Ende der US-Vorwahlen: Obama hat gewonnen

Nach den letzten Vorwahlen hat Obama genug Stimmen zusammen. Clinton hat - offiziell - noch nicht aufgegeben. Es heißt, sie stehe als Vizepräsidentin zur Verfügung.

And the winner is: Barack Obama. Bild: reuters

WASHNGTON taz Auf diese Worte hatten Obamas Anhänger lange gewartet: "Heute Abend kann ich vor Euch treten und Euch sagen, dass ich der Kandidat der Demokraten bei der Präsidentschaftswahl sein werde." Für die US-Demokraten war es eine historische Nacht: Zum ersten Mal in der Geschichte der USA hat sich ein schwarzer Politiker zum Präsidentschaftskandidaten der Demokraten erklären können. Nach mehr als 16 Monaten Vorwahlkampf, 54 Wahlen in 50 Staaten und rund 35 Millionen abgegebenen Stimmen für die Demokraten gab Senator Barack Obama vor frenetisch jubelnden Anhängern in St. Paul die lange erwartete Siegeserklärung.

Bereits Stunden vor dem Ende der letzten beiden Vorwahlen in South Dakota und Montana waren am Dienstag immer mehr "Superdelegierte" zu Obama übergelaufen. Damit sicherten sie dem Senator trotz seiner Niederlage in South Dakota gegen seine innerparteiliche Konkurrentin Hillary Clinton die notwendigen Stimmen zur Nominierung. Bereits kurz vor Schließen der Wahllokale fehlten Obama nur noch vier Delegiertenstimmen zur magischen Marke. 2118 Delegierte sind für die automatische Nominierung seiner Partei notwendig gewesen. Laut Hochrechnungen erreichte der Senator am Abend bereits 2132 Delegiertenstimmen.

Hillary Clinton gratulierte aus New York Obama zwar zu einem "fantastischen Wahlkampf", nicht aber zu seiner mutmaßlichen Nominierung. Die einstige Favoritin der Demokraten wollte ihre Niederlage noch nicht eingestehen. "Heute Abend werde ich noch keine Entscheidung treffen", sagte sie vor zahlreichen Fans. Die ehemalige First Lady erklärte, sie wolle sich zunächst mit ihren Vertrauten beraten. "Die fast 18 Millionen Menschen, die für mich gestimmt haben, müssen gehört und gesehen werden", sagte sie.

Bereits am Nachmittag hatte ein Partei-Berater durchblicken lassen, dass Clinton offen sei für eine Kandidatur als Vizepräsidentin unter Obama. Die Senatorin habe dies am Dienstag in einer Telefonkonferenz mit Parteifreunden erklärt, hieß es.

Popstar Obama. Bild: ap

Obama gratulierte Clinton zu der "Art und Weise, wie sie diese Wahlkampagne geführt hat". Er sagte, dank des Wettkampfes mit ihr sei er ein besserer Kandidat geworden. Sie sei eine "politische Führerin, die Millionen von Amerikaner inspiriert". Ihr symbolisch die Hand reichend betonte er weiterhin, dass Clinton einen bedeutenden Anteil daran habe, falls die Demokraten am 4. November das Weiße Haus zurückeroberten.

In seiner flammenden Rede rief Obama zudem zur Einheit der Partei auf. "Lasst uns beginnen, zusammen zu arbeiten und uns zu einen, um gemeinsam die Zukunft Amerikas zu verändern". Führende Politiker der Demokraten hatten sich in den letzten Wochen besorgt darüber geäußert, dass die Partei durch den langen und teilweise erbitterten Vorwahlkampf gespalten worden sei.

Einen kurzen programmatischen Überblick bietend, sprach Obama davon, dass es höchste Zeit sei, sich aus dem Irak zurück zu ziehen, eine verantwortliche Klima- und Energiepolitik zu machen, für ein Recht aller auf Bildung zu kämpfen sowie Wissenschaft und Innovation wieder zu einer Priorität der USA zu machen. “Das ist es, was Wandel bedeutet”, sagte Obama. "Dies ist unsere Zeit, dies ist unsere Chance, eine neue Seite aufzuschlagen", rief der 46-Jährige. Obama hatte sich gleich zu Beginn seiner Rede zunächst bei seiner weißen Großmutter in Hawai bedankt, die ihn zu dem gemacht habe, was er heute sei.

Der republikanische Präsidentschaftskandidat John McCain hieß Obama noch am Abend im eigentlichen Präsidentschaftswahlkampf willkommen – und griff seinen demokratischen Rivalen sofort scharf an. Obama und sein Versprechen einer Wende seien schlecht für das Land, erklärte McCain bei einer Veranstaltung in New Orleans.

"Das ist in der Tat eine Wahl der Veränderung", erklärte McCain. Die Wahl bestehe allerdings "zwischen einer Wende zum Guten und einer zum Schlechten, zwischen Voranschreiten und Zurückgehen". McCain nannte Obama einen "beachtlichen Gegner" im Rennen um das Weiße Haus. "Ich bin aber bereit für diese Herausforderung", sagte der 71-jährige Senator aus Arizona. "Ich zähle ein paar Jahre mehr als mein Gegner, aber es erstaunt mich, wie ein so junger Mann so vielen falschen Ideen anhängen kann." McCain kritisierte insbesondere Obamas Plan, nach einem Wahlsieg den US-Einsatz im Irak rasch beenden zu wollen.

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