Energiewende in Deutschland: Frischer Wind
Das Umweltministerium will Druck für bundesweite Tierschutz- und Windräder-Regelungen machen. Das loben Energiewirtschaft und Aktivist:innen.
Darüber hatte der Spiegel berichtet. Anders als das Wirtschaftsministerium hatte sich das Umweltministerium gegen einen solchen Schritt bisher gesträubt.
Klagen im Namen des Artenschutzes gehören zu den häufigsten Gründen, warum sich Genehmigungsverfahren für Windräder verzögern. Deswegen ist es kaum überraschend, dass die betroffenen Unternehmen den Vorstoß loben, wie es nun mehrere Verbände der Energiewirtschaft in einer gemeinsamen Mitteilung getan haben.
„Der bundesweite Flickenteppich an Vorgaben verunsichert Behörden, Vorhabenträger und Gerichte und führt zu einem insgesamt schleppenden Ausbau“, schreiben sie.
Bisherige Länder-Einigung kaum verbindlich
Auch von Umweltschützer:innen kommt Lob, allerdings fällt es etwas vorsichtiger aus. „Ich habe gestaunt, dass der Umweltstaatssekretär das von sich aus vorgeschlagen hat“, sagt Florian Schöne, politischer Geschäftsführer des Deutschen Naturschutzrings.
Er warnt zwar davor, dass die Reform des Bundesnaturschutzgesetzes prinzipiell die Gefahr berge, dass Interessengruppen den Anlass für eine Verwässerung des Naturschutzes an anderen Stellen nutzen. „Aber wir brauchen unbedingt eine bundeseinheitliche Regelung, als Ultima Ratio auch per Gesetz.“
Die Umweltminister:innen der Länder hatten sich im Dezember eigentlich auf einen einheitlichen Bewertungsrahmen geeinigt, um zum Beispiel zu klären, ab wann durch Windräder eine „signifikante Erhöhung des individuellen Tötungsrisikos“ für bestimmte Tiere vorliegt. Unternehmens- wie Umweltverbänden war die Einigung nicht verbindlich genug.
Laut dem Gutachten „Klimaneutrales Deutschland“ der Denkfabrik Agora Energiewende und der Stiftung Klimaneutralität müsste Deutschland die für Windräder bereitstehende Landes- und Gemeindefläche mehr als verdoppeln, nämlich von 0,9 auf 2 Prozent – wenn die Bundesrepublik wirklich bis 2050 klimaneutral werden will.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Scholz und Pistorius
Journalismus oder Pferdewette?
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind