piwik no script img

Einigung von Bahn und GdLLokführer müssen nicht mehr streiken

Die Gewerkschaft GDL und das Bahn-Management haben sich geeinigt: Die Lokführer bekommen 11 Prozent mehr Lohn und einen eigenen Tarifvertrag.

Endlich: freie Fahrt mit der Bahn. Bild: ap

FRANKFURT/MAIN rtr/taz Die Lokführergewerkschaft GDL und die Deutsche Bahn haben sich nach zehnmonatigem Ringen auf Lohnerhöhungen im Volumen von 11 Prozent geeinigt. Er gehe davon aus, dass ein Scheitern der Tarifverhandlungen und neue Streiks nun ausgeschlossen seien, sagte GDL-Chef Manfred Schell an diesem Sonntag in Frankfurt. Es gebe zwar noch einige Einzelheiten zu klären, dies solle aber bis Ende Januar geschehen. Streiks werde es mit 99-prozentiger Sicherheit nicht mehr geben. Auch die Bahn bestätigte die Einigung.

Die Vereinbarung sei in einem Spitzengespräch mit Bahn-Chef Hartmut Mehdorn erzielt worden, zu dem Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee eingeladen habe, sagte Schell. Hauptvorstand und Tarifkommission der GDL hätten ihr am Sonntag zugestimmt. Konkret habe die Bahn vom 1. Juli 2007 bis 1. März 2008 eine Einmalzahlung von 800 Euro zugesagt. Im März trete dann eine Lohnerhöhung von 8 Prozent in Kraft, die im September auf 11 Prozent aufgestockt werde. Außerdem sinke die Wochenarbeitszeit der Lokführer ab 1. Februar 2009 von 41 auf 40 Stunden. Daneben werde ab März 2008 eine neue Entgeltstruktur für die Lokführer eingeführt, die Berufserfahrung und Qualifikation stärker als bisher berücksichtige, erklärte die GDL. Dadurch liege die Spannbreite der individuellen Lohnerhöhungen zwischen 7 und 15 Prozent.

Ursprünglich hatten die Lokführer eine Lohnerhöhung um rund 30 Prozent gefordert. Die Grenze des wirtschaftlich Vertretbaren sei überschritten worden, erklärte Bahn-Personalvorstand Margret Suckale. Sie zeigte sich aber zugleich erleichtert, dass die Streikgefahr endgültig abgewendet sei. "Die jetzt noch offenen Punkte können wir schnell lösen." Die Verhandlungen sollten in den kommenden Tagen fortgesetzt werden.

Die Gespräche standen nach einer Annäherung seit Donnerstag wieder auf der Kippe, weil die GDL mit dem Bahn-Angebot über Lohn und Arbeitszeit unzufrieden war und neue Streiks nicht ausschloss. Die Einigung vom Sonntag kam überraschend. Ihr ging ein monatelanger, erbitterter Streit voraus, der immer wieder zu Auseinandersetzungen vor Gericht, Streiks und neuen Gesprächen führte. Auch ein Schlichtungsversuch unter der Vermittlung der Unionspolitiker Heiner Geißler und Kurt Biedenkopf blieb erfolglos. Dabei schien vor allem die Forderung der GDL nach einem eigenen Tarifvertrag zunächst ein unüberwindbares Hindernis zu sein. Anfang Januar einigten sich beide Seiten jedoch auf einen solchen, am Samstag erfolgte dann die Einigung in der Frage der Entgelte und Arbeitszeiten. Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) bezeichnete die Einigung als Durchbruch. "Ich bin hoch zufrieden, dass wir die letzte Hürde in diesem Tarifkonflikt genommen haben", sagte er. Er rechne damit, dass auch die anderen Bahn-Gewerkschaften Tansnet und GDBA zustimmen und damit ein tragfähiges Tarifwerk zustande komme. Tiefensee bestätigte, dass er den Chef der Lokführergewerkschaft GDL, Manfred Schell, und Bahn-Chef Hartmut Mehdorn am Samstag in sein Ministerium geladen habe. Der Bund habe nicht direkt in die Verhandlungen eingegriffen, aber seine Rolle als Eigentümer der Bahn wahrgenommen. STEP

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!