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Enttäuschung in BosnienKritik an EU-Abkommen mit Serbien

Auf dem Balkan herrscht viel Skepsis darüber, ob die Nachgiebigkeit der EU gegenüber Serbien Ergebnisse zeigt.

Serbiens Präsident Tadic und sein Außenminister durften schonmal mit Solana aufs Familienfoto - anders als Bosnien. Bild: dpa

SARAJEVO taz Glücklich ist in den Nachbarländern Serbiens niemand über den Abschluss des Stabilitäts-und Assoziierungsabkommens (SAA) der EU mit Serbien. Manche sind enttäuscht. "Eine kalte Dusche für Bosnien und Herzegowina", titelte am Mittwoch die Tageszeitung Oslobodjenje in Sarajevo. Brüssel gab nicht nur Serbien grünes Licht, gleichzeitig stellte die EU den Abschluss eines SAA-Abkommens mit Bosnien und Herzegowina zurück, obwohl noch wenige Tage zuvor die EU die Bereitschaft zur Unterzeichnung an Bosnien signalisiert hatte.

"Uns wird gesagt, es existierten technische Probleme mit der Übersetzung des Textes in 27 Sprachen", erklärte das kroatische Mitglied des bosnischen Staatspräsidiums, Zeljko Komsic, "für Serbien existieren die offensichtlich nicht." Für Haris Silajdzic, Vertreter der bosniakischen Volksgruppe im Staatspräsidium, ist es ein einmaliger Vorgang, dass "ein wegen Kriegsverbrechen und Genozid angeklagter Staat belohnt werde", während die Opfer der Aggressionen der 90iger vertröstet würden.

Am Rande einer Konferenz des Regionalen Kooperationsrates in Sarajevo, an dem Diplomaten aus allen Staaten Südosteuropas teilnahmen, tauchten am Dienstag viele kritische Stimmen auf. Es sei gut gewesen, Hürden für die einzelnen Staaten aufzustellen, um sie zu zwingen, einen Rechtsstaat aufzubauen, erklärte Momcilo Radulovic von der "Bewegung für Europa" aus Montenegro. Aus taktischen Gründen dürfe man nicht alles Erreichte in Frage stellen.

Viele Teilnehmer zeigten sich entsetzt darüber, dass die EU als Vorbedingung für die Unterzeichnung des Abkommens nicht mehr die Festnahme gesuchter Kriegsverbrecher einfordert. Der Vorsitzende des 1999 gegründeten "Stabilitätspaktes für Südosteuropa", der lange Jahre auf dem Balkan tätige österreichische Diplomat Erhard Busek, erklärte, "diese Politik des Appeasements hat auf dem Balkan niemals Erfolg gehabt". Busek erinnerte damit an die Reaktionen aus Europa zu Beginn der Balkankriege 1991 und während des Bosnienkrieges 1992-95, als die europäischen Mächte immer wieder versuchten, der damaligen serbischen Führung unter Slobodan Milosevic entgegenzukommen. Nach Busek gibt es zwei Positionen in der EU beim Vorgehen gegenüber Serbien: "Die einen glauben, mit einem weiteren Entgegenkommen die europäisch ausgerichteten Kräfte in Serbien zu stärken, die anderen sind da skeptisch. Zu Letzteren gehöre ich." Busek präzisiert seine Haltung: "Es entsteht auf dem Balkan das Gefühl, Serbien werde bevorzugt, man denke nur, wie klar die Position der EU in Bezug auf Kroatien im Falle des vom UN-Tribunal in Den Haag gesuchten Generals Ante Gotovina war." Buseks Resumée: "Man hat jetzt einfach Positionen aufgegeben, ohne etwas dafür zu bekommen. Das ist ein sehr schwaches Verhandlungsergebnis der EU".

