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Entwickungshilfe vom G20Afrikaner wollen keine Hilfe mehr

Der Gipfel hat Milliardenhilfen für Afrika beschlossen. Doch afrikanische Ökonomen warnen: Die Hilfe mache den Süden nur abhängiger. Der Kontinent müsse es alleine schaffen.

Entwickeln ja, aber zu eigenen Bedingungen: Straßenbauarbeiten in Kenia. Bild: reuters

NAIROBI taz Über das Hilfspaket von 100 Milliarden Dollar, das der G-20-Gipfel am Donnerstag beschlossen hat, kann sich James Shikwati nicht so recht freuen, ebenso wenig wie über die 750 Milliarden, die der Internationale Währungsfonds vorwiegend für arme Entwicklungsländer bekommen soll.

Wenn es nach dem kenianischen Ökonomen geht, dann kann der Westen sich das Geld sparen. "Hilfe, das klingt so unschuldig", sagt Shikwati. "Aber das Problem sind die Folgen: Hilfe macht Afrika auf Dauer abhängig und redet den Menschen hier ein, dass sie ihre Probleme nicht selbst lösen können." Deshalb fordert Shikwati, dass die Entwicklungshilfe abgeschafft wird - am besten sofort. Nur so lasse sich das System ändern, das Afrika in die Armut treibt.

"Nehmen Sie den IWF, der afrikanischen Staaten ständig neue Bedingungen auferlegt, unter denen sie Geld bekommen können: Die nutzen zuallererst den Gebern, nicht den Empfängern", sagt er. Das Gleiche gelte für den Welthandel. "G 8 und EU stecken zusammen 350 Milliarden Dollar Subventionen in ihre Landwirtschaft, aber fordern von Afrika, auf alle Marktbarrieren zu verzichten."

Eine Loskoppelung von Weltbank und IWF fordert Shikwati deshalb, stattdessen eigene Institutionen wie eine afrikanische Zentralbank. "Unser Kontinent verfügt über genug Ressourcen, um seine Wirtschaft selbst in die Hand zu nehmen."

Helfen, sagt Shikwati, könne Afrika sich selbst: In der gegenwärtigen Hungerkrise hätten wohlhabendere Kenianer, die der städtischen Mittelschicht angehören, bereits hohe Beträge gespendet, die Kenia direkt zugutekämen. Anders hingegen seine Bilanz für die Entwicklungshilfe: Für jeden gezahlten Dollar aus dem Norden flössen 1,30 Dollar in die industrialisierte Welt zurück.

Shikwati ist mit seiner Forderung nicht allein. Die sambische Ökonomin Dambisa Moyo etwa, die bis vor Kurzem bei der Investmentbank Goldman Sachs gearbeitet hat, wirft der Entwicklungshilfe schlicht Versagen vor. "Mehr als 1 Billion US-Dollar Entwicklungshilfe in den vergangenen fünfzig Jahren haben kaum etwas erreicht."

Hilfsgelder aus anderen Staaten führten nicht zu Wachstum, sondern seien im Gegenteil eine Wachstumsbremse. "Hilfe führt zu Korruption, sie manifestiert Abhängigkeiten und nährt eine Bürokratie, die auf die Verwaltung des Status quo statt auf die Förderung einer Unternehmerschicht ausgerichtet ist."

Das Gute an der Krise, sagt Moyo, deren Buch "Dead Aid" gerade erschienen ist, sei der Zwang zum Wandel. "Auf mittlere Sicht wird die Entwicklungshilfe sinken, und Afrika kann endlich seine eigene Strategie für ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum abstecken."

Dass Afrika sich selbst aus der Not befreien muss, glaubt auch der Börsenmakler Aly-Khan Satchu. Sein Ratgeber "Jeder kann reich werden", der einfache Bürger zu Investoren machen soll, ist in Kenia zum Bestseller geworden.

"Afrikaner sind im Herzen Unternehmer", sagt Satchu. "Wo immer man hinguckt, sind Märkte, jeder versteht etwas von Preisen, vom Kaufen und Verkaufen, die Leute brauchen nur die Chance, dieses Wissen anzuwenden." In Südafrika oder Botswana, wo das Unternehmertum gefördert worden sei, sei die Wirtschaft in den vergangenen Jahren überproportional gewachsen.

Dass die Herausforderungen riesig sind, das gibt auch Shikwati zu: Krankheiten, Hunger, Korruption, schlechte Ausbildung seien Schwächen, die aber mit einem "Weiter so" nicht überwunden werden könnten. "Derzeit haben wir eine Problemmentalität: Es gibt Probleme, und man wartet, dass jemand hilft", so Shikwati. "Was wir brauchen, ist eine Mentalität der Chancen."

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3 Kommentare

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  • CG
    Christian Glaunsinger

    Zu allem Übel stützt sogenannte Entwicklungshilfe schlechte Regierungen in Afrika. Diese können unbeschwert der Korruption frönen und Misswirtschaft befördern. Kommt es zur Katastrophe, werden diese nicht etwa auf eigene Fehler zurückgeführt, sondern von den Gebern raschere Hilfe gefordert. Am Beispiel Äthiopiens lassen sich die vielfältigen negativen Folgen der Entwicklungshilfe leicht zeigen. Entwickelt hat sich dort über Jahrzehnte in erster Linie Afrika's größte und bestausgerüstete Armee. Die Großzügigkeit der USA aber auch EU bezahlen die Äthiopier mit steigendem Einfluss von AfriCom und fragwürdigen Interventionen in Nachbarländern, sowie der Bedrohung der Bauern durch Agrarkonzerne und deren aggressiven Expansion. Sogenannte Katastrophen werden uns von dort alle 3 Jahre präsentiert. Dabei handelt es sich erstens nicht wirklich um außergewöhnliche Naturphänomene, sondern um die Folgen einer politischen Katastrophe; dem Festhalten an einem Monopol des Staates am Boden mit verheerenden Auswirkungen und einer ansonsten weitgehenden Vernachlässigung der Bevölkerung auf dem Lande. Journalisten werden häufig in ausgewählte Gebiete gefahren, welche von jeder Versorgung abgeschnitten wurden um die Aktivitäten von Rebellen und deren Unterstützung durch die Bevölkerung auszuhungern. Ankommende Hilfe landet oft genug gar nicht bei den Hungernden, sondern bei genau dem Militär, welches diese Repression ausübt. Ein Ende der ’Entwicklungshilfe’ würde diese ganzen verheerenden Folgen eben nicht mehr abfedern, sondern der Bevölkerung vor Augen führen, welch rücksichts- und verantwortungslose Regierung sie bislang erduldet. Und genau dies würde in vielen Provinzen, Städten und Ländern Afrikas zu Opposition, Protest und Aufständen führen, welche das Aus korrupter und inkompetenter Regierungen bedeuten würde und letztlich solche hervorbrächte, welche die elementaren Bedürfnisse der Völker wahr- und ernst nähmen. Ein weiter so wird den jämmerlichen Staus Quo Afrikas hingegen konservieren, bis China sich mit noch konsequenteren und verantwortungsloseren Stützungsmaßnahmen etablieren kann.

  • BW
    Bernhard Wagner

    Der Ökonom aus Kenya hat nur insofern recht, als viele Arten der Hilfe abhängig machen und dass viele Arten der Hilfe, auch je nachdem, an wen und wofür Gelder etc. geliefert werden, sogar schaden kann.

     

    Aber daraus folgt überhaupt nicht, dass dies für jede Hilfe gilt. Beispielsweise ist es ja oft nur ein bescheidener Ausgleich für strukturelle Benachteiligungen (vgl. Währungsfonds, Monopole bei Rohstoffhandel u.s.w.)

     

    Und angesichts der gigantischen Zerstörungen, die Kriege und Krankheiten - leider nicht nur als Klischee - in Afrika angerichtet haben und bis heute anrichten, ist es eine humane Pflicht - natürlich nur, wenn man überhaupt eine humane Ehtik hat - dass Bevorzugte Benachteiligten helfen.

     

    z.B. gerade durch Weitergabe von technischem Know-How, wo Europa u.a. aus vielen Gründen einen Vorsprung haben, sei es Medizin, sei es erneuerbare Energie - als "Hilfe zur Selbsthilfe" wie es manchmal heißt. Eine Studentin aus Ghana, die ich kennen gelernt habe, die in Deutschland studiert hat, hat weder sich noch ihr Land abhängiger gemacht, sondern unabhängiger, um nur 1 positives Beispiel zu nennen.

     

    Sehr sinnvolle Hilfe kann z.B. so aussehen:

    http://www.tiloo.ch

     

    Außerdem wäre angesichts der immer schärfer werdenden Katastrophe von Mangel an sauberem Wasser, woran in Afrika jede Woche TAUSENDE Menschen elendlich sterben, und sinkender Grundwasserspiegel, zunehmender Dürren etc. dringend eine Hilfe für Meerwasseraufbereitung mithilfe von erneuerbaren Energien angebracht.

     

    vgl. z.B. unter http://www.chemie.de/lexikon/d/Solare_Meerwasserentsalzungsanlagen/ die Absätze zu: MEH-Verfahren - Thermische Entsalzung mit Niedertemperaturwärme z.B. aus Sonnenkollektoren , und: Mehrstufige Meerwasserentsalzung (FH Aachen)

    Und etwas ganz neues ist: http://www.innovations-report.de/html/berichte/umwelt_naturschutz/energiearme_meerwasserentsalzung_130405.html

    - eine neue Technik, wie mit nur 1,5 kWh Energie 1 Kubikmeter Meerwasser aufbereitbar ist.

     

    Und da viele gewisse "Eliten", die es zahlen könnten, überall in der Welt, auch in Afrika, ihr Geld lieber anderweitig investieren, ist eine Hilfe, die möglichst der Mehrheit zugute kommt, auch in diesem Fall eine Frage der 'Humanität'.

     

    Jegliche Arroganz ist dabei alldings tunlichst zu unterlassen. Wer zufällig nicht der ist, der von einem Löwen angefallen wurde, sondern der, welcher diesem helfen kann, hat keinen Grund darauf stolz zu sein.

     

    Auch sollten Fehler der Vergangenheit, siehe oben, natürlich möglichst vermieden werden.

  • E
    Entwicklungshilfekritiker

    Oftmals firmiert unter >>Entwicklungshilfe