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Entlassene Häftlinge fliehen in Botschaft

■ Mit einer Reihe von Restriktionen versuchen Südafrikas Behörden, Hungerstreiks politischer Gefangener unter Kontrolle zu bringen / Hungerstreikende Gefangene sollen in Zukunft zentral untergebracht werden

Pretoria (afp) - Sechs ehemalige politische Häftlinge sind am Mittwoch in die britische Botschaft in Pretoria geflohen. Dem Botschaftssprecher zufolge wollen sie dort so lange bleiben, bis alle gegen sie von den Behörden verhängten Restriktionen aufgehoben werden. Nach ihrer Freilassung werden politisch Verfolgte schweren Restriktionen unterworfen, was einer Fortsetzung der Inhaftierung gleich kommt.

Am selben Tag war ein anderer schwarzer Gefangener, der über zwei Wochen lang mit einem Hungerstreik gegen seine Inhaftierung ohne Anklage protestiert hatte, aus einem Krankenhaus nahe Durban geflohen. Unmittelbar nach Bekanntwerden der Flucht kündigte das Ministerium für Recht und Ordnung schärfere Bestimmungen an, die solche Fälle verhindern sollen. Hungerstreikende Gefangene werden in Zukunft zentral untergebracht. Rechtsanwälte berichteten außerdem, daß das Apartheidregime plane, Häftlinge, die sich an Hungerstreiks beteiligen, nach Bloemfontein, der Hauptstadt des Oranje-Freistaates, zu verlegen. Die Nationale Vereinigung demokratischer Rechtsanwälte erklärte dazu, die Verlegung der Häftlinge in die abgelegene Stadt komme einer Verbannung gleich, da es für Verwandte, Anwälte und Ärzte schwieriger würde, sich um sie zu kümmern.

Seit Januar haben in Südafrika rund 600 Häftlinge an Hungerstreiks verschiedener Dauer teilgenommen. In diesem Monat waren drei Hungerstreikende in die deutsche Botschaft in Pretoria geflüchtet. Das Regime mußte ihnen, wie im vergangenen Jahr vier anderen Hungerstreikenden, die im Johannesburger US-Konsulat Zuflucht gesucht hatten, die Freiheit zusichern.

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