Die Reaktionen in Serbien geben Busek Recht. In der Presse werden nicht die proeuropäischen Kräfte unter Präsident Boris Tadic, sondern der bisherige Ministerpräsident Vojislav Kostunica gelobt. Die Entscheidung der EU wird als Kapitulation Brüssels und als ein Sieg Kostunicas interpretiert. Sollten bei den serbischen Parlamentswahlen am 11. Mai die Nationalisten triumphieren, dürfte das gravierende Konsequenzen haben. Der mit der Bildung einer Rechtskoalition liebäugelnde Kostunica hat schon angekündigt, das Abkommen mit der EU annullieren zu wollen. Für Kostunica bedeutet das Abkommen implizit die ungeliebte Anerkennung der Unabhängigkeit Kosovos. ERICH RATHFELDER

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9 Kommentare

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  • Q
    querulant

    Lieber Herr Rathfelder,lassen Sie sich von diesen Ignoranten nicht bange machen! Fikret Abdic als "klugen Vermittler" darzustellen! Von den Freunden der blauen Lilie zu reden. Weiß er denn nicht, dass die bosnische Lilie golden ist? Und dann wagt er zu behaupten, es hätte in Bosnien insgesamt "nur 100.000 Tote gegeben". Als ob es auf die Zahl ankäme! Das kann man doch nicht ernst nehmen. Aber ich finde es unglaublich, hier so viele proserbische Kommentare zu lesen. Von wem die wohl alle kommen? Sie sind von ihrem Wesen und ihrer Art her den pro-chinesischen und anti-tibetischen Kommentaren,die man in jüngster Zeit so häufig liest, aber die mir auch schon seit längeren bekannt sind, so ähnlich: hier wird der Dalai Lama als "Wolf in Mönchskutte" diffamiert, dort Izetbegovic als "Betonkopf"... und haufenweise plumpe, dummdreiste, selbst von einem Zwölfjährigen durchschaubare Propagandalügen (Und die konnte ich vor so vielen Jahren in dem Alter ohne weiteres als solche erkennen!)

    Natürlich kann man nicht alle Serben als böse ansehen: aber eine Vielzahl ihrer Politiker und deren Anhänger sind es zweifellos, das haben sie durch ihre Taten und ihre Worte hinlänglich bewiesen, und tausend zweitklassige Freisprüche durch einen voreingenommenen Internationalen Gerichtshof werden daran nichts ändern. Und jeder, der diese Taten relativieert oder gar rechtfertigt, ist in meinen Augen genau so schuldig wie die tatsächlichen Täter (ob es vielleicht sogar die Täter selbst oder ihre Helfershelfer oder einfach ihre Apologeten sind, die hier schreiben, darüber möchte ich lieber nicht spekulieren. Aber vieles hört sich genau so an) Genau so wenig wie an der Tatsache, dass die von Serben bewohnten Gebiete in Bosnien größtenteils mit Waffengewalt geraubt wurden und daher ihre Legitimität bestenfalls sehr zweifelhaft ist. Und dass die ethnischen Säuberungen, genau so wie das Genozid im Dritten Reich generalstabsmäßig und von langer Hand geplant war, und die Racheakte der Bosniaken an den Serben nicht von der bosnischen Regierung sanktioniert waren. Hier das Gegenteil behaupten zu wollen und uns die alten Milosevic-Propagandalügen und larmoyanten, von Selbstmitleid triefenden Rechtfertigungen aufzutischen, für wie dumm halten die uns eigentlch?

    Da ich Ihre (und natürlich auch die der anderen) Berichte über den Balkan seit langem aufmerksam verfolge, glaube ich sehr wohl, dass sie gut recherchiert und objektiv sind, und ich kann Ihnen nur sagen: Nennen Sie die Dinge weiterhin beim Namen! Keep up the good work!

  • L
    Lars

    Mal wieder auf gefühlt hunderten Seiten das übliche Opfergetue von muslimischer Seite, die sehr erfolgreich darin war, jahrelang die westliche Öffentlichkeit an der Nase herumzuführen. Wie anders ist es zu erklären, dass die Zahl der bosnischen Kriegstoten durch unabhängige Zählungen zuletzt massiv nach unten korrigiert wurde auf nur noch 100.000, serbische Opfer mit eingerechnet. In Bosnien haben im Krieg alle drei Volksgruppen Dreck am Stecken gehabt, die Serben mögen mit Srebrenica die größte Schuld auf sich geladen zu haben. Hier Vergleiche mit der Vernichtungsmaschinerie der Nazis zu ziehen ist aber nichts als übelste Propaganda und Geschichtsfälschung.

    Auch wenn es einigen Freunden der blauen Lilie nicht passt, die Republika Srpska wird noch lange bestehen. Und um so dreister die Muslime (auch selbstanmaßend Bosniaken genannt) in Bosnien eine Führungsrolle einfordern, um so größer wird die Wahrscheinlichkeit, dass sie am Ende ohne Serben und Kroaten dastehen, und damit auch ohne die von diesen bewohnten Siedlungsgebiete. Aber bei den Lilienfreunden regieren halt noch immer Betonköpfe vom Schlage eines Izetbegovic, wo kluge Vermittler vom Schlage eines Abdic der Sache viel eher dienlicher wären. Aber bosnisch-muslimischer Nationalismus und Chauvinimus hat dank entsprechender medialer Flankierung noch immer Gelegenheit, sich das Opfermäntelchen des Befreiungskämpfertums umzuhängen und aus dieser Tarnung heraus andere Volksgruppen mit Dreck zu bewerfen.

  • A
    Alija-Iz

    Wieder einmal sind auf dem Balkan die Opfer zu Tätern gemacht worden, und der Aggressor wird belohnt. Es wäre viel besser gewesen, wenn Europa damit gedroht hätte, die sog. "Republika Srpska" in Bosnien nicht mehr anzuerkennen. Ein Gebilde, das durch Völkermord und Vertreibung entstanden ist, eine Apartheidsgesellschaft, die den dort beheimateten nicht-Orthodoxen ihr Recht auf freie Niederlassung und auf freie Ausübung ihrer Religion verweigert,oder überhaupt das Recht dort zu leben, und zwar gleichberechtigt, nicht als Bürger zweiter Klasse, hat in einem Europa, das beansprucht, für ebendiese Rechte einzutreten, nichts zu suchen.

    Der Freispruch Serbiens vom Genozid in Bosnien ist ein Fehlurteil und eine Justizfarce und hat für mich keinerlei Gültigkeit, da wichtige Beweismittel wie die Protokolle des serbischen Verteidigungsministeriums aus dieser Zeit nicht zugelassen oder ignoriert wurden.

    Serbien und die Serben Bosniens waren in diesem Krieg eindeutig der Aggressor und haben den größten Anteil an den dort begangenen Verbrechen. Und wenn auch die Muslime Verbrechen begangen haben, ist das wie den Holocaust mit den Racheakten von polnischen und tschechischen Zivilisten an den Sudetendeutschen und den Schlesiern nach 1945 (vor und während ihrer Vertreibung, die dann genau so wie der Holocaust und der Völkermnord in Bosnien von den Machthabern geplant und durchorganisiert war,und bei der Terrorakte gegen die Opfer erwünscht und voll beabsichtigt waren) zu vergleichen. Für den einzelnen macht dies alles natürlich keinen Unterschied und ist genau so schrecklich, aber da die Serben nicht an individuelle Schuld sondern nur an die kollektive Haftung glauben, sei ihnen gesagt, dass sie genau so wie die Nazis mit dem Holocaust Schande und unauslöschliche Schuld auf sich geladen haben, und diese Schuld verjährt niemals. Noch in 500 Jahren wird man daran denken, und so wie man im Iran und Zentralasien den unartigen Kindern heute noch sagt, Dschingis Khan käme sie holen, wird man in Bosnien den unartigen Kindern sagen, Karadzic käme sie holen, wenn sie sich nicht benehmen.

