Energieversorgung der Stadt: Hamburg setzt auf Ökostrom
Von Gebäuden bis zur S-Bahn - Schwarz-Grün hat die Umwelthauptstadt auf grünen Strom umgestellt - oder ist noch dabei. Man wolle als Musterbeispiel vorangehen.
Die öffentlichen Einrichtungen Hamburgs und viele städtische Betriebe werden ab sofort zu 100 Prozent mit Ökostrom versorgt. "Hamburg will hiermit einen Beitrag zur CO2-Reduzierung leisten und als öffentliche Hand auch für andere Unternehmen und Privatpersonen mit gutem Beispiel vorangehen", teilte der Senat nach Abschluss der Verträge im Oktober mit. Auch die Hochbahn und die S-Bahn fahren mit grünem Strom. HHLA und Flughafen sind auf dem Weg.
GAL und CDU hatten sich im Koalitionsvertrag verständigt, bis 2020 den CO2-Ausstoß um 40 Prozent zu senken. Die Umstellung der Stromversorgung sei dabei ein kleiner Schritt. Überdies trägt sie dazu bei, die Rolle als europäische Umwelthauptstadt 2011 auszufüllen.
Der Strom für Behörden, Theater, Schulen, Museen und Kindergärten wird bis 2012 aus deutschen Wasserkraftwerken und dänischen Windparks kommen. Entsprechende Verträge hat der Senat mit RWE für die Wasserkraft und mit dem dänischen Versorger Dong für die Windenergie geschlossen. Die erwartete Einsparung liegt bei 193.000 Tonnen CO2.
Den Vertrag mit RWE wird mancher Umweltschützer kritisch sehen, stützt das Geschäft doch einen Konzern, der auch Atomstrom erzeugt. RWE betreibt die Atomkraftwerke Biblis und Gundremmingen. Um sich davon abzusetzen, betont der Senat, dass die 3.500 städtischen Liegenschaften direkt aus Kraftwerken für erneuerbare Energie beliefert würden. Die Menge - 330 Millionen Kilowattstunden pro Jahr - entspricht dem Strombedarf von 100.000 Haushalten.
Unter den städtischen oder im Auftrag der Stadt tätigen Unternehmen ragen Hamburg Wasser, die Stadtreinigung und die Verkehrsunternehmen hervor. Hamburg Wasser betreibt seine Pumpen und Rechner nach eigenen Angaben mit Ökostrom. Alles andere wäre verwunderlich, schließlich firmiert der frisch gegründete städtische Öko-Versorger Hamburg Energie unter dem Dach von Hamburg Wasser.
Die Stadtreinigung (HSR) teilt mit, sie beziehe über einen Poolvertrag der Stadt zu 100 Prozent grünen Strom. Im übrigen erzeugte die HSR mit ihren Windrädern, Solaranlagen und organischen Abfällen selbst Ökostrom. "Wir speisen mehr Ökostrom ins Netz ein, als das Unternehmen bezieht", sagt Pressesprecher Reinhard Fiedler.
Die Hochbahn (HHA) vergrünt ihren Strom mit Zertifikaten nach dem Renewable Energy Certificate System (RECS). Die Zertifikate garantieren, dass in skandinavischen Wasserkraftwerken 2011 soviel Strom erzeugt wird, wie die Hochbahn braucht: 160 Millionen Kilowattstunden im Jahr. Damit verstärkt die Hochbahn den Anreiz, neue Öko-Kraftwerke zu bauen.
Der Flughafen kündigt an, ab dem kommenden Jahr zehn Prozent seines Verbrauchs mit Ökostrom zu decken. Hamburg Airport verhandle mit einem Anbieter, sagt Sprecherin Stefanie Harder. Auch spreche man mit Hamburg Energie über eine Photovoltaikanlage auf dem Dach des Verwaltungsgebäudes. Den größten Klimaschutzbeitrag leiste der Flughafen dadurch, dass er auf dem Vorfeld diverse Fahrzeuge mit Biogas betreibe.
Auch der ebenfalls mehrheitlich städtische Hafenumschlagsbetrieb HHLA bewegt sich nach Angaben seines Sprechers Florian Marten zumindest in Richtung Ökoenergie. Immer mehr Container würden statt von dieselgetriebenen Van Carriern (Container-Hubwagen) mit elektrisch betriebenen Portalkränen umgestapelt. Das schaffe die Möglichkeit, grünen Strom einzusetzen. Dazu kommt ein Pilotprojekt, das die HHLA plant: Auf dem modernsten Containerterminal in Altenwerder will die HHLA die fahrerlosen Containerlaster mit Strom fahren und dazu mit Wechselbatterien ausrüsten lassen. Wechselbatterien gelten als eines von mehreren möglichen Systemen, um mittelfristig den Individualverkehr auf Elektroautos umzustellen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Bis Freitag war er einer von uns
Elon Musk und die AfD
Die Welt zerstören und dann ab auf den Mars
Magdeburg nach dem Anschlag
Atempause und stilles Gedenken
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Biden hebt 37 Todesurteile auf
In Haftstrafen umgewandelt
Anschlag von Magdeburg
Aus günstigem Anlass