Entlassungen bei der Deutschen Welle: Reduzieren und umlenken

Die Deutsche Welle hat Finanzprobleme und will hunderte Stellen streichen. Beschäftigte sehen die Verantwortung beim Intendanten.

Fenster und Schriftzug der Deutschen Welle auf einer weißen Wand

Hinter den Kulissen rumort es: Die Deutsche Welle soll sparen, das gefällt nicht allen Foto: Oliver Berg/dpa

Beim steuerfinanzierten Auslandssender Deutsche Welle (DW) sollen bis Jahresende rund 100 Vollzeitstellen wegfallen. Davon seien insgesamt 200 Mit­ar­bei­te­r:in­nen betroffen, sagte ein Sender-Sprecher auf Nachfrage der dpa.

Am Freitag hatte DW-Intendant Peter Limbourg Verwaltungs- und Rundfunkrat informiert, „dass die DW schrittweise linear ausgespielte Programmangebote reduzieren wird, wo es strategisch sinnvoll ist, und zugleich verfügbare Mittel in digitale Angebote in Regionalsprachen umlenken“ werde, heißt es in einer Pressemitteilung des Rundfunkrats. Den deutschsprachigen TV-Kanal nutzten nur rund 250.000 Menschen weltweit regelmäßig. „Damit steht die Nutzung in keinem Verhältnis zu dem erheblichen Aufwand, den wir für den Kanal betreiben müssen“, sagte Limbourg.

Laut Süddeutscher Zeitung (SZ) hatte Limbourg am Freitag vor dem Rundfunkrat gesagt, die mehr als 400 Millionen Euro, die der Sender derzeit zur Verfügung habe, reichten wegen Inflation, tarifbedingter Lohnerhöhungen und gestiegener Energiekosten nicht mehr aus. Eingeweihte berichteten, heißt es in der SZ weiter, im Haushalt für 2024 tue sich ein Loch von mehr als 40 Millionen Euro auf. Der Rundfunkrat teilte mit, für Reduzierungen im Personalbereich müssten sozialverträgliche Lösungen gefunden und umgesetzt werden.

Beim Personal des Senders kamen diese Mitteilungen nicht gut an. Laut Berichten von Teil­neh­me­r:in­nen gegenüber der taz seien angesichts der „brachialen Kürzungen“ bei einer emotional aufgewühlten Personalversamlung am Freitag nach der Sitzung des Rundfunkrats „die Fetzen geflogen“, weil insbesondere die produktiv-journalistischen Bereiche von den Kürzungen betroffen seien. Es sei offen nach der Verantwortung für dieses Desaster gefragt worden. Nach Redaktionsschluss am Montag lud die Gewerkschaft Verdi zu einer Mitgliederversammlung ein.

Die Betriebsgruppe des Deutschen Journalisten-Verbands (DJV) reagierte am Montag „geschockt“. In einer Stellungnahme an die Beschäftigten heißt es, die geplanten „strukturellen Einsparungen“ in Höhe von 10 Millionen Euro seien „eine Mogelpackung“. Der DJV forderte die Geschäftsleitung auf, nach echten Einsparpotenzialen zu suchen; Strukturen, Abläufe, interne Organisation auf den Prüfstand zu stellen; nicht einseitig am Programm zu sparen sowie die Ressorts und die TV News nicht kaputtzusparen. Als Anstalt des öffentlichen Rechts unterliegt die DW der Rechtsaufsicht der Bundesregierung.

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