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Einfrieren um zu überlebenDer Informatiker aus dem Eis

Am Ende seines Lebens wäre Marcus Beyer ungern für immer tot. Deshalb will er sich einfrieren lassen. Bis die Medizin das Problem gelöst hat.

Ice, Ice, Baby! Ob das wirklich so viel Spaß macht, wenn man eingefroren wird? Bild: --Lexx-- / photocase.com

Marcus Beyer ist ein junger Mann, der viel über den Tod nachdenkt. Er tut das auf eine eher technische Art. "Der Tod ist etwas, was ich gerne vermeiden möchte", sagt er. Deshalb ist Beyer zum Mitglied der Deutschen Gesellschaft für angewandte Biostase geworden. Ein Verein, der Kryonik fördern will.

Kryos kommt aus dem Griechischen und heißt Frost: Die Kryoniker wollen sich so lange einfrieren lassen, bis die Menschen es geschafft haben, den Tod mit technischen und medizinischen Mitteln zu besiegen. Es könnten Nanoroboter sein, die Beyer eines Tages wieder zum Leben erwecken. Das jedenfalls hofft der 38 Jahre alte Familienvater.

Im Großen und Ganzen soll es einmal so ablaufen: Wenn Beyers Körper beginnt, nicht mehr zu funktionieren, kommt eine Kryonik-Einsatztruppe zu ihm. Die freiwilligen Helfer der Gesellschaft geben ihm blutverdünnende Medikamente. Damit sich später, wenn sein Blut gegen Frostschutzmittel ausgetauscht wird, keine Klumpen bilden. Sobald ein Arzt dann Beyers Tod feststellt, kühlen die Helfer als Erstes seinen Kopf, damit die Gehirnstrukturen erhalten bleiben.

Bisher hat Beyer allerdings noch ein Problem: Das Einfrieren von Leichen ist in Deutschland verboten. So bleiben den Frostsuchenden genau drei Möglichkeiten: zwei Kryonik-Institute in den USA und eines in Russland.

Bild: taz

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"Im Wesentlichen ist es eine Reise in ein exotisches Land", sagt Beyer. "Ich stell mir das faszinierend vor." Er glaubt an den Fortschritt. Daran, dass künftig Zellen und Gewebe repariert werden können, und so ein Mittel gegen den Tod gefunden wird.

Aber warten die Menschen in zweihundert Jahren überhaupt auf ein paar alte Männer aus der Vergangenheit? Und was, wenn es doch ein Paradies gibt – und er aus dem wieder raus, zurück auf eine atomverseuchte, vom Krieg zerrüttete Erde muss?

Wie Marcus Beyer bei einem Gespräch auf dem alten Friedhof in Freiburg über solche Fragen nachdenkt und was genau die rechtlichen Schwierigkeiten mit den Einfrieren sind, das lesen Sie in der aktuellen sonntaz.

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15 Kommentare

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  • N
    Nobbi

    An alle diejenigen, die meinen, zum Wohle der Welt sterben zu müssen und deswegen gegen das Einfrieren sind: Hör doch damit auf Tiere zu essen die wegen DIR sterben müssen!! Wegen Dir werden Tiere getötet, damit DU leben kannst!

    Es ist doch heuchlerisch dass ihr Hähnchen und Schnitzel fresst und dann darüber sinniert wie BÖSE und EGOISTISCH es ist, weiterleben zu wollen! Ihr fahrt Autos und verpestet die Umwelt, ihr gebt nix ab von euerm Geld für die Verhungernden der Welt und spielt euch als Moralapostel auf.

    Es ist ja wohl der edelste Wunsch den man auf dieser Welt verfolgen kann, dass man einfach WEITERLEBEN will und nicht sterben will.

  • MB
    Marcus Beyer

    Die Kryonkonservierung von ganzen Organismen ist heute sicherlich unvollkommen. Es entstehen dabei Schäden, die nicht mit heutigen Mitteln rückgängig gemacht werden können. Dies ist aber auch nicht wirklich notwendig, denn unsere Gegenwart ist nicht Ziel der Reise.

  • Q
    quergedacht

    wenn er pech hat, wird er an außerirdische verkauft, die wissenschaftliche experimente an ihm vornehmen...

  • H
    Hase

    Bleibt sie Frage, ob sie in 200 Jahren ausgerechnet jemanden aus der Immobilienbranche wieder auftauen würden.

  • V
    Victor

    "Aber warten die Menschen in zweihundert Jahren überhaupt auf ein paar alte Männer aus der Vergangenheit? Und was, wenn es doch ein Paradies gibt – und er aus dem wieder raus, zurück auf eine atomverseuchte, vom Krieg zerrüttete Erde muss?"

     

    In einer apokalyptischen Zukunft mit wären wohl weder der Wille noch die Ressourcen vorhanden, eingefrorene Leute aufzutauen. Dann sind die Menschen eher damit beschäftigt, selber über die Runden zu kommen.

     

    Sollte es hingegen genug Wohlstand und ausreichend weit fortgeschrittene Technologie geben, um sich so einen Luxus leisten zu können (zumindest die Historiker wären sicher interessiert), dann sollte man es dort doch aushalten können.

     

    Kurz: Wenn die Zukunft scheiße ist, taut ihn wahrscheinlich eh keiner mehr auf.