    Das kulturelle Erbe der Bosniaken und die historischen Bauwerke aus der mittelalterlichen und der osmanischen Epoche sind im übrigen Teil des Weltkulturerbes der Menschheit, und niemand hat das Recht, es auszulöschen und es auf den Müllhaufen der Geschichte zu werfen! Was für die tibetische Kultur gilt, muss erst recht in Europa gelten! Sonst wird Europa ad absurdum geführt. Sonst gilt nur wieder einmal das Recht des Stärkeren.

    Es geht den Bosniaken nicht um eine Wiederherstellung des Osmanischen Reiches oder um eine Reislamisierung des Balkans oder gar um die Unterstützung des sog. "Internationalen Terrorismus"(das ist nichts als bösartigste Verleumdung und Lügenpropaganda), sondern nur darum, in ihrem Land nach ihren eigenen Vorstellungen zu leben oder überhaupt am Leben zu bleiben. Wer von den Nichtmuslimen in Bosnien bereit ist, ihnen dabei mit dem gleichen Respekt und der gleichen Achtung entgegenzutreten, den er für seine eigene Volksgruppe erwartet (und erwarten kann), der sei willkommen. Wer mit der Existenz des bosnischen Staates oder dem Volk der Bosniaken oder mit den Muslimen und dem Islam überhaupt, ein Problem hat, dem soll, wie Haris Silajdzic' ganz zu Recht gesagt hat, freigestellt sein zu gehen wohin er will, aber er kann keinen Quadratzentimeter bosnischen Bodens mit sich nehmen!!! Und Petar sei es gesagt, Karadzic`und Mladic' ist es ebenfalls nicht gelungen, die Bosniaken loszuwerden, und Milosevic ist dies ebenfalls mit den Kosovaren nicht gelungen. Kosovo ist nicht Serbien, und genauso wenig ist Bosniern oder ein Teil Bosniens serbisch, besonders im Anbetracht der Tatsache, dass die Bevölkerung auf dem Territorium der sog. "RS" vor dem Krieg nur zu ca. 50% serbisch war, und die Serben in Bosnien heute ca. 37% der Bevölkerung stellen (und es werden durch Ab- unds Auswanderung immer weniger, während der Anteil der Bosniaken zunimmt und sie bald die absolute Mehrheit in ihrem Land darstellen werden). Warum sollen weniger als 40% der Bevölkerung eines Landes 50% des Territoriums für sich beanspruchen und alle anderen davon ausschließen? Außerdem ist das bösartige, gemeine, dümmliche Projekt zweier längst verstorbenen, jämmerlichen, bankrotten Diktatoren, ethnisch reine Staaten herzustellen und die mißliebige Bevölkerung und jede Erinnerung an sie oder an die Geschichte auszulöschen, gescheitert. Hier einige Tatsachen: Viele Muslime von Kozarac sind wieder dort, genau so wie nicht wenige Serben von Drvar in der Föderation, d.h. unter der muslimisch-kroatischen Regierung leben. Die Moscheen in Srebrenica und Zepa wurden wieder errichtet, und falls es notwendig sein sollte, werden sie wieder und wieder neu errichtet werden. Im Anbetracht dessen sollte das unselige Erbe dieser jämmerlichen bankrotten Dikatatoren, deren Name nicht wert ist genannt zu werden, nicht länger über das Leben und die Rechte der Völker auf dem Balkan bestimmen, und genau so sollten ihre Nachfolger und Anhänger von der Macht und dem öffentlichen Leben getrennt werden.

    Fazit: ein stabiles und friedfertiges Serbien wird es wohl erst geben, wenn mit ihm genau so verfahren wird wie mit Japan nach dem 2. September 1945: Abtrennung aller seit 1878 gewaltsam eroberten Gebiete, Zerschlagung des Militärapparats, Zerstörung aller schweren Waffen und Entfernung aller militaristischen und faschistischen Personen aus dem politischen Syszem und dem öffentlichen Leben. In Japan hat dies zu einer stabilen, freiheitlichen und wohlhabenden Gesellschaft geführt, die für ihre Nachbarn keine Gefahr mehr darstellt, und die von ebendiesen (und im Falle Chinas und Nordkoreas sehr aggressiven) Nachbarn doch nicht überrant worden ist. Und dies nicht nur weil die USA sie beschützen, die Japaner sind sehr wohl in der Lage sich gegen jede Aggression zu wehren, und es soll ja auch keinesfalls den Serben oder irgendjemanden das Recht abgesprochen werden sich zu wehren, sehr wohl aber das Recht oder die Möglichkeit, andere Völker anzugreifen oder zu unterdrücken, und das unter Missbrauch zweifelhafter historischer Fakten. (Wie lange war denn das Kosovo im Mittelalter serbisch, 100 Jahre?) Leider wird es nicht geschehen. Europa verhält sich auf dem Balkan weiterhin ideenlos, orientierungslos, planlos, kraftlos, saftlos. Die Bosniaken sind völlig auf sich allein gestellt, und es wird ihnen sehr schwer fallen, sich zu behaupten. Aus Angst und schlechtem Gewissen wird man ihnen immer misstrauisch und ablehnend oder gar offen feindselig begegnen. Wer aber sagt,der Islam soll wieder dahin gehen, wo er herkommt: Bosnien ist schon seit dem 9. Jahrhundert die Heimat der Bosnier und die Bosniaken können schon allein deshalb nicht in die Türkei, weil sie eben keine Türken sind, die Türkei nicht ihre Heimat ist, sondern Bosnien, und wenn sie Muslime sind, haben sie das Recht, es zu bleiben. Sonst müssten die Serben ja auch wieder zurück in die Ukraine und wieder heidnisch werden. Aber es ist vergebliche Liebesmüh, Ultranationalisten und Faschisten mit vernünftigen Argumenten kommen zu wollen, da sie ja nur die Sprache der Gewalt verstehen. Da sie für Leute, die nicht so sind wie sie, nichts übrig haben. In den ganzen proserbischen Kommentaren, die ich hier gelesenhabe, werden die Serben zu Opfern stilisiert, die Anführer ihrer Gegner politisch difamiert und z.B von den Opfern von Srebrenica gar nichts gesagt (und bitte, erspart mir die Propagandalüge, die Bosniaken hätten rund um srebrenica 3000 serbengetötet, denn die ist längst widerlegt. Fangt nicht an, Opfer gegen Opfer zu rechnen. Ausschlaggebend ist wer der Angreifer war, und das ist auch längst festgestellt. Nun gut - nächstes Mal wird nicht 1992 sein, und ihr werdet dann kein leichtes Spiel mit uns haben. Ich sage dies, weil es nicht möglich ist, sich mit bestimmten Leuten einvernehmlich zu verständigen. Sie verstehen nur die Sprache der Gewalt, und ich fürchte, es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Bosniaken wieder angegriffen werden. Man könnte es auch so sagen: "Die wahren Provokateure sind wir. Einfach weil wir vorhanden sind. Und wisst ihr was? Wir gedenken es zu bleiben!"

    Und was mich persönlich angeht: ich werde diesen Sommer nicht in oder durch die "RS" reisen, und überhaupt nicht, solange sie besteht. Und das nicht weil ich Angst hätte, irgendein Serbofaschist oder ein Apologet der Serbofaschisten, der das hier liest, fühlte sich bemüßigt, mir ein paar Ohrfeigen zu geben oder vielleicht auch ein Messer in den Rücken zu stoßen (die Mörder von Srebrenica haben ja auch ihren Opfern in den Rücken geschossen, weil sie nicht fähig waren, ihnen in die Aufgen zu sehen; was das über ihren Mut aussagt, ist ja wohl klar. Aber vielmehr weil ich nichts mit Leuten zu tun haben möchte, die Blut an den Händen haben, oder Völkermord gut heißen, oder in einem Cafe oder Geschäft oder Tankstelle Geld auszugeben, dessen vorheriger Besitzer vielleicht ermordet oder vertrieben wurde. Nicht nur der Gedanke wäre mir unerträglich, jemanden unterstützt zu haben, der Blut an den Händen hat, sondern ich würde mich auch betrogen und über den Tisch gezogen vorkommen.

