: Entwertete Verantwortlichkeit
■ betr.: Zum Rücktritt von Rudolf Seiters
betr.: Zum Rücktritt von Rudolf Seiters
„Honorig, verantwortungsvoll, angemessen“ – Vokabeln, mit denen der Rücktritt des Bundesinnenministers bedacht wird.
Sind in diesem Falle solche Attribute wirklich berechtigt? Wer für ein Desaster – wie Herr Seiters beteuert – persönlich nicht verantwortlich ist, wen keinerlei Schuld daran trifft, der soll und kann die Verantwortung dafür auch nicht übernehmen. Verantwortlichkeit ist Faktum nicht Ermessenssache, nicht Willensentscheid. Geradestehen für etwas, wofür man nicht verantwortlich ist, das ist letztendlich weder honorig noch verantwortungsvoll, noch angemessen – darauf können wir verzichten!
Auch in der Politik genügt es vollkommen, wenn diejenigen Konsequenzen ziehen, die persönlich – mittelbar oder unmittelbar – tatsächlich verantwortlich sind. Wenn wir es einfach hinnehmen, daß „persönlich nicht Verantwortliche“ pro forma Verantwortung übernehmen, dann entwerten wir nicht nur die Verantwortlichkeit, dann werden wir die Verantwortungsbewußten, die Sensibleren in Politik und Öffentlichkeit bald verlieren – wird den Verantwortungslosen also das Feld überlassen. Georg Ignatius,
Malsburg-Marzell
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