: Eine Hungersnot droht im belagerten Jaffna
■ Die indischen Truppen ziehen ihren Ring um Jaffna enger und dringen in die Stadt vor / Die Bevölkerung ist von ihren Versorgungsquellen abgeschnitten / Weitere 1.000 Mann Verstärkung für die indischen Truppen / Die Verlustzahlen steigen ständig / Minenexplosion im Osten
Colombo/Neu Delhi (afp) - Die indischen Verbände um Jaffna haben am Donnerstag den Ring um Jaffna enger gezogen und sind an mehreren Stellen in die Stadt eingedrungen, hieß es in Radioberichten aus Colombo. Am Donnerstag kamen bei einer Minenexplosion im Osten des Landes 20 indische Soldaten ums Leben. Dort sollen Tamilen ein neues Massaker an singhalesischen Dorfbewohnern verübt haben. Nach Polizeiangaben wurden zehn Menschen mit Messern und Schwertern umgebracht. Ein Behördenvertreter aus Jaffna berichtete in einem Telefongespräch, daß die Stadt durch die Kämpfe von ihren Hauptver sorgungslinien abgeschnitten sei. „Die Lebensmittelläden sind leer. Und wenn wir in den nächsten zwei Tagen keinen Nachschub bekommen, wird für viele Leute ein langsamer Prozeß des Todes einsetzen“, sagte der Beamte. Das Ernährungsministerium in Colombo bestätigte, daß Jaffna mit Mehl unterversorgt sei. Die letzte Mehllieferung habe Jaffna am 5. Oktober erreicht. Dem Ministeriumssprecher zufolge müßten jedoch die Reisvorräte noch für einige Monate reichen. Man wolle per Schiff neue Nahrungsmittel schicken. Laut indischen Stellen in Colombo sollen 1.000 weitere Soldaten auf die Jaffna–Halbinsel geflo gen werden, um die dort eingesetzten 6.000 Inder zu verstärken. Bei Kämpfen vom Mittwoch abend, bei denen die Inder Verteidigungslinien der Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE) um Jaffna überrannnten, haben die Separatisten schwere Verluste erlitten, berichtete Radio All India. Es wurde von 50 Toten gesprochen. Bei den Kämpfen von Samstag bis Donnerstag sollen 380 LTTE–Rebellen getötet worden sein. Die Zahl der toten indischen Soldaten wird mit 79 angegeben, nachdem bei einer Minenexplosion im ostsrilankischen Bezirk Batticaloa am Donnerstag mindestens 20 indische Soldaten gestorben waren. Einem römisch–katho lischen Priester in Batticaloa zufolge haben nach der Explosion indische Soldaten Häuser in der Stadt angegriffen und Gebäude angezündet. Bei den Kämpfen in Jaffna sind seit Beginn der indischen Offensive mindestens 120 Zivilisten verwundet worden. Ein Beamter sprach von 91 Frauen und 18 Kindern. Im Krankenhaus von Jaffna seien die Operationssäle geschlossen worden, weil kein Sauerstoff und Verbandsmaterial mehr vorhanden ist. Seit Sonntag sei auf der Halbinsel die Stromversorgung zusammengebrochen. Die Regierung von Sri Lanka hat in einem Appell um internationale Hilfe für Flüchtlinge gebeten.
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