  • CR
    Ceca Raznjatovic

    Getroffene Hunde bellen.

  • L
    Lars

    Man sollte Herrn Rathfelder keinen zu großen Vorwurf machen, was die Berichterstattung betrifft. Schließlich ist es seit Jahren ideologischer Grundkonsens großer Teile der deutschsprachigen Journalisten, dass die Serben (wo auch immer) im Zweifelsfall die Bösen sind und das beste Mittel dagegen ist, ihre Siedlungsgebiete in verschiedene Staaten zu zerstückeln, wo sie dann als ethnische Minderheiten in den Genuss einer vermeintlichen Alles-wird-gut-Multikulti-EU-Integration kommen.

    Ob die betroffene serbische Bevölkerung das will, spielt keine Rolle - siehe Nord-Kosovo, siehe Republika Srpska, denn die EU (und mit ihr ein Heer westlicher Propagandisten an der medialen Berichterstattungsfront) wissen natürlich am Besten, was für die die rückständigen renitenten Balkanvölker gut ist. Und um sich in diesem Weltbild zu bestätigen, sucht man sich dann in Belgrad, Sarajevo oder wo auch immer entsprechende Persönlichkeiten, die bereit sind, sich diesen Sichtweisen und damit verbundenen Spielregeln zu unterwerfen. So kann dann ein auf der Außenbahn der serbischen Innenpolitik agierender Krawallpolitiker, Provokateur und Opportunist wie Cedomir Jovanovic im westlichen Blätterwald als Heldengestalt erscheinen, weil er bereit ist, hiesigen Wünschen zu Kreuze zu kriechen.

    Und von dem was die serbische Presse schreibt nimmt man eh nur das zur Kenntnis, was in unter westlichem Einfluss stehenden Medien publiziert wird, weil der gemeine serbische Journalist in seiner durch Miderbemittelung hervorgerufenen Unkenntnis der Welt eh nur Lügen und selbstmitleidiges Geheule veröffentlicht. Mit der serbischen Realität hat das wenig zu tun. Aber das ist vielen hiesigen Journalisten egal, es kommt ja darauf an, im Sinne des eigenen Weltbildes Propaganda zu betreiben und nicht etwa die Wirklichkeit versuchen möglichst objektiv abzubilden.

    Dann müsste man sich ja auch mit den völkerrechtswidrigen Schweinereien der EU im Kosovo beschäftigen, und wer will deswegen sich schon Ärger bei der Obrigkeit einhandeln, wenn das Leben so komfortabel und einfach sein kann, wenn man nur das richtige Weltbild hat.

    Wer sich mal mit Nationalismustheorie beschäftigt, wird wissen, dass es genau der falsche Weg ist, auf ein Land / Volk ständig Druck auszuüben, es zu nötigen, in die Enge zu treiben, dass dadurch Nationalismus erst provoziert wird.

    Genau diese Entwicklung kann man in Serbien wunderbar beobachten. Insofern hat sich der Westen die Folgen seiner permanenten Belagerungs- und Nötigungspolitik, also einen Regierungswechsel zu EU-kritischen Parteien nach den serbischen Wahlen am 11. Mai, selbst zuzuschreiben. Es wird keine Ruhe auf dem Balkan geben, solange nicht auch Serbien durch die EU eine respektvolle, gerechte Politik widerfährt. Davon kann derzeit keine Rede sein. Insofern: Nichts neues auf dem Balkan.

