Eishockey: Offensiv vor leeren Rängen
Die Hannover Scorpions stehen nach einem 4:3-Sieg gegen Wolfsburg vor dem Einzug ins Halbfinale um die Deutsche Eishockeymeisterschaft. Das glättet die Wogen nach dem Streit um die Ticket-Preise.
Hans Zach hat sich für die Offensive entschieden, auch zwischen den Spielen. Der Trainer der Hannover Scorpions kritisierte die Endrundenpreispolitik, die unglückliche Außendarstellung der Vereinsverantwortlichen und stellte schließlich auch seine eigene Zukunft in Frage. Dass die Scorpions nach dem 4 : 3 (0 : 2, 1 : 0, 3 : 1) am Sonntag im Play-off-Viertelfinale der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) gegen die Grizzly Adams Wolfsburg vor dem Halbfinaleinzug stehen, geriet dabei fast zur Nebensache, in der bislang so erfolgreichen Saison.
Ein Rückblick. Die Scorpions spielen erfolgreich und sexy wie nie zuvor - mehrmals vor ausverkaufter Halle, und das zum ersten Mal seit viereinhalb Jahren. Vor den Play-offs wurden die Eintrittspreise dann deutlich erhöht, ermäßigte Karten nur eingeschränkt abgegeben. Das verprellte die Zuschauer.
Die Preiserhöhung sei "ein Eigentor sondergleichen. Dass die Fans jetzt nicht kommen, ist die Antwort darauf", polterte Zach. Am vergangenen Dienstag kamen lediglich 3.718 Besucher in die 10.325 Gäste fassende TUI-Arena, obwohl einige der Maßnahmen wieder zurückgenommen worden waren. Am Sonntag waren es nur unwesentlich mehr. Zach: "Das nimmt einem jegliche Motivation. In den wichtigsten Spielen der Saison spielen wir vor 3.000 Zuschauern."
Die Preiserhöhung sollte die finanzielle Abhängigkeit von Klubeigner Günter Papenburg, der auf Grund des defizitären Spielbetriebs zwischenzeitlich sogar mit dem Lizenzverkauf gedroht hatte, allmählich lösen. Die Duisburger Füchse, deren Alleingesellschafter jahrelang draufzahlte und jüngst die DEL-Lizenz zurückgab, gelten als warnendes Beispiel. Solche Szenarien veranlassten Zach, den bis 2010 laufenden Vertrag nicht zu verlängern. "Ich werde nach der Saison schauen, was ich erreicht habe - rein sportlich. Und dann entscheiden, ob ich weitermache", sagte er. Das Abschneiden in den Play-offs wird ausschlaggebend sein. Ist das Viertelfinale Endstation, droht den Scorpions der Verlust ihres Trainers bereits im Sommer.
Doch danach sieht es nicht aus. Wenn Zach durch seine Äußerungen auch den Druck von der Mannschaft nehmen wollte, ist ihm das gelungen. Freitag glichen die Scorpions in der Best-of-Seven-Serie aus, am Sonntag gingen sie nach einem aufregenden und bis zum Schluss spannenden Spiel 3 : 2 in Führung; es war der späte Treffer von Andy Reiss (55.), der die Tür zum Halbfinale weit aufstieß. In den entscheidenden Momenten wirkten die Gastgeber leichtfüßiger und handlungsschneller, die Grizzlies schwerfällig und verunsichert. "Die Mannschaft hat unglaublichen Charakter gezeigt", lobte Zach. "Hannover ist hervorragend mit dem Druck umgegangen. Jetzt liegt er bei uns. Wir werden alles versuchen, um noch einmal zurückzukommen", sagte Wolfsburgs Trainer Toni Krinner.
Wenn die Hannover Scorpions die Entscheidung ihres Trainers über dessen Verbleib nachhaltig beeinflussen wollen, müssen sie im vielleicht entscheidenden sechsten Spiel am Dienstag in Wolfsburg noch einmal so spielen, wie es Hans Zach am liebsten mag: Offensiv. Und erfolgreich.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!