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Eine Oase des Friedens in Israel

■ Die jüdisch–arabische Kooperative Neve Schalom wird von der Gesellschaft für christlich–jüdische Zusammenarbeit mit der Buber–Rosenzweig–Medaille geehrt

Berlin (taz) - Ein kahler Hügel nahe des Klosters Latrun zwischen Jerusalem und Tel Aviv, in einem Gebiet gelegen, das während des Sechs–Tage– Kriegs im Jahre 1967 hart umkämpft war: Das ist „Neve Shalom“ (hebräisch) bzw. „Wahat al–Salam“ (arabisch), zu deutsch heißt es „Oase des Friedens“. 1972 begann hier das bis heute in Israel einmalige Experiment einer jüdisch–arabischen Kooperative. Heute leben in dem Dorf auf der Spitze des Berges rund 60 Menschen: Christen, Moslems und Juden. Die Mitglieder dieses Dorfes betreiben zusammen mit freiwilligen Helfern eine Schafszucht und haben Olivenbäume angepflanzt. Ein Kindergarten und die Grundschule werden gemeinsam genutzt, gleich welcher Religion die Kinder sind - einzigartig in Israel. Auch die Feiertage werden gemeinsam begangen. So kommt es, daß die Kinder der „Oase des Friedens“ mehr Feiertage als die übrigen im Land haben. Neve Shalom (Wahat Al–Salam) ist freilich nicht nur ein Kibbuz mit arabischer Beteiligung. Zwar wurden viele traditionelle Merkmale der jüdischen Kooperativen wie die demokratische Selbstverwaltung mit wöchentlichen Vollversammlungen übernommen. Doch das Ziel der Siedlung geht über eine Selbsterfahrung jüdisch–arabischer Verständigung der Bewohner hinaus. In der angeschlossenen Friedensschule treffen regelmäßig arabische und jüdische Schulklassen aufeinander. Tausende von Jugendlichen aus Israel haben die „Oase des Friedens“ bereits kennengelernt. Das Dorf veranstaltet mehrtägige Seminare, in denen diese Gruppen gegenseitiges Verstehen und Akzeptieren erlernen. Für die Jugendlichen, meist aufgewachsen in strikter Trennung zu den vermeintlich feindlichen Nachbarn, ist die Kooperative oft die erste intensivere Begegnung mit „den anderen“. Probleme gibt es freilich auch hier. Zu den Friedensseminaren melden sich viel mehr arabische als jüdische Schulklassen. Vor allem an den religiösen jüdischen Schulen fehlt das Interesse an einer Begegnung mit den Fremden im eigenen Land. Traditionelle arabische Familien fürchten demgegenüber, daß ihre Kinder bei einem Besuch der Kooperative kulturell entfremdet werden könnten. Trotz jüdischer, moslemischer und christlicher Helfer spielt eins kaum eine Rolle: die Religion. Klaus Hillenbrand

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