Eine Million Terror-Verdächtige: George W. Bushs lange Liste
Monatlich kommen rund 20.000 neue Verdächtige auf die US-Terrorliste. Sogar Säuglinge sind darunter. Aktivisten kritisieren die Verschwendung von Ressourcen.
WASHINGTON dpa Die USA haben nach Angaben einer Bürgerrechtsorganisation bereits eine Million Menschen auf die Liste der Terrorverdächtigen gesetzt. Monatlich kämen 20.000 neue Namen hinzu, berichtete die American Civil Liberties Union (ACLU) am Montag in Washington unter Berufung auf Angaben des US-Justizministeriums.
"Eine Million Namen auf eine Beobachtungsliste zu setzen garantiert, dass die Liste mehr Schaden anrichtet als Gutes tut", kritisierte ACLU-Mitarbeiter Barry Steinhardt. Unschuldige Menschen würden beim Reisen behindert, ein enormer Betrag der begrenzten Sicherheitsressourcen durch Bürokratie verschwendet.
So gilt laut ACLU der sozialistische Präsident Boliviens, Evo Morales, als Terrorverdächtiger. Selbst Säuglinge würden aufgrund gleichlautender Namen bei Kontrollen festgehalten, auch Tote wie einige der Attentäter des 11. September 2001 stünden weiter auf der Liste.
Diese sei das perfekte Symbol für die Mängel der amerikanischen Sicherheitspolitik, sagte Steinhardt. "Sie ist unfair, außer Kontrolle, eine Vergeudung von Ressourcen, behandelt die Rechte von Unschuldigen nachgeordnet und ist eine sehr reale Behinderung im Leben von Millionen Reisenden in diesem Land." Betroffen seien auch zahlreiche unbescholtene Bürger, betonte Caroline Fredrickson, Leiterin des Washingtoner ACLU-Büros. Die Liste umfasse "Kongressabgeordnete, Nonnen, Kriegshelden und andere verdächtige Personen".
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Wahl neuer Verfassungsrichter:innen
Brosius-Gersdorf: Bin nicht „ultralinks“
Abgabe von medizinischem Cannabis
Warken plant schärfere Regeln fürs Kiffen
Katholik über Kirche und Politik
„Die Kirche muss sich einmischen“
Buch über Putins imperiale Strategie
Da knallen die Sektkorken im Propagandastab des Kreml
Gesunde Böden, Gewässer, Wälder
Bauernverband möchte lieber keinen Naturschutz
Merz im ARD-Sommerinterview
Hohe Mieten? Nur ein Problem für den Staat, sagt Merz