piwik no script img

Entschleierung

■ Umweltverbände kritisieren „geschönte“ Zahlen über Waldsterben / Insgesamt rund 220.000 Hektar Wald tot

Bonn (ap) - Als „Verschönerung“ der Wirklichkeit haben am Mittwoch in Bonn mehrere Umweltorganisationen den diesjährigen Waldschadensbericht der Bundesregierung bezeichnet. Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz warfen sie der Regierung vor, das Mittel der Statistik zur „Verschleierung“ der wirklichen Situation zu benutzen. Im Gegensatz zum Waldschadensbericht, der den Anteil der abgestorbenen Waldflächen mit nur 0,3 Prozent angebe, seien in Wirklichkeit bereits 3,4 Prozent des Waldes abgestorben. Dies entspreche einer Fläche von rund 220.000 Hektar. Der Schaden betrage nach Angaben des Umweltbundesamtes 5,5 Milliarden Mark. An der Pressekonferenz nahmen Vertreter des Deutschen Naturschutz–Rings (DNR), des Bundesverbandes Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU), des Deutschen Bundes für Vogelschutz und der internationalen Umweltschutzorganisation Greenpeace teil. Die Verlangsamung des Waldsterbens sei allein bedingt durch die günstigen Witterungsverhältnisse. Die Zunahme des erkrankten Waldes von 52 auf 54 Prozent entspreche der dreifachen Fläche Westberlins. Die Umweltschützer forderten erneut die sofortige Einführung eines Tempolimits in der Bundesrepublik, um die Stickoxide, die als hauptverantwortlich für das Waldsterben gelten, wirkungsvoll zu vermindern. Die Einführung des Katalysators habe bislang keine Besserung bewirkt, im Gegenteil seien die Stickoxide sogar um vier Prozent gestiegen, da aufgrund der niedrigen Benzinpreise mehr Auto gefahren werde.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen