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Elf ToteAmoklauf in Alabama

Der Amoklauf eines Mannes im US-Bundesstaat Alabama hat elf Menschen das Leben gekostet. Der Mann richtete in zwei Ortschaften ein Blutbad an und erschoss sich dann selbst.

Bei dem Amoklauf in Alabama tötete Michael McLendon unter anderem vier Verwandte. Bild: reuters

WASHINGTON taz "Wir sind hier eine kleine, friedliche Gemeinde. Aber das Unglück zeigt uns, dass wir die Welt da draußen nicht von uns fernhalten können", sagt Clay King, der Bürgermeister des kleinen Ortes Samson im US-Bundesstaat Alabama dem Fernsehsender CNN. Die Menschen suchten nach dem Amoklauf Trost in Gebeten. Denn die Ereignisse zu verstehen fällt am Tag darauf selbst den Ermittlungsbehörden schwer. "Ich kann nicht beschreiben, was passiert und und warum es passiert ist", sagt der Sheriff Greg Ward im lokalen Fernsehsender WTVY.

Das Drama begann am Dienstagnachmittag gegen vier Uhr Ortszeit. Was zuerst nur wie ein Wohnungsbrand in der Ortschaft Kinston aussah, war offenbar der Beginn eines Amoklaufs. Michael McLendon hatte, wie die Polizei später ermittelte, zunächst seine Mutter erschossen und ihr Haus in Brand gesetzt. Am Ende waren elf Menschen aus zwei Ortschaften tot, darunter McLendons Angehörige und Passanten.

Aus dem brennenden Haus war der Amokläufer in den Nachbarort Samson geflohen. Dort erschoss er Großvater, Großmutter, Onkel und Tante, die in der Nähe vor ihrem Haus auf der Veranda saßen. McLendon, so hieß es, habe als Kind bei seinen Großeltern gelebt. Auf der gegenüber liegenden Straßenseite fielen dem wild um sich herumballernden Amokläufer auch die Frau eines örtlichen Sheriffs und eines seiner Kinder, ein einjähriges Baby, zum Opfer. Ein weiteres Kleinkind wurde schwer verletzt und schwebt noch in Lebensgefahr. Auf einem nahe gelegenen Hof soll der Killer auch einen Mann in einem Wohnmobil erschossen haben.

Auf seiner Flucht in Richtung Highway 52 feuerte er anschließend sieben Schüsse auf einen Polizeiwagen ab, der McLendons Auto zu rammen versuchte. Wie durch ein Wunder erlitt ein Beamter nur leichtere Verletzungen. Weitere Opfer wurden ein Mann und eine Frau vor zwei Geschäften in der Nähe des Highways. Ein weiteres Opfer wurde später vor einer Tankstelle entdeckt.

Fast 20 Kilometer weit ging die Amokfahrt. In einer wilden Verfolgungsjagd versuchte die Polizei, McLendon zu stoppen. Doch dem Amokläufer gelang es noch, sich nördlich der Stadt Geneva auf das Gelände einer Metallwerkstatt zu flüchten, bei der er gearbeitet haben soll. Auch dort soll er mit seiner halbautomatischen Waffe wie wild um sich gefeuert haben. Ein Schuss traf den Polizeichef von Geneva, der dank einer kugelsicheren Weste überlebte. Als die Beamten die Fabrik betraten, fanden sie die Leiche des Amokläufers. Offenbar hatte er sich schließlich selbst erschossen.

Ein Lokalreporter des örtlichen Fernsehsenders Wear 3 berichtete, dass der Mörder vor kurzem seinen Arbeitsplatz bei der Metallfirma Reliable Metal Products verloren hatte. Unklar blieb jedoch, ob er selbst gekündigt hatte oder entlassen worden war.

Noch in der Nacht zum Mittwoch schaltete sich die Bundespolizei FBI ein. Man rechne damit, dass es weitere Opfer geben könnte, heißt es. Ermittelt werde derzeit an sechs verschiedenen Tatorten, weshalb es sich um eine "komplizierte Ermittlung" handele, sagte die örtliche Sicherheitsbehörde DPS. Sheriff Greg Ward berichtete, dass sich sein Stellvertreter an der Verfolgungsjagd beteiligt hatte, ohne zu wissen, dass der Amokschütze seine Frau und sein Kind erschossen hatte.

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1 Kommentar

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  • M
    Michael

    Ich möchte Sie auf den Umstand hinweisen, dass bei den Amokläufern sehr häufig Psychopharmaka im Spiel waren.

    Ich spreche von Psychopharmaka, die unseren Kindern und Jugendlichen massenweise und zum Gefallen der Pharmaindustrie bei angeblichen Aufmerksamkeitsstörungen und Lernschwächen verschrieben werden.

     

    Häufig werden Videospiele, Gewaltfilme und Vernachläßigung als Grund aufgeführt, welche angeblich Jugentliche zu Amokläufern werden läßt.

     

    Was jedoch bei dieser Annahme auffällt ist, dass es Videospiele, Gewaltspiele und Vernachläßigung auch bereits in den 90-iger Jahren gab. Amokläufe von Jugendlichen in der Bundesrepublik ist jedoch eine neues Phänomen. Was hat sich also verändert?

     

    Im deutschen Arzneimittelreport erkennen wir gegenüber den 90igern eine massive Steigerung an Psychopharmaka, die Jugentlichen und Kindern gegeben wurde.

     

    Alleine Medikamente für das angebliche Zappelphilipsyndrom (Hyperaktivität/ADHS) wurden 2005 20 mal mehr verkauft als noch 1995. Mittlerweile wahrscheinlich über 40 mal mehr.

     

    Ließt man nun den Beipackzettel solcher Medikament, so stellt man schnell fest, dass es zu psychotischen (geisteskranken) Ausbrüchen, Übererregbarkeit und vielen anderen geistigen Störungen führen kann. Auch gab es verstärkt Berichte über extreme Agressivität und Selbstmorde.

     

    Faktoren die alle eine Rolle bei dem Ammoklauf in Winnenden spielen könnten.

    Viele der jugendlichen Amokläufer in den USA standen unter dem Einfluß solcher Medikament.