  • M
    Martin

    wäre es nicht einfacher, einen gehirnscan zu machen und die gehirnstruktur einer person auf der festplatte zu speichern, damit man später damit den menschen wieder erwecken kann, vielleicht in einem computer?

  • M
    Malte

    Das erinnert mich an die Star Trek The Next Generation Folge "Begegnung mit der Vergangenheit". Geniale Folge - sollten die Leute, die sowas in Betracht ziehen, auch mal anschauen :)

  • R
    Renegade

    Dazu kann ich nur die Lektüre von Transmetropolitan empfehlen: Die Leute, die da nach ein paar hundert Jahren aufgetaut wurden, sind innerhalb von 10 Minuten am Kulturschock zerbrochen und haben dann schön irgendwo abgeschoben in einem Sozialheim im Bett ihr Dasein gefristet.

  • MB
    Marcus Beyer

    Anmerkungen zum Artikel:

     

    Wenn ich eine unheilbare Krankheit hätte, würde ich mich nicht lebend kryokonservieren lassen (und noch viel weniger einfrieren), obwohl ich es unter anderen juristischen Bedingungen für sinnvoll erachte. Denn bei einem aus juristischer Perspektive unnatürlichen Tod ist eine Autopsie sehr wahrscheinlich, welche die Kühlkette entweder unterbricht oder lange hinauszögert.

     

    So wie es aussieht, überleben Nervenzellen durchaus mehrere Stunden ohne Sauerstoff:

    http://stroke.ahajournals.org/content/26/4/636.full

    Wenn man also schnell genug kühlt, dürfte die Persönlichkeit schadlos erhalten bleiben.

  • D
    deviant

    Ironie der Geschichte wird sein, dass man irgendwann tatsächlich den Alterungsprozess wird aufhalten können und somit unendliches Leben (wer will das überhaupt, der sich ernsthaft drüber Gedanken gemacht hat) erhält; aber das Know-How zu entwickeln, um ein paar Frostleichen aufzutauen, an die sich eh keiner mehr erinnert, wird zu teuer sein, als des es sich lohnen würde, diese Kosten zu tragen.

     

    Schon heute werden ja diverse Krankheiten nicht behandelt und wird nicht an Heilmitteln geforscht, weil es sich finanziell kaum lohnt.

     

    Ich bin kein Fan kapitalistischer Marktlogik, aber in diesem Falle wird sie wohl noch greifen, wenn der Kapitalismus längst nur noch eine graue Erinnerung aus dunkler Vorzeit ist.

  • PH
    Paul Hofrichter

    Ich verstehe nicht wieso man überhaupt nur Leichen einfrieren darf, und ja nichteinmal das bei uns. Denn bei allem Vertrauen in die Technologie bezweifle ich das die Menscheit in 200 Jahren fähig sein wird einen Toten wiederzubeleben. Wenn, dann sollte man sich doch vor seinem Tot einfrieren, und hoffen dass das Altern besiegt werden kann. Und schon das halte ich für utopisch...

  • G
    Gert

    Na, dass Menschen, die mit diesem Gedanken spielen, nicht an ein Leben nach dem Tod glauben, dürfte sich wohl von selbst verstehen.

    Deswegen ist dieses "Argument" eine der plumpestmöglichen Maschen von mutwilliger Fehlinterpretation.

     

    Etwas erst als kompletten Quatsch interpretieren, um dann - oh Wunder, was ist man doch für ein Genie! - gegen kompletten Quatsch etwas Vernünftiges zu sagen zu haben:

    Ganz starke Leistung!

    Wird einem sowas auf der Journalistenschule nicht ausgetrieben? Oder stellt die taz keine Anforderungen an die Qualifikation ihrer Autoren?

     

    Und unnötig ist es obendrein.

    Als ob man nicht auch genug Argumente dagegen finden könnte, wenn man die Annahme, dass es kein Leben nach dem Tod gibt, von vornherein als gemeinsame Grundlage akzeptiert.

  • X
    xVegAnarchistx

    Ach du meine fre...genau das hat uns noch gefehlt, Egozentriker die meinen die Welt ewig mit ihrer Gesellschaft beehren zu müssen...natürlich es sind ja auch mit Hunger, Katastrophen, Kriegen und Armut erst an die 7 Milliarden...warum nich 50 Milliarden..und ein ganzes Universum voller Menschen, denn keine Spezies war jemals so gut für Umwelt und Planeten!

  • P
    Prof.Hastich

    Ich will ja niemanden die Illusion rauben, aber heutzutage ist das Einfrieren das Problem. Egal wie vorsichtig man es heutzutage anstellt, auf zellulärer Ebene geht zu viel kaputt. Wenn man in der Zellbiologie Zellen einfriert dann benutzt man schützende Chemikalien die die Zellen komplett durchdringen müssen - und die Zeit dieser Durchdringung und andere Eigenschaften machen sie inkompatibel mit einem größeren Organismus. Wer sich heute Einfrieren lässt wird tot auftauen.

  • L
    lol

    lol. wenn das einzige, was sie seinem vorhaben entgegenzubringen haben, religiöse phantastereien sind oder aber, die zukunft wird so scheisse verlaufen, dass sich ein leben in ihr nicht lohnen wird, dann gogo markus beyer ;)