Entschädigung für Khashoggi-Kinder: Saudi-Arabien zahlt Millionen
Die Führung des Landes will die Söhne und Töchter des ermordeten Journalisten mit Geld zum Schweigen bringen. Sie strebt eine langfristige Übereinkunft an.
Die saudiarabische Führung wolle eine langfristige Übereinkunft mit der Familie des ermordeten Regierungskritikers finden, berichtete die Washington Post, für die Khashoggi einst geschrieben hatte. Damit solle sichergestellt werden, dass sich die Familie weiterhin mit öffentlichen Äußerungen zu dem Fall zurückhalte.
Dem Bericht zufolge will Khashoggis ältester Sohn Salah weiter in Saudi-Arabien leben. Die anderen Kinder leben in den USA und dürften die Luxushäuser verkaufen, schreibt die Washington Post.
Die Entschädigungen seien Ende 2018 von König Salman abgesegnet worden, berichtete die Zeitung weiter. Ein ehemaliger Funktionär bezeichnete die Kompensationen demnach als Anerkennung einer „großen Ungerechtigkeit“, die verübt worden sei, und als Versuch, „einen Fehler wiedergutzumachen“. Es handele sich um eine „unserer Traditionen und unserer Kultur entsprechende“ Praxis.
Khashoggi war am 2. Oktober im Konsulat Saudi-Arabiens in Istanbul ermordet worden. Erst nach wochenlangen Dementis gab Riad unter internationalem Druck zu, dass der Regierungskritiker von saudiarabischen Agenten getötet wurde. Die Führung des Königreichs spricht aber von einem aus dem Ruder gelaufenen Einsatz zur Festnahme des Journalisten, der in den USA im Exil lebte.
Viele Fragen in dem Fall sind weiter ungeklärt, etwa die Rolle von Saudi-Arabiens mächtigem Kronprinzen Mohammed bin Salman. Der US-Senat machte den Thronfolger auf Grundlage von Geheimdiensterkenntnissen für Khashoggis Tod verantwortlich. US-Präsident Donald Trump weigert sich dagegen, öffentlich Stellung gegen den wichtigen Verbündeten zu beziehen.
Die Verhandlungen über die Entschädigungen wurden laut Washington Post von Chalid bin Salman geführt, Bruder des Kronprinzen und Botschafter Saudi-Arabiens in den USA.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestsellerautor will in den Bundestag
Proteste bei Nan Goldin
Logiken des Boykotts
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Bundeskongress der Jusos
Was Scholz von Esken lernen kann