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Eisenbahnunglück: Eine Tote, 33 Verletzte

■ Vollbesetzter Eilzug Lübeck-Kiel stieß bei Raisdorf mit Arbeitszug zusammen

„Ich hab' nur noch einen Feuerball gesehen und gedacht, das war's!“ Zitternd schildert eine 22jährige Lübeckerin nach dem Zugunglück, bei dem gestern eine 24jährige Frau getötet und 33 Menschen zum Teil schwer verletzt wurden, ihre Eindrücke.

Der vollbesetzte Eilzug - viele Autofahrer waren wegen der gestern früh herrschenden Straßenglätte auf die Bahn umgestiegen -, der von Lübeck nach Kiel unterwegs war, hatte um zehn Minuten nach acht Uhr bei Raisdorf (Kreis Plön) einen entgegenkommenden Arbeitswagen gerammt und über die Schienen geschleift. Der Arbeitswagen, mit zwei Mann Besatzung und mit zwei Gastanks vermutlich irrtümmlich auf die eingleisige Strecke herausgefahren, wurde völlig zerfetzt, dabei offenbar ein Tank leckgeschlagen. Der erste Waggon des Eilzugs lag zerstört in einer Böschung, der zweite zusammengedrückt quer über den Schienen. Der Lokführer mußte aus seinem Führerstand herausgeschweißt werden.

Die Bergung der Verletzten, die in insgesamt sieben Krankenhäuser der Umgebung transportiert wurden, war nach Angaben der Bundesbahn zwei Stunden nach dem Zusammenprall abgeschlossen. Eine Viertelstunde nach dem Unfall rückten die ersten Rettungseinheiten sowie Helikopter an.

Über die Ursache des Unglücks konnte die Kieler Kriminalpolizei, die die Ermittlungen aufgenommen hat, gestern noch keine Angaben machen, sie schließt jedoch menschliches Versagen nicht aus. Unklarheit herrschte auch über die Begleiterscheinungen des Unfalls: Eine „Feuerwalze“ sah Knud Büchmann, Bürochef von Schleswig-Holsteins Ministerpräsidentin Heide Simonis (SPD) kurz nach dem Zusammenstoß. Büchmann hatte Glück: Er saß in einem der hinteren Waggons, der weitgehend unzerstört blieb. Einzige Erklärung für ihn und andere Pendler: Das Feuer muß aus dem Gastank gekommen sein. Schaden hatte das Feuer am Unglücksort aber offenbar nicht angerichtet. dpa

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