: Empire bleibt Empire
■ Bermudainseln wollen keine Unabhängigkeit / Premier tritt ab
Hamilton/Berlin (AFP/taz) – Die Bermudainseln, die im Atlantischen Ozean vor der Küste der USA liegen, bleiben britische Kolonie. Bei einer Volksabstimmung sprachen sich am Mittwoch 73 der Teilnehmer gegen eine Unabhängigkeit aus. Nach den gestern veröffentlichen Angaben der Wahlleitung nahmen 57 Prozent der 38.000 Wahlberechtigten an der Abstimmung teil. Premierminister John Swan, der sich für eine Unabhängigkeit stark gemacht hatte, kündigte gestern seinen Rücktritt an.
Der Bermudaarchipel mit 138 Inseln ist seit 1684 britisches Territorium und genießt seit 1968 Selbstverwaltung. Bekannt sind die Inseln vor allem als Steueroase und Ferienparadies. Das Pro- Kopf-Einkommen ist mit 28.000 Dollar pro Jahr das höchste der Welt. 70.000 Firmen gibt es auf den Bermudainseln – vor allem Briefkastenfirmen –, aber nur 59.000 Einwohner, von denen 37 Prozent Weiße und die anderen Schwarze und Farbige sind. Frühere Rassenspannungen haben sich im Zeichen des Wohlstands verflüchtigt, obwohl die Mitglieder der alten weißen Elite noch immer im Volksmund „die vierzig Räuber“ genannt werden.
Zwar versuchte der schwarze Premier Swan, mit seiner Unabhängigkeitskampagne an einen schwarzen Nationalstolz karibischen Stils zu appellieren – aber offenbar befürchtete auch die Mehrheit der Schwarzen, daß durch eine politische Veränderung die wirtschaftlichen Erfolge Schaden nehmen könnten und daß das Land in der internationalen Wahrnehmung von einem vornehmen westatlantischen Paradies zu einem ordinären Karibikstaat herabsinken könnte, obwohl die Inseln zumindest nach Landesüberzeugung mit der Karibik nichts zu tun haben. Außerdem sahen die wenigsten ein, wieso sie auf Zuschüsse aus London verzichten und statt dessen Mehrausgaben wie zum Beispiel für die Eröffnung eigener Botschaften im Ausland tätigen sollten. „Ich bin schon Bermuder“, zitierte eine Zeitung den ebenfalls schwarzen Tourismusminister Jim Woolridge. „Ich kann nicht noch bermudischer werden. Ich brauche keine neue Flagge oder Nationalhymne.“
Nach dem Referendum begrüßten alle politischen Parteien des Archipels das Ergebnis. Ein Mitglied der Regierungspartei „United Bermuda Party“ sagte: „Die Idee der Unabhängigkeit ist für ein Jahrzehnt tot.“ D. J.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen