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Eine graue Maus und ein Haudegen

■ Die beiden italienischen Leiter der OSZE-Truppe verheißen wenig Gutes

Daß der Mann besonderes Profil habe, sagen ihm nicht einmal enge Freunde nach: Luciano Forlani, Brigadegeneral, ist 58 Jahre alt, Heeresgeneral mit Auslandserfahrung, vor allem als Militärattaché an der Botschaft in Peking und als Chef des italienischen Kontingents der Nato-Eingreiftruppe. Außerdem besitzt er das Fallschirmjägerdiplom, ist verheiratet und hat zwei Söhne. Nun soll er die Albanienmission unter der Ägide der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) leiten.

Um so mehr Kanten zeichnen jenen Entscheidungsträger der Mission aus, der von Italien aus über die Bewegungen der Truppe befinden wird: Generalstabschef Mario Venturoni, 63 Jahre alt, im Kollegenkreis „Yamamoto“ genannt – nach jenem japanischem Admiral, der 1941 im Pazifik den Überfall auf Pearl Harbour geleitet hat. Venturoni gilt als Haudegen und Draufgänger: Weil die Italiener nach dem Krieg lange Zeit nur Hubschrauber, aber keine Militärflugzeuge benutzen durften, schrieb er sich bei der US-Navy ein und machte dort den Pilotenschein für Jäger, die von Flugzeugträgern aus starten. Seit 1994 ist er Chef der Generalsstabs der gesamten italienischen Streitkräfte, ein Amt, das seit wenigen Monaten zur wichtigsten Position im gesamten Militär wurde. Seither nämlich werden alle Aktionen von dieser Stelle aus koordiniert und befehligt – nicht mehr, wie vordem, etwa das Herr vom Heeresgeneralstab oder die Marine von der Admiralität.

Bereits seine ersten Auftritte in Sachen Albanien verhießen wenig Gutes: Noch bevor Details der Schiffskollision in der Adria bekannt waren, verbiß er sich stur in die These „Wir können überhaupt keine Mitschuld haben, weil das Schiff bereits abgemahnt war“ – als wäre auch eine absichtliche Versenkung dann legitim. Neben dem Verteidigungsminister hat er mittlerweile seinen festen Platz bei öffentlichen Auftritten – ohne viel zu reden, aber mit grimmigem Gesicht: die graue Eminenz.

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