  • S
    Surfer

    Herr Rathfelder,

     

    ich muss leider sagen das Sie nicht geeignet sind über den Balkan zu schreiben! Ich zweifel ihre Neutralität und Objektivität als Reporter an. Sie sind sehr gut in Hetzkampagnen und Propagandaberichten. Es geht nur gegen Serbien. Alle anderen Parteien auf den Balkan haben bei Ihnen weise Westen. Nicht mal ein kleiner Blutfleck ist zu finden. Ich warte mal auf einen kritischen Bericht über Albanien (Kosovo), Bosnien, Kroatien, Montenegro, Mazedonien usw. !? Gar nichts !?!? Laut ihnen ist Serbien das Land des bösen und muss vom Erdboden verschwinden. Beweisen Sie mir bitte das ich mich Irre. Und schreiben Sie mal wirklich was Allgemeines über alle Völker auf den Balkan und wir beide Wissen das die anderen Völker auch Leichen im Keller haben!

  • G
    Gajur

    Auf jeden Fall haben diejenoigenrecht, die dieser Entscheidung kritischgegenüber stehen oder sie ablehnen. Siehe hierzu auch "Planlos in Pristina" vom 13.04.08. Europa verfolgt auf dem Balkan keine klare Linie und kein klares Ziel, nur Appeasement den Serben gegenüber. Das hat schon bei Milosevic nicht funktioniert, und diesmal wird es auch nicht funktionieren. Leidtragende werde wie immer die Bosniaken und Kosovaren sein, die sich in Europa nicht frei bewegen dürfen, während den serben genau dieses Recht eingeräumt wird.

    Für weiter interessierte Leser siehe auch: www.greatersurbiton.wordpress.com und dort: "Serbia-what is to be done?", und Srebrenica Genocide Blog , Michael Karajis Shaina's Bosnia Vault.

  • C
    chilly

    Herr Ratfelder sie als bekennender antiserben Journalist sollten wissen das die EU auch bei Bosnien die Bedingungen runtergeschraubt haben, und Bosniens territoriale Integrität wurde von keinem Staat der EU in frage gestellt, und sie reden von strafe und Belohnung obwohl 37% der bevölkerung Bosniens Serben sind und sich mit so einem Staat nicht definieren wollen und Unabhängigkeitbestrebungen haben, recht auf Selbstbestimmung fordern. Serbien hat all seinen Nachbarn als sie ihre ratifizierungen und unterschriften machten begrüßt und jetzt picken sie sich als einer der angeblich Frieden will nur den extremen silajdzic raus und erklären seine Meinung zur bosnischen Meinung. ist das Unparteilichkeit Herr Ratfelder? in meinen Augen sind Journalisten ihres Schlages die Motoren und Väter des Balkanhasses der neuzeit.

    versuchen sie wenigstens einen Bericht zu verfassen ohne den Serben durch den Kakao zu ziehen, und sie werden merken das es auch geht, die frage ist wie können sie dabei nur ruhig schlafen, Herr Ratfelder? und außerdem Herr Ratfelder wollen wir Serben auch nicht in einem Staatenbund sein mit Menschen die uns so verteufeln das werden die nächsten Wahlen in Serbien zeigen, also brauchen sie sich keine sorgen machen das wir Serben EU mitglieder werden.

  • P
    Petar

    Der gute, alte Herr Silajdzic (war bereits Minister der bosn. Kriegsregierung!!), vielleicht sollte man ihn auch aufklären, dass dieser "wegen Kriegsverbrechen und Genozid angeklagte (Betonung liegt auf ANGEKLAGTE!) Staat" bereits freigesprochen (buchstabiert: F R E I G E S P R O C H E N) wurde. Dass der feine Herr ein Problem mit Serbien und dem serb. Volk hat ist kein Wunder, schliesslich ist es ihm bereits zu Kriegszeit nicht gelungen das serb. Staatsvolk in Bosnien und Herzegowina nach kroatischem Vorbild loszuwerden! Ich als serb. Bosnier begrüsse diesen Schritt der EU, immerhin ist Serbien nicht nur für uns Bosnier ein wichtiger Partner, sondern für die ganze Region und Europa! Nur ein stabiles Serbien bringt nachhaltigen Frieden und Wohlstand auf dem Balkan.