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Einzelhandel handelt

■ Arbeitskampf: Ab heute wird in Hamburg über einen Streik urabgestimmt

Nach Protestkundgebungen und ersten Warnstreiks folgt im Hamburger Einzelhandel heute ein weiterer Schritt in Richtung Arbeitskampf. Die Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV) und die Deutsche Angestelltengewerkschaft (DAG) beginnen mit der Urabstimmung über einen Streik, nachdem in vier Runden ergebnislos über Lohn und Gehalt verhandelt worden war.

Ende voriger Woche hatte der Einzelhandelsverband zudem den Manteltarifvertrag gekündigt. Zum ersten Mal habe sich in Hamburg die Arbeitgeberseite von einem bestehenden Rahmenvertrag verabschiedet, so HBV-Sprecher Lutz Eilrich. Zentrale Arbeitsbedingungen stehen damit zusätzlich zur erneuten Verhandlung, darunter Kündigungsschutz und Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, Weihnachts- und Urlaubsgeld. Angesichts der drohenden Änderung des Ladenschlußgesetzes (siehe Seite 22) kündigen die ersten Arbeitgeber auch bereits die innerbetrieblichen Vereinbarungen zum Thema Arbeitszeit.

Eine Erhöhung der Löhne und Gehälter um 1,85 Prozent hatten die Arbeitgeber in der vierten Verhandlungsrunde angeboten. Die von den Gewerkschaften geforderten Maßnahmen zur Beschäftigungssicherung soll es nur dann geben, wenn Sonderzahlungen und Einstiegsgehälter abgesenkt würden. Die Forderung, die Ausgliederung von Betriebsteilen wie Lager, Gastronomie und Verwaltung vertraglich auszuschließen, wurde vom Verband abgelehnt. Grundsätzlich verworfen wurde eine stärkere Lohnerhöhung in den unteren Tarifgruppen und eine Erhöhung der Ausbildungsvergütung.

Im Einzelhandel werden bereits jetzt äußerst niedrige Löhne und Gehälter bezahlt. Monatlich 2600 Mark brutto verdient eine Kauffrau nach dreijähriger Ausbildung im ersten Berufsjahr. Das Einstiegsgehalt für Angestellte ohne kaufmännische Ausbildung liegt 700 Mark darunter. Stefanie Winter

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