliche Bauernfänger á la Sarrazin werden.

    Erdogans Auftritt war nichts weiter als eine große Wahlkampfveranstaltung, und das was er hier gesagt hat war in großen Teilen auch an die Heimat gerichtet, inklusive einiger dummer Forderungen. Das ein Politiker in diesem ohnehin mehr als sonst gereizten Klima in Deutschland noch solche dämlichen und in letzter Konsequenz auch spaltenden Auftritte für den Wahlkampf nutzt ist das hinterletzte. Natürlich darf er hier auftreten und zu seinen ausgewanderten Mitbürgern usw., reden, aber sätze wie "Unser Präsident" braucht doch wirklich keiner.

     

    Solang nur Säbel gerasselt werden und Stimmungen für Wahlkämpfe genutzt, wird eine Integration niemals möglich sein.

  • H
    Hatem

    Erst türkisch, dann deutsch? Unsinn.

     

    Man sollte immer zuerst die Sprache des Landes lernen, in dem man lebt, schon der Kinder wegen. Wer seine Kinder liebt, sorgt dafür, dass sie im Leben Erfolg haben und das beginnt mit dem Erfolg in der Schule. Da nützt Türkisch nun mal nicht, wenn man in Deutschland lebt.

     

    Erdogan ist und bleibt ein Nationalist. Dass er ein Islamist ist, verschärft die Sache noch.

  • V
    vic

    Wo ist das Problem?

    Wichtig ist doch, dass die Kinder auch deutsch lernen - und das hat er schließlich nicht verboten.

    Die deutschen Leitkultur-Prediger würden auch dafür plädieren, dass Kinder, deren Vorfahren aus Deutschland stammen, "ihre Muttersprache" lernen.

  • K
    keetenheuve

    Der Auftritt in Düsseldorf machte wieder einmal klar, dass die Türkei auf keinen Fall der EU beitreten kann und darf. Erstaunlich ist übrigens für mich regelmäßig die sprach- und hilflose Reaktion von SPD und Grünen auf diese nationalistischen Reden. Mitten in Deutschland ("unser Ministerpräsident") den Deutsch-Türken vorzuschreiben, wie sie sich zu verhalten haben, ist schon unglaublich dreist. Von SPD und Grünen hört man stattdessen nur Kritik an der Kritik daran.

    Immerhin erkennt man deutlich, dass Erdogan es mit seinem Demokratie-Zug-Aufspringen genauso meinte wie er es vor Jahren mal als Zitat gebracht hat.....

  • D
    deviant

    Wenn Unionspolitiker nun krakeelen, dies habe die Integration um Jahre zurückgeworfen, frage ich mich: Meinen sie nun Erdogans Rede oder ihre Reaktion?

     

    Sehen wir es mal realistisch: Der aufgebenen Elterngeneration hat man die deutsche Sprache nie nahegebracht, weil sie schnell wieder verschwinden sollte, wie solle die nun ihren Kindern korrektes deutsch lernen? Andersherum aber ist es aber nun so, dass man, um eine fremde Sprache zu lernen, ersteinmal seine Muttersprache richtig beherrschen muss - die meisten türkischen Kinder (insbesondere der Familien, die die CDU so deutschnational aufm Kieker hat) werden also am Ende besser deutsch können, wenn sie erst türkisch lernen und eine "soziale Heimat" erhalten; auch hier gilt (metaphorisch) das archimedische Prinzip "Gib mir einen Punkt, auf dem ich stehen kann, und ich werde dir die Welt aus den Angeln heben“.

     

    Sprache ist DAS Werkzeug des Verstandes, wenn man den Türken nun die deutsche als quasi alleinige Sprache aufzwingen will, sorgt man letzten Endes nur dafür, dass der Stereotyp des "dummen Türken" betoniert wird.

     

     

    Vergleichen wir mal die Situation der Türken in Deutschland mit einer anderen sozialen Gruppe, die in der Fremde eigene Communities aufbaute, hier nur unter sich blieb und sich nicht integrieren konnte oder wollte, weil sie das unterste Ende der Gesellschaft bildete: Den deutschen Auswanderern, insbesondere in den USA um die Jahrhundertwende

     

    In vielerlei Hinsicht sind sich beide sehr ähnlich, sowohl was die Realität angeht, als auch das allgemeine Bild: Feste Parallelgesellschaften mit eigener Infrastruktur mit festen Banden und letztlich keiner Not sich in den Staat einzugliedern.

    Trotzdem/Deshalb übten aber diejenigen, die den sozialen Aufstieg schafften und sich integrierten eine Vorbildfunktion aus und zogen so die anderen mit sich, so dass heute niemand mehr von geschlossenen deutschen Vierteln mit einer deutschen Verkehrssprache reden kann.

     

    Unterschiedlich sind vor allem die Rahmenbedingungen, die unter anderem das Potenzial der jungen Türken besser zu fördern erlauben, wenn der Staat es denn will - denn auch das gilt für den deutschen Staat stärker als für den us-amerikanischen: Wenn er will (und die CDU/CSU will das offenbar), kann er die Integration der Türken sehr erschweren, indem er hohe Hürden aufbaut, die eher zu Resignation und Widerwillen führen als zu Integration.

    Integration wird nicht befohle, sie ergibt sich ganz organisch...wenn man es denn zulässt.