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Eine Neonazi-Gang treibt Schutzgelder in Schwedt ein

■ Dubiose Rotlicht-Connection in Brandenburg

Schwedt (taz) – Neonazis, Rotlichtmilieu und Schutzgelderpressung: im brandenburgischen Schwedt braut sich eine gefährliche Mischung zusammen. Der SPD- Oberbürgermeister in der Chemiestadt, Peter Schauer, will es zwar nicht wissen – in seiner Stadt erpressen aber Neonazis Schutzgelder. Wie ein Gastwirt gegenüber der taz eingestand, wird er seit drei Jahren von einer rechten Jugendgang terrorisiert. Erst forderte die Gang 100, dann 300 und am Ende 400 Mark wöchentlich. Anfangs versuchte der Pächter sich zu wehren. Zweimal wurde daraufhin das Mobiliar der Kneipe zerschlagen. Die Drohungen der Neonazis, die aus dem Umfeld der verbotenen Nationalistischen Front (NF) stammen sollen, erreichten vor zwei Monaten einen Höhepunkt: drei junge Männer legten einem Kellner eine 7.65er Patrone auf die Theke – mit dem Kommentar: „Du weißt, was das bedeutet.“ Der Gang zur Polizei erwies sich für den Wirt als folgenlos. Die örtliche Polizei riet lediglich, die Polizeipräsidentin im 40 Kilometer entfernten Eberswalde einzuschalten.

Hinter vorgehaltener Hand wird berichtet, daß der Schlägertrupp vom Rotlichtmilieu aus gesteuert wird und die Glatzköpfe zum Abkassieren herumgeschickt werden. Der Betreiber eines illegalen Bordells in Schwedt scheint darüber hinaus beste Beziehungen zur Polizei zu unterhalten. Als Berliner Mafiosi in seinem Schuppen den starken Mann markieren wollten, griff der Newcomer im Gewerbe zum Funktelefon. Keine fünf Minuten später trafen BGS-Beamte ein, täuschten eine Razzia vor und entwaffneten die Berliner Konkurrenten. Das illegale Eros- Center erfreut sich auch der stillschweigenden Duldung durch die Stadtverwaltung. Das Ordnungsamt soll von „Sicherheits-Absprachen“ zwischen Bordellbetrieb und BGS gewußt haben. Das Eingeständnis eines Stadtbeamten: „Uns sind ein paar Regiefehler unterlaufen.“ Die Reportage auf Seite 11

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