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Einen Batzen zu verlieren

■ St. Pauli spielt heute gegen Oberhausen gegen den Abstieg

Noch genau 90 Minuten Zeit bleibt den Fußballern des FC St. Pauli, um selbst über ihr zukünftiges Schicksal zu entscheiden. Bei einem Sieg im Saisonfinale gegen den Tabellensechsten Rot-Weiß Oberhausen (heute, 19 Uhr, Millerntorstadion) darf das Team von Trainer Dietmar Demuth die Zweite Bundesliga auch weiterhin mit seinen Auftritten beglücken. Sollte es allerdings nicht klappen mit dem fünften Saisonerfolg vor heimischen Publikum, droht der Absturz in die Drittklassigkeit. Für genügend Brisanz ist auf jeden Fall gesorgt, jetzt müssen Taten folgen. Dass weiß auch Paulis Kapitän André Trulsen: „Es geht für uns um die nackte Existenz.“

In der Tat würde sich St. Pauli durch den Abstieg in die Regionalliga im sportlichen sowie finanziellen Bereich das eigene Grab schaufeln. Der aktuelle Spielerkader würde bei einem Drittliga-Etat von drei Millionen Mark auseinanderbrechen. Doch noch viel schlimmer wären die fehlenden Geldeinnahmen. So würde sich beispielsweise der gerade geschlossene Vertrag mit dem neuen Hauptsponsor World of Internet von zwei Millionen auf 600.000 Mark pro Saison reduzieren. Gleiches gilt auch für die Fernseheinnahmen: Statt der garantierten sieben Millionen Mark für einen Zweitligisten gäbe es in der Regionalliga nur 640.000 Mark TV-Honorar – für den hochverschuldeten FC St. Pauli bedeutete dass wohl das Ende.

Solche Horrorszenarien mag sich am Millerntor jedoch niemand ausmalen. Im Gegenteil: Mannschaft, Trainer und Umfeld geben sich vor dem Schicksalsspiel siegessicher. „Die Spieler werden sich den Arsch aufreißen. Ich bin mir sicher, dass wir das schaffen“, sagt Demuth. Mit ihm hoffen 20.551 Fans im ausverkauften Stadion auf einen Sieg wie etliche Prominente der Stadt auf einen Imagegewinn nach ihren zahlreichen Sympathiebekundungen. Dafür müssen die Spieler allerdings nicht nur zeigen, dass sie kämpfen können, sondern dass Fußball mit Leidenschaft gespielt wird. Norman Rusche

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