Einig in der Phrase

■ Kiel: Grüne „bedauern“ Rücktritt von Vorstandsmitglied Ralf Henze

Zumindest was das Phrasendre-schen angeht, herrscht Einigkeit im grünen Landesvorstand in Schleswig-Holstein. Mit „Überraschung und Bedauern“ haben die beiden Vorstandssprecher, die linke Antje Jansen und Realo Klaus Müller, den gestrigen Rücktritt des Vorstandsmitgliedes Ralf Henze (taz berichtete) konsensual zur Kenntnis genommen. „Mit seinem Ausscheiden geht dem Landesvorstand ein engagierter Anti-AKW- und Umweltpolitiker verloren“, riefen sie ihm gestern in einer gemeinsamen Erklärung nach.

Die Vorwürfe, die Henze in seinem fünfseitigen Rücktrittsschreiben vor allem gegen die Landtagsfraktion erhoben hatte, wiesen sie allerdings zurück. Die habe sich bemüht, die Kommunikation mit Henze und dem gesamten Vorstand zu intensivieren. Auch der Vorwurf des Parteifilzes sei „unberechtigt“.

In seinem Schreiben hatte Henze unter anderem der Fraktion vorgeworfen, ihn von Informationen abgeschnitten zu haben. Der Partei insgesamt hatte er bescheinigt, „machtgeil“ zu sein und sich lieber bei „der SPD anzubiedern“, als „grüne Politik zu stärken“. Offensichtlich sei das Bestreben, „Macht und Posten zu sichern“ und „kritischen Themen auszuweichen“.

Mit Henzes Rücktritt besteht der ursprünglich siebenköpfige Vorstand, der erst im Juni für zwei Jahre gewählt worden war, nur noch aus fünf Personen. Vor einigen Wochen hatte nach dem Nicht-Ausstiegs-Beschluß in Sachen AKW Krümmel bereits Ute Schramm-Ehmke das Gremium verlassen. Beide gelten als Kritiker der rot-grünen Regierungskoalition in Kiel. Die Nachwahlen sollen im Mai auf einem Parteitag in Eckernförde erfolgen. Sven-Michael Veit