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Eiskalte Kalkulation

■ Weltpolitik der Kühlschranklobby

Hamburg (AP/taz) – Die Kühlschrankindustrie macht Außenpolitik. Über die Vergabe von Geldern an arme Länder, die aus der Nutzung von ozonschichtzerstörenden Fluorkohlenwasserstoffen (FCKW) aussteigen wollen, entscheiden vor allem Vertreter der internationalen Eisschrankhersteller. Das berichtete gestern das ARD-Magazin „Panorama“. Ihren Einfluß nehmen sie vor allem durch eine Beratergruppe der Weltbank, die gemeinsam mit der UNO-Unterorganisation für Entwicklung und Umwelt die Mittel aus dem internationalen Hilfsfonds verteilt.

Das Fernsehmagazin beruft sich auf Informationen eines Mitglieds der Beratergruppe, Mike Jeffs vom Chemiekonzern ICI in Belgien, wonach sich das Gremium, die Ozone Operation Research Group, aus Vertretern der Kühlschrankindustrie und ihren Zulieferern zusammensetzt, unter anderen vom Elektrokonzern Philips.

Die Beratergruppe habe in einer verbindlichen Empfehlung vom 16.Oktober festgelegt, daß die „empfohlene Alternative“ zum Ozonkiller FCKW „in Haushaltskühlgeräten in Entwicklungsländern“ das Kühlmittel R134A sei. Das bedeute, daß nur solche Projekte in Entwicklungsländern gefördert würden, die mit dem chlorfreien Kühlmittel R134A arbeiten. Dieses schädige zwar die Ozonschicht nicht, sei jedoch ein gefährliches Treibhausgas. Es forciere die Erwärmung des Weltklimas. Wolfgang Lohbeck von Greenpeace sagte: „Die Einführung von R134A macht die Entwicklungsländer auf lange Zeit abhängig vom Know-how der Industrienationen.“ Allein die Kühlschrankindustrie habe ein Interesse an einer weltweiten Vermarktung von R134A.

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