piwik no script img

Entscheidung des EU-ParlamentsKritik an Ortega

Das Europaparlament hat über den Resolutionsentwurf entschieden, der Nicaraguas Regierung wegen Wahlbetrug kritisiert: Die "Meinungsfreiheit und die Unabhängigkeit der Justiz" sei bedroht.

Nicaragua soll von der EU geholfen werden: Grafitti gegen Hunger und Armut. Bild: ap

Das Europaparlament hat am Donnerstag eine von Liberalen, Sozialdemokraten und Konservativen gemeinsam vorgelegte Nicaragua-Resolution angenommen. Darin wird dringend an die Regierung in Managua appelliert, "Maßnahmen zur Befriedung" zu ergreifen. In der letzten Sitzung in diesem Jahr befasste sich das stark ausgedünnte Plenum in Strassburg mit dem mutmaßlichen Betrug bei den Kommunalwahlen vom 9. November und Attacken gegen Organisationen der Zivilgesellschaft in Nicaragua. Auch die "Meinungsfreiheit und die Unabhängigkeit der Justiz" in Nicaragua sieht die Resolution bedroht.

Bei den Wahlen waren unabhängige Beobachter nicht zugelassen. Die EU-Kommission entsandte eine Woche nach dem Urnengang Experten, die Unregelmäßigkeiten in mindestens 30 von 146 Gemeinden konstatierten. Vor allem in Managua dürften die Unregelmäßigkeiten entscheidend gewesen sein. Danach äußerte Außenkommissarin Benita Ferrero-Waldner ihre Sorge über fehlende Transparenz bei den Wahlen und ließ 37 Millionen Euro Budgethilfe für das Kalenderjahr 2008 einfrieren.

Die Fraktion der Grünen teilt zwar die Kritik an Nicaraguas Präsident Daniel Ortega, der immer autoritärere Züge annimmt und der mit dem reaktionärsten Teil der Katholischen Kirche kämpferische Frauenorganisationen verfolgen lässt. Doch finden die Grünen die Kritik zu einseitig. Die Resolution suggeriere, dass Nicaragua im Chaos versinke, sagt Fraktionsmitarbeiterin Gaby Küppers.

Für Grüne und Linksfraktion ist die Resolution eine Attacke gegen das alternative lateinamerikanische Wirtschaftsbündnis ALBA, das von Venezuelas umstrittenem Staatschef Hugo Chávez angeführt wird. So weist der katalanische Grünen-Abgeordnete Raúl Romeva darauf hin, dass es in Nicaragua zwar viel zu kritisieren gebe, doch werde die beunruhigende Situation in anderen Ländern der Region ausgeblendet. Resolutionen gegen Kolumbien etwa, wo die Menschenrechtslage weit kritischer sei, würden aus wirtschaftlichen Interessen blockiert, sagt Küppers.

Grüne und Linksfraktion brachten daher zahlreiche Änderungsanträge ein, die mehr Unterstützung Nicaraguas zur Verbesserung der wirtschaftlichen Menschenrechte einfordern. Auch wird Ferrero-Waldners Alleingang zurückgewiesen. Derartige Initiativen seien mit dem Parlament abzustimmen. Diese Anträge fanden aber keine Mehrheit.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

1 Kommentar

 / 
  • MR
    María Ramirez

    Ihren Kommentar hier eingeben

     

    Die Liberale in Nikaragua vetreten die 5 reiche Familien die in Nikaragua gibt. 80% sind arme und sie haben ihre President gewählt.

    ab 2007 seit Ortega in der Macht ist, gibt Gesundheit und Schule kostenlos, eine vom viele

    Gründen.