: Einig unter Billigflagge auf hoher See
■ Jahresbilanz des Deutschen Seereederverbandes vorgestellt
Hamburg/Rostock (dpa/taz) – Die Deutschen Reeder sprechen gern in maritimen Bildern. Ihre Flotte fahre auch in diesem Jahr „im Wellental der Rezession“, sagte gestern der Vorsitzende des Deutschen Reederverbandes, Dieter Uelken, in Hamburg. Die Ladungen gingen zurück, Frachtraten und Erlöse auch, beklagt der Jahresbericht des Verbandes.
Die deutschen Seereedereien (ohne Küstenschiffahrt und Fischerei) steuerten am 1. Oktober dieses Jahres 673 Schiffe mit einer Tonnage von 8,16 Millionen Bruttotonnen über die Weltmeere. Davon liefen 271 (327) Schiffe mit 3,83 (4,19) Millionen BRT unter deutscher Flagge, vorwiegend im Zweitregister, zudem 402 Schiffe mit 4,33 Millionen BRT unter fremder Flagge, vorwiegend Liberia und Zypern. 53,1 Prozent der deutschen Tonnage fahren damit unter ausländischer Flagge.
Auch 1993 habe die Wettbewerbsfähigkeit nur durch Ausflaggung gesichert werden können. Aber 1993 seien rund zwei Milliarden Mark investiert worden, die „deutsche Schiffahrtspolitik“ werde nun darüber entscheiden, ob alle Neubauten unter deutscher Flagge ausfahren könnten.
Verkehrsminister Wissmann versprach, das Anliegen zu unterstützen – mit Subventionen. Von Konkurrenz ist auf hoher See unter Deutschen ohnehin keine Rede mehr. Die Deutsche Seereederei Rostock (DSR) und die Senator Line der Bremer Vulkan Verbund wollen „ihre Aktivitäten zusammenführen“. Das sieht ein am Mittwoch unterzeichneter Vertrag vor. Die neue Firma heißt DSR Senator Lines Holding. Die Bremer hatten im Frühjahr versucht, die ehemalige DDR-Reederei zu diesem Zweck zu erwerben. Die Treuhand hatte sich dann aber für eine wettbewerbsfördernde Mittelstandslösung entschieden und unter heftigen Protesten des Betriebsrates die sozialistische Erblast an zwei Hamburger Unternehmer verkauft. Der Reederverband hat die Panne nun auf seine Art bereinigt. nh
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