: Eine kleine Atempause für den Vulkan
Frisches Geld für zwei Monate, aber die Ostgelder sind futsch. Vorerst sollen die Ostwerften Treuhänder bekommen. Vergleichsverwalter Wellensiek wird als Hoffnungsträger gefeiert ■ Aus Bremen Jochen Grabler
Viel Applaus gab es gestern morgen, als der Vulkan-Vergleichsverwalter Jobst Wellensiek die Betriebsversammlung der Bremer Vulkan-Unternehmen verließ. Kein Wunder, Wellensiek hatte frohe Botschaft verkündet.
In zähen Verhandlungen mit 40 Gläubigerbanken hatte er vorgestern gemeinsam mit Wolfgang van Betteray, dem Vergleichsverwalter für die Bremerhavener Vulkan-Betriebe, einen Massekredit über rund 80 Millionen Mark losgeeist. Andere Kredite zwischen 50 und 100 Millionen Mark sollen von einer bislang unbeteiligten Bank kommen – ein Vorgriff auf das Konkursausfallgeld, das die Bundesanstalt für Arbeit bei einem möglichen Anschlußkonkurs für drei Monate ausgefallene Löhne und Gehälter zahlen muß. Die neuen Kredite verschaffen Luft für zwei Monate. Wellensiek sagte dazu: „Wir haben jetzt Zeit, ein neues Konzept zu erarbeiten. Aber es ist bei weitem noch nicht ausgeschlossen, daß es zu einem Anschlußkonkurs kommt.“
Schnelle Verkäufe einzelner Betriebe werde es aber nicht geben: „Wir werden nicht die Rosinen verkaufen.“ Noch stehen die Kredite allerdings unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Gläubigerbanken. Wie die neue Konzeption aussehen wird, darüber schweigen sich die Verantwortlichen aus. „Es ist aber nicht auszuschließen, daß sich die Werften im Osten verselbständigen“, meinte Wellensiek. Die werden ohnehin vom Verbund abgekoppelt.
Bundeswirtschaftsminister Günter Rexrodt, der gestern mit den Vulkan-Verantwortlichen und dem Senat konferierte, kündigte eine Treuhänder-Lösung für die Ostwerften an; da sie von Zahlungsunfähigkeit bedroht sind. Konkrete Zusagen für Gelder aus Bonn hatte er allerdings nicht im Handgepäck. Nur das Versprechen, daß im Osten „keine Industrieruinen entstehen werden“.
Wo die nötigen Investitionen und die Liquidität für den Schiffbau an der Ostseeküste herkommen soll, ist unklar. Gewiß ist: Die 716 Millionen Mark Bundeszuschüsse für die Ostwerften, die im Konzern versackt sind, können weitgehend abgeschrieben werden. Wellensiek: „Das Geld ist weg.“ Sollte der Vergleich zustande kommen, werden davon 35 bis 40 Prozent bedient. Bei einem Konkurs gibt es nichts. Vor dem Nichts steht offensichtlich der Betrieb aus dem Vulkan Verbund, der wegen seiner chronischen Verlustproduktion in den letzten Monaten schon heftig ins Gerede gekommen war. Der Maschinenbauer Dörries-Scharmann aus Mönchengladbach steht vor dem Konkurs. Gestern verhandelte das Unternehmen noch einmal mit den Banken, aber, so Vulkan-Vorstandschef Udo Wagner: „Dörries- Scharmann ist praktisch zahlungsunfähig.“ Das Unternehmen beschäftigt 3.200 Mitarbeiter, davon 583 in Mönchengladbach.
Rettung aus dem Verbund heraus ist ausgeschlossen. Alle Betriebe unter dem Dach des Vulkan haben ab sofort getrennte Kassen. Vergleichsverwalter Wolfgang van Betteray: „Quersubventionen sind ab sofort nicht mehr möglich.“ Erst im letzten November hatte der Vulkan Verbund Dörries-Scharmann 170 Millionen Mark Schulden abgenommen. Im übrigen gilt, so Wellensiek: „Was schlecht ist, wird abgewickelt, was gut ist, wird behalten.“ Unterdessen ist die Vulkan-Aktie gestern von 12,10 auf 18,65 Mark geklettert.
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