: Einreiseverbote
■ Die SED mag die Linken nicht
Nicht nur die Ausreise in den Westen ist noch den meisten DDR–Bürgern verwehrt, auch bei der Einreise haben die DDR–Behörden die Hürden für manche unüberwindbar gemacht. Mag es verständlich sein, gegenüber Nazis, Spionen und Kriegsverbrechern Wachsamkeit zu zeigen, so hört bei der „Bestrafung“ von ehemaligen DDR–Bürgern, Friedensaktivisten, Grünen, AL–Mitgliedern und taz–Redakteuren der Spaß auf. Was ist denn so gefährlich an diesen Personengruppen, daß der Staatssicherheitsdienst ständig vor ihnen warnen muß? Ist das Engagement für die Abrüstung und ein friedliches Miteinander, das Engagement gegen Umweltkatastrophen und für Menschenrechte, für Basisdemokratie und Selbstbestimmung wirklich eine solch große Bedrohung für die DDR, daß deren Führung deshalb (zumal ohne Angabe von Gründen) die Grenze schließen muß? Rüttelt denn der Wunsch von ehemaligen DDR–Bürgern, nach endlosen Jahren des Wartens wieder die DDR besuchen zu dürfen, an den Grundfesten des „Ersten sozialistischen Staates auf deutschem Boden“? Wie muß es um das Selbstbewußtsein der SED–Funktionäre bestellt sein, wenn man hier Berührungsängste hat? Während die Westreaktionäre den Linken in der Bundesrepublik und West–Berlin seit 1967 schallend ihr „Geht doch rüber“ entgegenschleudern und sie von der „SED“ finanziert und gesteuert sehen, befördern die Ostreaktionäre ihr eigenes kritisches Potential nach drüben. Wer heute die konkrete, offene Auseinandersetzung nicht nur als Lippenbekenntnis mit der SPD austauscht, müßte die Kanäle für die Diskussion auch mit anderen wieder öffnen. Glasnost und mehr taz ins Neue Deutschland! Erich Rathfelder
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