Energie: Ökostrom ist nicht gleich Ökostrom
2007 wechselten schon 500.000 Kunden den Stromanbieter. Meist wegen des Preises.
BERLIN taz Die Stromerhöhungen in den letzten Monaten und die Diskussion über den Energiekonzern Vattenfall haben den deutschen Strommarkt bewegt: Rund eine halbe Million Haushalte wechselten seit Anfang des Jahres ihren Anbieter. Jeder fünfte Wechsler entschied sich für ein Ökostromangebot. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Dortmunder Marktforschungsinstituts Promit im Auftrag des Verbands der Elektrizitätswirtschaft (VDEW).
"Es ist heute einfacher, den Strom zu wechseln als seine Bank", sagte VDEW-Hauptgeschäftsführer Eberhard Meller. Seit der deutsche Strommarkt 1998 liberalisiert wurde, hätten das bisher 47 Prozent aller Verbraucher genutzt. "Von den 40 Millionen Haushalten in Deutschland haben 15 Millionen ein neues Stromprodukt gewählt, 4 Millionen sogar einen neuen Anbieter", sagte Meller. Hauptaspekt: Der neue Versorger ist billiger als der alte. 13 Prozent der Kunden entschieden sich aus ökologischen Gründen für einen anderen Konzern.
"Fast jedes Unternehmen hat inzwischen Ökostrom-Angebote", so Meller. Die Kunden seien durch laufende Klimadiskussionen sensibilisiert worden. Gerd Rosenkranz von der Deutschen Umwelthilfe ruft dabei zum genauen Hinsehen auf: "Nur weil große Konzerne jetzt auch Ökostrom abieten, verzichten sie längst nicht auf Braunkohle und Atomkraftwerke." Die Unternehmen nutzten lediglich die Uninformiertheit vieler Bürger.
"Wenn die deutschen Verbraucher schon wechseln, dann doch lieber zu einem reinen Ökostrom-Anbieter", sagt Rosenkranz. Seine Prognose: Bis zum Ende des Jahres wird der deutsche Strom zu knapp 17 Prozent ökologisch sein.
Auch der VDEW geht davon aus, dass sich der Markt weiter verändert. Meller: "Bis 2008 wird die Hälfte aller Kunden ihren Tarif oder ihren Anbieter gewechselt haben."
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!