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Einweg-Agenten verdächtigt

Medienberichte: Russischer Geheimdienst soll mit Brandsätzen in Paketen zu tun haben

Der russische Militärgeheimdienst GRU soll laut Medienrecherchen für Brandsätze in der Luftfracht verantwortlich sein, die im vergangenen Jahr unter anderem in Leipzig aufgetaucht waren. Davon gehen nach Recherchen von WDR, NDR und Süddeutscher Zeitung (SZ), die am Mittwoch veröffentlicht wurden, westliche Nachrichtendienste aus.

Demnach werden offenbar mehrere ranghohe GRU-Angehörige mit den Sabotageplänen in Verbindung gebracht. Dazu zählt offenbar ein GRU-Oberst, der seit Dezember 2024 von der Europäischen Union sanktioniert ist. In der veröffentlichten Sanktionsbegründung heißt es laut WDR, NDR und SZ, der GRU-Oberst habe über soziale Medien „Agenten für Sabotageakte in der Union“ rekrutiert.

Im Sommer tauchten Pakete mit Brandsätzen in Lagerhäusern des Logistikkonzerns DHL in Deutschland und Großbritannien auf, wo sie Feuer fingen. In Polen setzte ein solches Paket einen DHL-Lkw in Brand.

Die Brandsätze sollen in Massagekissen versteckt gewesen sein, die sich zusammen mit Kosmetika und Sex-Spielzeug in den Paketen befanden, wie die Medien nun berichteten. Sicherheitsbehörden zufolge sei es nur ein glücklicher Zufall gewesen, dass die Pakete nicht während des Fluges Feuer gefangen hätten. Als Teil der Operation sollen auch Flugrouten nach Nordamerika ausgekundschaftet worden sein.

Laut den Recherchen wurden Verdächtige in Litauen, Polen, Bosnien-Herzegowina und Großbritannien festgenommen. Dabei soll es sich um sogenannte Wegwerf-Agenten handeln, in Sicherheitskreisen „Low-Level-Agenten“ genannt. Gemeint sind Menschen, die etwa über Messengerdienste wie Telegram angeworben werden, um bestimmte Aufgaben zu übernehmen, ohne die genauen Hintergründe des gesamten Einsatzes zu kennen.

Die russische Botschaft in Berlin bestritt dem Bericht zufolge auf Anfrage, dass Moskau hinter den Vorfällen steckt. Sie sprach von „Paranoia“ und „Verschwörungstheorien“, berichteten WDR, NDR und SZ.

Eine Sprecherin des Bundesinnenministeriums sagte am Mittwoch zu dem Vorfall in Leipzig nur, dass die Ermittlungen „intensiv“ weiterliefen. Sie warnte auch erneut vor den sogenannten Low-Level-Agenten. „Die Sicherheitsbehörden beobachten sehr genau, zu welchen Mitteln die russischen Dienste jetzt greifen, um gegen Geld Personen zu rekrutieren.“

Weiter sagte sie: „Wir können definitiv konstatieren, dass in Deutschland die Gefahr durch Sabotage oder entsprechende Vorbereitungshandlungen auch durch russische Stellen seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine stark gestiegen ist.“ (afp)

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