Energiepreise: Strom wird wieder teurer
Zum Jahreswechsel wird Strom teurer. Die Grünen machen dafür auch die Bundesregierung verantwortlich. Den Kunden bleibt nur ein Trost: Die Preise steigen nicht so stark wie 2010.
HEIDELBERG dpa | Für Verbraucher wird es mal wieder teurer: Das Internetvergleichsportal Verivox rechnet zum Jahreswechsel mit einer Erhöhung der Strompreise um durchschnittlich vier Prozent.
Ein Musterhaushalt mit einem Jahresverbrauch von 4000 Kilowattstunden müsse damit künftig rund 35 Euro brutto mehr bezahlen, teilte das unabhängige Verbraucherportal am Mittwoch in Heidelberg mit. "Die Strompreise für private Verbraucher in Deutschland steigen damit im zwölften Jahr in Folge", sagte Peter Reese, Leiter Energiewirtschaft.
Als Grund gab Verivox die gestiegene Umlage für die erneuerbaren Energien sowie die Erhöhung der Großhandelspreise an, die für rund 15 Euro Mehrkosten im Jahr verantwortlich sein werden. Das Portal hat dazu Terminkontrakte an der Strombörse EEX in Leipzig verglichen.
Dagegen könne die Entwicklung der Netznutzungsentgelte noch nicht abschließend eingeschätzt werden. Die Betreiber seien zwar dazu angehalten, die Entgelte für das kommende Jahr bereits jetzt zu veröffentlichen, in vielen Fällen handele es sich aber nur um vorläufige Werte.
Die elf größten Netzbetreiber hätten derzeit durchschnittliche Erhöhungen von 6,5 Prozent angekündigt. Folgten dem weitere Anbieter, erhöhe sich der Endpreis für Verbraucher um weitere zwei Prozent, was einer jährlichen Mehrbelastung von rund 17 Euro entspreche. Ebenfalls unbekannt sei, ob nicht der eine oder andere Betreiber den Preis weiter anhebe, um die Gewinnmarge zu vergrößern, sagte ein Verivox-Sprecher.
Den privaten Stromkunden bleibt immerhin der Trost, dass die Erhöhungen zum Jahreswechsel nicht so deutlich ausfallen, wie noch zum vergangenen. Mehr als 700 Anbieter hatten zum Januar 2011 die Preise erhöht, im Durchschnitt um 7,2 Prozent. Hauptbegründung sei damals die deutlich gestiegene EEG-Umlage gewesen, sagte der Verivox-Sprecher weiter.
Grünen kritisieren Lobby-Geschenk
Den Angaben des Vergleichsportals zufolge muss ein Musterhaushalt derzeit im Grundversorgungstarif 1036 Euro für Strom bezahlen - vor fünf Jahren waren es knapp 300 Euro weniger.
Für die aktuelle Preisrunden gaben die Grünen im Bundestag auch der Bundesregierung eine Mitschuld. Hintergrund sei die Befreiung von den Netzentgelten für sehr stromintensive Unternehmen mit einem Verbrauch von mehr als zehn Millionen Kilowattstunden pro Jahr.
"Die Befreiung von den Netzentgelten für die besonders stromintensive Industrie ist in einer Nacht-und-Nebel Aktion im Sommer ins Gesetzblatt gekommen", kritisierte Fraktionsvize Bärbel Höhn und sprach von einem reinen Lobby-Geschenk.
Doch nicht nur Verbraucher müssen wieder tiefer in die Tasche greifen: Der Verband der Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft (VIK) rechnet mit Strompreiserhöhungen von neun Prozent. Zugleich vermindere sich die Stromqualität, weil die Abschaltung von acht Atomkraftwerken das Stromangebot verknappen und die Netzstabilität und Stromqualität geringer würden. Ebenso wie für private Kunden fallen die Erhöhungen auch für die Industrie niedriger aus als noch zum vergangenen Jahreswechsel.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Bis Freitag war er einer von uns
Elon Musk und die AfD
Die Welt zerstören und dann ab auf den Mars
Nordkoreas Soldaten in Russland
Kim Jong Un liefert Kanonenfutter
Bankkarten für Geflüchtete
Bezahlkarte – rassistisch oder smart?
Magdeburg nach dem Anschlag
Atempause und stilles Gedenken
Tarifeinigung bei Volkswagen
IG Metall erlebt ihr blaues „Weihnachtswunder“ bei VW