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„El Nanis“ Folterer verurteilt

Drei Polizeibeamte, die 1983 Santiago Corella, genannt „el Nani“, zu Tode gefoltert haben sollen, bekamen langjährige Haftstrafen / Vier Freisprüche / Leichnam bleibt verschwunden  ■  Aus Madrid Antje Vogel

Je 29 Jahre und fünf Monate Knast für die drei Hauptangeklagten und vier Freisprüche - mit diesem Urteil ging gestern in Madrid einer der wichtigsten Prozesse seit dem Übergang Spaniens zur Demokratie zu Ende. Angeklagt waren sieben Beamte der Abteilung für Raubüberfälle der Kripo Madrid. Ihnen wurde vorgeworfen, im November 1983 den jungen Kleinkriminellen Santiago Corrella, genannt „el Nani“, festgenommen, gefoltert und nicht wieder freigelassen zu haben. Santiago Corrella ist seit dem Abend seiner Festnahme verschwunden. Vermutlich wurde er von der Polizei so lange gefoltert, bis er starb.

Da seine Leiche jedoch verschwunden ist, konnte nicht wegen Mordes angeklagt werden. Zusammen mit „el Nani“ waren seine Frau, Soledad Montero, seine drei Schwestern, sein Freund Angel Manzanoi und dessen Frau festgenommen worden. Sowohl „el Nanis“ Frau als auch Angel Manzano waren auf dem Polizeirevier gefoltert worden. Die vier Polizeibeamten, denen nur Folter an Angel Manzano bzw. Soledad Montero vorgeworfen wurde, kamen frei.

Der Grund für die Festnahme der Sieben war der Verdacht, sie hätten einen Überfall auf einen Madrider Juwelier begangen, bei dem 30 Kilogramm Gold eingesackt wurden. Beim Verhör sollen die Beamten versucht haben, von „el Nani“ das Versteck des Goldes zu erfahren. Mehrere der Angeklagten erwarten Prozesse wegen Anstiftung von Kriminellen zu Überfällen, bei denen sie einen Teil der Beute kassierten. Während sich der Anwalt der Kläger, Sanz Grasa, befriedigt über das Urteil äußerte, drückt der Anwalt der Nebenklage im Namen der „Vereinigung gegen die Folter“, Sanz de Bremond, sein Befremden darüber aus, daß vier der Folter angeklagte Polizisten ohne weiteres freigesprochen wurden. Die Verurteilten kündigten Berufung an.

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