: Einige Würfel sind gefallen
■ Sparplan Kultur steht / Altonaer Theater einzige Schließung
Mit der Presseveröffentlichung der Senatsvorlage zum Sparhaushalt (siehe Seite 21) liegen auch für die Kultur die Maßnahmen auf dem Tisch. Damit ist klar, was seit langem erwartet wurde, daß das konzeptionell schlingernde Altonaer- und Harburger Theater von Intendant Hans Fitze in den Konkurs geschickt wird. Der Entzug der bisherigen Subventionen von 3.1 Millionen Mark bedeutet das „Aus“ für das Privattheater und damit die Entlassung von 80 Mitarbeitern. Fitze wird von der Kultursenatorin Christina Weiss heute über den Subventionsentzug informiert.
Den zweitgrößten Batzen (2 Millionen Mark) müssen die Öffentlichen Bücherhallen (HÖB) sparen. Laut Hella Schwemer, der stellvertretenden Direktorin der Stiftung, will man den Betrag beim Personal einsparen, ohne die Dienstleistungen zu beschränken. Von den 550 Personalstellen der HÖB müssen dann circa 33 wegrationalisiert werden. Allerdings bezweifelt die Leiterin, daß der erforderte Betrag innerhalb des Jahre 1995 eingespart werden kann, da man an das Tarifrecht gebunden sei. Nur durch die Nicht-Neubesetzung freiwerdender Stellen werde es schwierig, die Summe zu erbringen. Schließung einzelner Bücherhallen seien nicht zu erwarten, da durch die Ende '94 installierte EDV-Vernetzung eine besser Nutzung auch bei weniger Personal gewährleistet sei.
Noch einmal davongekommen sind die Hamburger Symphoniker, die nur 100.000 Mark erbringen müssen. Ob in der Addition mit dem zuletzt erwirtschafteten Defizit des zweiten Hamburger Orchesters eine existenzbedrohliche Situation entsteht, konnte gestern vom Trägerverein noch nicht beantwortet werden. Ein großer Verlust ist sicherlich die Einsparung des Hamburger Musikfestes (570.000 Mark), eines der wenigen Foren, bei dem zeitgenössische Komponisten im großen Rahmen präsentiert wurden.
Tiefe Einschnitte bei den Sach- und Fachausgabe müssen auch die Hamburger Museen hinnehmen. 1,4 Millionen Mark für alle Museen bedeuten zwar, daß keines geschlossen werden muß, aber die Mittel für Sonderausstellungen werden drastisch gekürzt. Auch die Markthalle, die gemeinsam mit der Fabrik 193.000 Mark erbringen muß, wertete die Einsparungen als nicht-existenzbedrohend. Die meisten unkommerziellen Veranstaltungen würden damit in Zukunft allerdings unmöglich.
Neben den genannten Titeln wird wieder der Rasenmäher bei allen Subventionsempfängern angesetzt. Eine offizielle Entscheidung, auch für die Staatstheater, über deren Sparmaßnahmen Kultur- und Finanzbehörde noch im Streit liegen, wird erst am Donnerstag nach der Senatsklausur erwartet.
tlb
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