piwik no script img

Eltern blockieren Schulhof

■ Ohlstedt: Flüchtlings-Container gestoppt / Heute neuer Versuch ?

: Flüchtlings-Container gestoppt / Heute neuer Versuch?

Boykott, Blockade, kein Durchkommen für Wohncontainer. Die Eltern der Ohlstedter Grundschule „Am Walde“ übten sich gestern in passivem Widerstand gegen den Bau eines Flüchtlingsdorfes am Rande des Pausenhofs der Schule. Erfolgreich, bis gestern abend jedenfalls. Ein Lkw, der die ersten beiden Container anliefern sollte, zog am Nachmittag mit seiner Fracht wieder ab. Abgestellte Autos versperrten die Zufahrt zum Gelände, die Polizei verzichtete darauf, die Wagen abzuschleppen, die Sozialbehörde wartet zunächst einmal ab.

Zunächst. Sprecherin Brigitte Eberle wollte nicht ausschließen, daß bereits in der Nacht ein neuer Versuch unternommen würde, das Containerdorf auch gegen den Willen der Eltern aufzustellen. Sie hatten ihren Protest gestern zunächst mit der Wiederaufnahme des Schulboykotts verstärkt, 138 von 160 Schülern blieben zu Hause.

Statt dessen kamen nachmittags Väter und Mütter, verstärkten die Autosperre und wiederholten ihre Argumente gegen das Containerdorf. Den Kindern werde zugemutet, was selbst die Erwachsenen nicht schafften: die Integration von Asylbewerbern; die Schulbehörde setze sich nicht für die Belange der Schüler ein; man sei nicht gegen Asylbewerber in Ohlstedt, nur nicht auf dem Schulhof; die Probleme seien programmiert.

Einer, der sich seit Jahrzehnten für den Schutz von Kindern einsetzt, widersprach dem gestern. Der Ehrenpräsident und frühere Vorsitzende des Deutschen Kinderschutzbundes, Walter Bärsch, glaubt nicht, daß das Flüchtlingsdorf auf dem Pausenhof zwangsläufig ein Unglück für die Kinder sein müsse. Natürlich komme es auf das Verhalten der Asylbewerber an, viel hänge aber auch davon ab, wie Lehrer und Eltern mit der Sache umgingen. Bärsch empfahl den Eltern, Patenschaften für die Flüchtlingsfamilien zu übernehmen. Wenn die Schule die Asylbewerber freundlich aufnehme, könnten Konfliktsituationen vermieden werden.

Das Verwaltungsgericht, bei dem die Eltern am Montag eine Einstweilige Anordnung gegen die Unterbringung von Asylbewerbern auf dem Schulhof beantragt hatten, wird seine Entscheidung frühestens am Freitag fällen. uex

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen