Einigung zwischen Bahn und GDL: 5,1 Prozent mehr Lohn
Nach einem Jahr Streit: Bahn und GDL haben sich auf einen 450-Seiten-Tarifvertrag samt Lohnerhöhungen einigen können.
„Das, was ich hier erlebt habe, überschreitet alles“, sagte Ramelow. Zu Beginn der Schlichtung sei die Lage „äußerst angespannt“ gewesen, die Verhandlungen seien kurzzeitig sogar unterbrochen worden, sagte Platzeck. Am Ende hätten dann aber doch 450 Seiten Verträge auf dem Tisch gelegen, die bereits am Dienstagabend von allen Parteien unterschrieben worden seien. Der Tarifvertrag läuft bis zum 30. September 2016.
Verständigt haben sich Bahn und GDL auf ein Gesamtpaket mit Lohnerhöhungen, Regelungen zur Entlastung der Mitarbeiter und einer langfristigen Perspektive der GDL als Tarifpartner der Bahn – unabhängig vom Tarifeinheitsgesetz der Regierung.
Um die Beschäftigten zu entlasten, verpflichtete sich die Bahn, bis Ende 2017 eine Million über die Jahre angesammelte Überstunden abzubauen. Um dies zu erreichen, sollen 300 zusätzliche Lokomotivführer und 100 Zugbegleiter eingestellt werden.
Einmalzahlung im Juli
Die vereinbarten Lohnerhöhungen sind identisch mit dem, was die Bahn bereits Ende Mai mit der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) beschloss: Insgesamt bekommen die Beschäftigten in den Zügen 5,1 Prozent mehr Lohn. Die Lohnerhöhung erfolgt in zwei Stufen: Zum 1. Juli 2015 werden die Gehälter um 3,5 Prozent – mindestens aber 80 Euro – erhöht und zum 1. Mai 2016 noch einmal um mindestens 40 Euro oder 1,6 Prozent. Hinzu kommt eine Einmalzahlung im Juli.
Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber bezeichnete die Einigung als „ein faires Kompromisspaket“. Die Streikgefahr sei gebannt, was enorm wichtig für Kunden und Mitarbeiter der Bahn sei.
Der GDL-Vorsitzende Claus Weselsky sagte, seine Gewerkschaft habe alle ihre Ziele erreicht; das Ergebnis zeige, dass der Streik notwendig gewesen sei.
Tarifliche Spaltung verhindert
Heftige Streiks wie in den vergangenen zwölf Monaten werden künftig deutlich erschwert, denn eine Schlichtung kann in Zukunft nicht mehr nur einvernehmlich von beiden Seiten, sondern auch nur von einer Seite angerufen werden.
Die EVG bewertete die Einigung positiv: „Wir begrüßen die völlige Übernahme unseres Tarifergebnisses in die Tarifverträge mit der GDL, dadurch wurde die drohende tarifliche Spaltung einzelner Beschäftigtengruppen verhindert,“ erklärte Regina Rusch-Ziemba, die Verhandlungsführerin der EVG.
Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) äußerte sich erleichtert: „Ich begrüße die Einigung im Tarifkonflikt bei der Deutschen Bahn. Streiks und die damit verbundenen erheblichen Beeinträchtigungen der Bahnkunden könnten damit für lange Zeit vom Tisch sein“.
Das Schlichtungsverfahren sollte ursprünglich nur drei Wochen dauern, war jedoch zwei Mal mit Verweis auf die Komplexität der Aufgabe verlängert worden. Vorausgegangen war ein monatelanger Streit, der wechselseitig mit schweren Vorwürfen und hart im Ton geführt wurde.
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen
meistkommentiert
BSW in Thüringen
Das hat Erpresserpotenzial
Friedenspreis für Anne Applebaum
Für den Frieden, aber nicht bedingungslos
BSW in Sachsen und Thüringen
Wagenknecht grätscht Landesverbänden rein
Rückkehr zur Atomkraft
Italien will erstes AKW seit 40 Jahren bauen
Klimaschädliche Dienstwagen
Andersrum umverteilen
Tech-Investor Peter Thiel
Der Auszug der Milliardäre aus der Verantwortung