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Eine Glas Röhren Ekstase

für Hugo Ball

eine Glasröhre

für mein Bein sagt Hugo Ball

mein Hut ein Zylinder

blau-weiss gestreift

die Nacht die deutschen Vögel

Strauss der Ausguss

in den er pisst

all diese werden seine Welt

sein Dada Song, da angefangen

hält das Bild

bis es auf uns kommt:

das Bild schaut nieder

von seinem Kreuz:

ein Band

ein Revolver

Schlamm

sie tragen bei

zu seinem Tod

und zu dem wozu sein Tod beiträgt

später, zu hysterisch

zu krank an Gott

& Zeit:

ein Karussell

ein gerösteter Dichter

Fische

sagt die Königin zu seinem Geist

& tritt ein

wo die Spiegelgasse anfängt

sie sieht sein Gesicht

gespiegelt

im Hunger der Welt

als Schmerz, das Bewusstsein

des Todes nicht warum wir sterben

sondern warum wir davon träumen

& warum unsere Träume nicht

den sterbenden Rest retten können

Hugo

während ich dieses Gedicht schreibe

schreit die Stimme

aus einem Zimmer weiter weg

ruft mich wer da tanz wer da singt

aus einem Zimmer weiter weg

ich steige in einen Obelisken

bis zur Hüfte

mein Mund öffnet sich zu singen

aber gefriert

zu

aus Trauer um dich

ombula

tako

bitdli

solunkola

der Zusammenbruch der Sprache

tabla tokta tokta takabala

taka tak

eine Glas Röhren Ekstase

flieht aus der Zeit

babula m'balam

das Bild & das Wort

über deinem Bett

hängen gekreuzigt

und wieder explodiert das Cabaret

wieder und wieder

die Müdigkeit

ein

Fuss

im Glas

ein Glas Nerv

&

eine priesterliche Gas Pumpe

zieht

ihr das Haar aus

Jerome Rothenberg

Deutsch von Klaus Reichert

Jerome Rothenberg liest am 24. November um 19.30 Uhr im Ballraum des Jüdischen Gemeindehauses, Fasanenstraße 79-80, Charlottenburg.

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