: Einig Wirtschaftskriminalität
■ Bislang 1,5 Milliarden Mark Schaden durch Kriminelle
Berlin. Der Zusammenbruch der DDR und die deutsch-deutsche Einigung hat eine Wirtschaftskriminalität von bislang nicht gekanntem Ausmaß hervorgerufen. Nach Angaben der Berliner Staatsanwaltschaft beträgt der bislang festgestellte Schaden rund 1,5 Milliarden Mark. Die Leiterin der Wirtschaftsabteilung der Berliner Staatsanwaltschaft, Margarete Bräutigam, sagte in einem dpa-Gespräch am Montag, daß bei Ermittlungen allein in den letzten sechs Wochen Straftaten mit einer Schadenhöhe von 500 Millionen Mark entdeckt worden seien. Sie betonte, daß die Summen keine Spekulation der Ermittler darstellten, sondern „relativ feststehen“. Die Berliner Staatsanwaltschaft führt nach den Worten von Frau Bräutigam derzeit 73 Ermittlungsverfahren, mit oft mehreren Beschuldigten. Die Verfahren beträfen Betrügereien im ehemaligen Ostblockhandel, den illegalen Verkauf von Grundstücken und unredliche Geschäfte bei der Privatisierung von ehemaligen volkseigenen Betrieben. Hinzu kämen Fälle, in denen bei der Währungsumstellung am 1.Juli 1990 manipuliert worden sei, und weitere Verfahren, wie etwa die Verschiebung von 107 Millionen Mark an PDS-Geldern ins Ausland. Bislang hätte nur ein Bruchteil der aus den Straftaten erlangten Gelder sichergestellt werden können. Die Staatsanwaltschaft hofft, noch im 1.Halbjahr 1991 die ersten Verdächtigen anklagen zu können. Allerdings sei die Wirtschaftsabteilung „fast am Ende“, sagte die Staatsanwältin. Der größte Schaden von weit über 800 Millionen Mark sei im Zusammenhang mit Warenlieferungen in den ehemaligen Ostblock festgestellt worden. Dabei hätten die Täter die komplizierten Verhältnisse im Handel zwischen den Ostblockstaaten ausgenutzt. Der Zahlungsverkehr beim Handel der ehemaligen Ostblockstaaten wurde nur über die Buchwährung Transfer- Rubel abgewickelt. dpa
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