„El Chapo“ ist wieder entwischt: Drogenboss und Ausbrecherkönig
Der „kleine“ mexikanische Kartellchef Joaquín Guzmán Loaera ist erneut aus dem bestbewachten Gefängnis des Landes ausgebrochen.
Am Samstag ist „El Chapo“, „Der Kleine“, wie der Chef des Sinaloa-Kartells wegen seiner geringen Körpergröße genannt wird, aus dem Hochsicherheitsgefängnis Altiplano ausgebrochen. Nach Angaben der Sicherheitsbehörden floh er durch einen Tunnel. Trotz einer Großfahndung ist Guzmán weiterhin auf freiem Fuß. Es ist nicht das erste Mal, dass El Chapo aus der Haft fliehen konnte.
Acht Jahre nach seiner ersten Festnahme verließ er 2001 den Knast mit Hilfe von Gefängniswärtern in einem Wäschewagen. Als „Der Kleine“ den Fahndern im Februar 2014 erneut ins Netz ging, wurde die Verhaftung als Bestätigung von Präsident Enrique Peña Nietos Kampf gegen die Mafia gefeiert. Schließlich war Guzmán der meistgesuchte Kartellchef weltweit, auf der US-Fahndungsliste stand er ganz oben.
1,5 km langer Fluchttunnel
Auch jetzt dürfte der Sinaloa-Chef auf umfangreiche fremde Hilfe gebaut haben. Das 90 Kilometer von Mexiko-Stadt gelegene Altiplano-Gefängnis ist das bestbewachte des Landes. Alle großen Kartellchefs sitzen dort ein, bislang konnte niemand fliehen.
Über Videoaufzeichnungen sei „El Chapo“ zuletzt in den Duschräumen gesichtet worden, erklärte die Nationale Sicherheitskommission (CNS). Von dort aus habe er das Gefängnis über ein 1,5 Kilometer langes belüftetes Tunnelsystem verlassen, sagte CNS-Sprecher Monte Alejandro García am Sonntag. Auch ein Motorrad sei gefunden worden.
Das Sinaloa-Kartell ist vom Drogenhandel bis zur Geldwäsche in kriminelle Geschäfte verwickelt und laut Experten in 52 Staaten tätig. Laut dem Wirtschaftsmagazin Forbes besitzt Guzmán über eine Milliarde US-Dollar. Die US-Regierung hatte nach seiner Festnahme 2014 eine Auslieferung beantragt. „Wenn er nicht ausgeliefert wird, flüchtet er bald wieder“, befürchtete der DEA-Mann Phil Jordan. Mexikos damaliger Generalstaatsanwalt Jesus Murillo Karam lehnte ab. Guzmán könne kein zweites Mal entkommen, versicherte er.
Lesen gegen das Patriarchat
Auf taz.de finden Sie eine unabhängige, progressive Stimme – frei zugänglich, ermöglicht von unserer Community. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!