: Einfach schwarzer Rock
■ Am Donnerstag rockte das New Yorker Quartett „Living Colour“ vor Metal-Bierbäuchen und Schickies im Modernes
Zwischen allen Stühlen sitzt die Gruppe Living Colour mit ihrer Musik - das spiegelte sich schon in Anzahl und Zusammensetzung des Publikums im Modernsten wider: Eine bunte Mischung aus mehr oder weniger alternativen, in erster Linie männlichen Hard rock-Metal-Fans, gesprengselt mit ein paar hippen Schickies füllte den Saal nur zur Hälfte. So manche Matte, die seinerzeit bei Led Zeppelin noch in voller Pracht gestanden haben mag, war inzwischen gelichtet, und der Bierbauch entwand sich mit aller Kraft den Jeans. Äußerlichkeiten. Was zählte, war wohl eher die Lust auf laute harte Mucke, deren Texte man ohne Scham in die Gehirnwindungen dringen lassen kann und bei deren Präsentation auf das gewalttätige Macho-Gehabe üblich-übler Metal-Formationen verzichtet wird. Also war man durchaus richtig bei Living Colour, denn an Lautstärke lassen sie es nicht fehlen, und ihre Härte geht eher in Richtung Punk als Metal, also so 'ne Art Rumble Militia in schwarz.
Vernon Reid kann seine Gitarre beeindruckend jaulen und
kreischen lassen, ohne dabei breitbeinig die Augen zu verdrehen, und er kann seinem Instrument darüberhinaus Töne entlocken, von denen gewisse Gitarristen nicht mal träumen.
Sänger Corey Glover, in knapp sitzender, orangefarbener Radfahrerhose, konnte sich nicht so recht entscheiden, ob er seine Ansätze von ausgeflipptem Derwisch-Tanz ausbauen sollte, beließ es also bei Andeutungen, konzentrierte sich auf seine Leadfunktion im oft mehrstimmigen Gesang und war sich zwischendurch schwarzer Screamer-Tradition durchaus bewußt. Drummer William Calhoun und Bassist Muzz Skillings unterlegten dem Ganzen ein ohrenbetäubendes Rhythmusgewitter.
Gespielt wurde Material der „Vivid„-LP. Den Titeltrack hob sich die Truppe allerdings für die Zugabe auf, die exakt nach einer Stunde anstand. Zu allerletzt noch eine Fassung von „Johnny B. Goode“. Das war's denn auch. Woher der Ruf als Wahnsinns Live-Act herrührt, war Donnerstag nicht direkt nachzuvollziehen.
Arnaud
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