: Emel Abidin-Algan
Emel Abidin-Algan hat im vergangenen Jahr ihr Kopftuch abgelegt – und es dem Bonner Haus der Geschichte vermacht. Das war für die heute 45-jährige Mutter von sechs Kindern ein langer Prozess. Ihr Vater Yusuf Zeynelabidin war der Gründer der deutschen Sektion von Milli Görüș, einer Organisation, die dem Verfassungsschutz als islamistisch gilt. Ihr Ehemann Ahmet ist Funktionär der Islamischen Föderation in Berlin. Zehn Jahre lang hat die Anglistin dem Islamischen Frauenverein in Berlin vorgestanden, der unter anderem muslimische Kitas betreibt. Das Kopftuch abzulegen war für sie ein Markstein in einer langjährigen Entwicklung. Es war die Kopftuchdebatte um die muslimische Lehrerin Fereshta Ludin, während der sie ins Grübeln kam. 2004 noch saß sie mit einem selbst kreierten Tuch-Hut auf Podien und versuchte ihre Motive für das Tragen einer Kopfbedeckung zu erläutern. Doch die wurden ihr selbst immer fragwürdiger, schließlich sei die Kopfbedeckung kein Gebot Mohammeds. Algan fühlte sich immer unwohler mit der Bedeckung. Sie schnitt erst den unteren Teil weg, und schließlich setzte sie auch noch den Rest ab. Mit ihrem fragenden Herangehen an den Islam provozierte sie ihre streng muslimische Umgebung. Sie legte nun auch ihr Amt als Vorsitzende des Frauenvereins nieder und machte ein Abendstudium als Kommunikationsmanagerin. Jetzt ist sie auf Jobsuche. Ihre 25-jährige Tochter trägt ein Kopftuch, „aber“, sagt Algan, „ich bringe sie ganz schön ins Schwitzen“. OES