Eishockey in der NHL: Stark wie Legenden
Der deutsche Eishockeyprofi Leon Draisaitl mischt bei den Edmonton Oilers mit Connor McDavid die NHL auf. In der Scorerliste ist er der Beste.
E s ist gerade kalt im Westen Kanadas, nur selten steigt das Thermometer über 5 Grad minus. Ein Klimawandel ist in Edmonton derzeit aber in der örtlichen Eishockey-Arena zu spüren: Die Edmonton Oilers spielen so erfolgreich wie lange nicht – und der Grund dafür ist nicht zuletzt Leon Draisaitl. Der deutsche Profi bildet mit Connor McDavid, dem unangefochtenen Star der Oilers, ein dynamisches Duo, das die NHL aufmischt. Da wird selbst die Lokalzeitung im kalten Edmonton heißblütig: McDavid und Draisaitl seien, schrieb die Edmonton Sun, „das großartigste Zwei-Mann-Unterhaltungspaket seit den Everly Brothers, Simon & Garfunkel, Hall & Oates und Sigfried & Roy“.
Dass er den ehrwürdigen deutschen Namen Siegfried nicht richtig schrieb, sei dem Sun-Journalisten ebenso vergeben wie sein Musikgeschmack, aber recht hat er schon: Die beiden Jungstars zaubern gerade. So viele Tore und Vorlagen wie die beiden hat aktuell niemand sonst gesammelt in der NHL. 18 Tore hat der 22-jährige McDavid schon geschossen, der zwei Jahre ältere Draisaitl nur zwei weniger. Dafür hat der gebürtige Kölner schon 32 Tore vorgelegt und damit drei Assists mehr auf dem Konto als das Jahrhunderttalent McDavid.
Nachdem sie jetzt schon mehr als vier Jahre zusammenspielen, ergänzen sich Draisaitl und McDavid auf dem Eis immer besser. McDavid ist unglaublich schnell und quirlig, der 1,88 Meter große und über 100 Kilo schwere Draisaitl trotz seiner Größe ein technisch versierter Spieler, aber, in den Worten seines Sturmpartners, eben auch ein „Arbeitspferd“, das so viele Minuten auf dem Eis steht wie sonst kein anderer Oiler. Torhüter Mike Smith verglich Draisaitl nach einem Spiel gar mit einem Maulwurf.
Ein Blinder ist er aber nicht: In der Scorerliste der NHL, für die Tore und Assists zusammengezählt werden, steht Draisatl auf dem ersten Platz, McDavid auf dem zweiten und die Nummer drei, Brad Marchand von den Boston Bruins, folgt erst in gebührendem Abstand. Rechnet man die aktuellen Werte der beiden auf die gesamte Saison von 82 Spielen hoch, dann kommt man auf Zahlen, die seit Legenden wie Mario Lemieux niemand mehr erreicht hat.
Euphorie in Edmonton
Dank der Tore und Vorlagen von Draisaitl und McDavid steht Edmonton auf dem ersten Platz der Western Conference. Eine Riesenüberraschung: In der vergangenen Spielzeit hatten die Oilers die Playoffs klar verpasst, und auch vor dieser Saison trauten die Experten dem Team nicht viel zu. Umso euphorischer ist man gerade in der Hauptstadt des Bundesstaates Alberta und hofft auf eine Wiederauflage der Goldenen achtziger Jahre, als die Oilers fünfmal den Stanley Cup gewinnen konnten. Der Star damals hieß Wayne Gretzky, seine Assistenten Mark Messier und Jari Kurri.
Dass Connor McDavid ein würdiger Nachfolger von Gretzky ist, hat er längst bewiesen und sich in Edmonton den Spitznamen „McJesus“ erworben. Draisaitl wurde in Edmonton sogar schon „The German Gretzky“ getauft und scheint sich nach seinem Durchbruch im vergangenen Jahr, als er schon der viertbeste Scorer der NHL wurde, noch einmal verbessert zu haben. Für Teamkollege Alex Chiasson ist der Sohn des langjährigen deutschen Nationalspielers Peter Draisaitl „einer der zehn besten, vielleicht sogar einer der fünf besten Spieler in der Liga“.
Das Problem sind die anderen Edmonton Oilers. Der Rest der Mannschaft ist wohl zu schwach für den Stanley Cup. Wenn McDavid und Draisaitl auf der Bank sitzen, sind die Oilers nur noch ein Team, das von Glück reden kann, dass es keinen Abstieg in der NHL gibt.
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