Energieverbrauch in Privathaushalten: Deutsche heizen weniger
In deutschen Haushalten wird deutlich weniger Energie zum Heizen verbraucht. Die Bundesregierung will die Wärmedämmung stärker fördern.
BERLIN taz | Beim Thema Energieeffizienz gibt die deutsche Politik nach Ansicht vieler Beobachter ein trauriges Bild ab: Auf europäischer Ebene hat die Bundesregierung die Ziele aufgeweicht; auf nationaler Ebene ist der Plan, die Wärmedämmung von Gebäuden steuerlich zu fördern, im Bundesrat gescheitert. Auch eine Expertenkommission der Bundesregierung sieht bei der Effizienz noch den größten Handlungsbedarf. Doch die Verbraucher lassen sich davon nicht beeindrucken: Sie sparen trotzdem in erheblichem Ausmaß Energie.
Das geht aus neuen Zahlen des Statistischen Bundesamtes hervor: 2011 sank der Energieverbrauch privater Haushalte demnach im Vergleich zum Vorjahr um 18 Prozent. Wenn man den Witterungseffekt herausrechnet – 2011 war ein extrem mildes Jahr – bleibt noch ein beachtlicher Rückgang um 6,7 Prozent. Während der Stromverbrauch für Haushaltsgeräte und Beleuchtung leicht anstieg, gab es beim Energieverbrauch für Raumwärme und Warmwasser eine deutliche Reduzierung.
Mit effektiveren Heizungen und besserer Wärmedämmung sei dieser Effekt nicht zu erklären, sagte Helmut Mayer vom Statistischen Bundesamt. „Dafür weicht es zu stark vom langjährigen Trend ab.“ Im Mittel lag der Rückgang seit dem Jahr 2000 bei 1,6 Prozent pro Jahr. Mayer vermutet, dass wegen der gestiegenen Öl- und Gaspreise schlicht weniger geheizt wurde. „Die Menschen reagierten auf die gestiegenen Kosten.“
Dass die Zahl der energetischen Sanierungen im Wohnbereich nicht ausreicht, um die Effizienzziele zu erreichen, hat auch die Regierung erkannt. Nachdem der Plan, Wärmedämmung steuerlich zu fördern, im Bundesrat gescheitert ist, weil Bund und Länder sich nicht über die Kostenverteilung einigen konnten, wird nun die direkte Förderung entsprechender Baumaßnahmen ausgeweitet. Das Kabinett beschloss am Mittwoch, dafür in den nächsten acht Jahren jeweils 300 Millionen Euro zusätzlich zur Verfügung zu stellen. Für Einzelmaßnahmen bekommen Eigenheimbesitzer 10 Prozent Zuschuss (maximal 5.000 Euro); für umfassende Sanierungen sind 25 Prozent (maximal 15.000 Euro) möglich, erklärte Bauminister Peter Ramsauer (CSU).
Die Grünen kritisierten das Programm als unzureichend. Während der geplante Steuerbonus den Bund 600 Millionen Euro jährlich gekostet hätte, werde jetzt für die direkte Förderung nur die Hälfte dieser Summe ausgegeben.
Der Deutsche Mieterbund bemängelte, dass das neue Programm vor allem für selbst genutztes Wohneigentum gelte. „Mieter profitieren davon kaum“, sagte Sprecher Ulrich Ropertz der taz. Grundsätzlich ist ein Zuschussprogramm aus Sicht des Mieterbunds aber besser als die steuerliche Absetzbarkeit, weil der Zuschuss die Summe mindere, die bei einer energetischen Sanierung im Umfang von derzeit 11 Prozent pro Jahr auf die Miete umgelegt werden könne.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Historiker Traverso über den 7. Oktober
„Ich bin von Deutschland sehr enttäuscht“
Interner Zwist bei Springer
Musk spaltet die „Welt“
Deutsche Konjunkturflaute
Schwarze Nullkommanull
Nach dem Anschlag von Magdeburg
Wenn Warnungen verhallen
Schäden durch Böller
Versicherer rechnen mit 1.000 Pkw-Bränden zum Jahreswechsel
Grünen-Abgeordneter über seinen Rückzug
„Jede Lockerheit ist verloren, und das ist ein Problem“