: Einigung auch beim Bau
■ Tarifabschluß im Baugewerbe/ Schlichtungsbeginn bei Druckern
Frankfurt/Hannover (afp) — Der Tarifkonflikt im Baugewerbe ist beendet. Einstimmig nahmen die Tarifpartner am Dienstag in Frankfurt am Main den Vorschlag des Schlichters und ehemaligen Bundesministers Hans Apel (SPD) an. Danach erhalten die insgesamt 1,5 Millionen Beschäftigten in der ost-und westdeutschen Bauwirtschaft rückwirkend zum 1. April 5,8 Prozent mehr Lohn und Gehalt. Außerdem wird die Jahresurlaubszeit für die westdeutschen Arbeitnehmer von 1993 an auf 30 Tage erhöht. Die Urlaubszeit der ostdeutschen Beschäftigten wird stufenweise angehoben. Eine Arbeitszeitverkürzung im Westen wird es vorerst nicht geben.
Während die Wochenarbeitszeit für die westdeutschen Arbeitnehmer bis 1995 bei 39 Stunden bleiben soll, wird die wöchentliche Arbeitszeit im ostdeutschen Baugewerbe in drei Stufen von derzeit 42 bis 1. September 1994 ebenfalls auf 39 Stunden zurückgefahren. Für die ostdeutschen Beschäftigten im Baugewerbe vereinbarten die Tarifpartner darüber hinaus ein zusätzliches Urlaubsgeld von fünf Prozent 1994, 15 Prozent 1995 und 30 Prozent 1996. Die Arbeitnehmer in den neuen Bundesländern erhalten zur Zeit 69 Prozent des Westniveaus der Löhne und Gehälter. Ab 1. April werden die Einkommen in Ostdeutschland nach dem neuen Tarifvertrag auf 77 Prozent der westlichen ansteigen.
Von Warnstreiks begleitet, haben am Dienstag in Hannover die mit Spannung erwarteten Schlichtungsverhandlungen für die westdeutsche Druckindustrie begonnen. Der als Schlichter eingesetzte Präsident des Bundessozialgerichts, Heinrich Reiter, hatte die ursprünglich für den kommenden Donnerstag angesetzte Verhandlungsrunde nach dem Tarifabschluß in der Metallbranche um zwei Tage vorverlegt. Die IG Medien forderte bei den am Dienstag vergangener Woche gescheiterten Tarifverhandlungen für die 225.000 westdeutschen Drucker zuletzt Lohnerhöhungen von elf Prozent. Der Bundesverband Druck hielt an seinem Angebot von 3,3 Prozent fest. Der Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes, Walter Hesse, forderte die Gewerkschaft im Vorfeld der Schlichtung auf, von ihrer Gehaltsforderung abzurücken. Der Abschluß in der Metallbranche könne eine Pilotfunktion für die Druckindustrie besitzen, betonte Hesse. Bei den Metall-Tarifverhandlungen war in der Nacht zum Montag ein Durchbruch erzielt worden.
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