■ Eine Chronologie der Nato-Pannen: Voll daneben
Brüssel (AFP) – Die Nato hat gestern eingeräumt, daß eine fehlgeleitete Laser-Bombe in der Nacht offenbar in einem Belgrader Hospital einschlug. Dabei starben nach serbischen Angaben drei Patienten. Damit mußte die Nato in dem mittlerweile achtwöchigen Bombenkrieg gegen Jugoslawien bereits den neunten folgenschweren Fehler eingestehen. Bei diesen Bombardements starben nach serbischen Angaben mindestens 226 Menschen. Weitere 87 albanische Zivilisten wurden in der Nacht zum 14. Mai bei einem Nato-Angriff auf einen Bauernhof im Kosovo-Dorf Korisa getötet. Die Nato spricht dabei jedoch von einem „legitimen militärischen Ziel“. Korisa sei als Militärlager mit Kommandozentrale identifiziert worden. Dagegen gibt die Nato Fehler in folgenden Fällen zu:
5. April: Eine lasergesteuerte 250-Kilo-Bombe schlägt in einem Wohngebiet in der Stadt Aleksinac, südlich von Belgrad, ein und tötet nach serbischen Angaben 17 Menschen. Eigentlich galt die Bombe Kasernen.
9. April: Die Nato bestätigt den Beschuß von Wohngebieten rund um eine Telefonzentrale in der Kosovo-Hauptstadt Pritina. Keine Seite macht Angaben zu den Opfern.
12. April: Nato-Raketen treffen auf einer Brücke in Grdelicka Klisura im Süden Serbiens einen Zug. Laut Belgrad sterben 55 Zivilisten.
14. April: Die Nato bombardiert Flüchtlingskonvois in dem Gebiet Djakovica im Südwesten des Kosovo, wobei Belgrad zufolge 75 Zivilisten sterben.
28. April: Die Allianz bombardiert ein Wohngebiet in der serbischen Stadt Surdulica südlich von Belgrad. Nach serbischen Angaben sterben etwa 20 Zivilisten. Eigentliches Angriffsziel war eine Kaserne.
1. Mai: Die Nato bombardiert eine Brücke in Luzane im Kosovo, rund 20 Kilometer nördlich von Pritina, während ein Bus mit Zivilisten darüberfährt. Serbischen Angaben zufolge sterben 47 Menschen.
7. Mai: Bei der Bombardierung eines Krankenhauses und Marktes im südserbischen Nis sterben nach serbischen Angaben 15 Menschen.
8. Mai: In der Nacht zum 8. Mai treffen Nato-Bomben die chinesische Botschaft in Belgrad. Dabei sterben drei chinesische Journalisten. Die USA und die Nato erklären, daß veraltete Militärkarten für den Einsatz benutzt worden seien, auf denen die Vertretung Chinas noch nicht eingezeichnet gewesen sei.
20. Mai: Eine Bombe trifft das Belgrader Krankenhaus Dragisa Misovic. Nach Angaben des Klinikleiters sterben dabei drei Patienten, mehrere Patienten und Mitarbeiter werden verletzt. In derselben Nacht wird auch die schwedische Botschafterresidenz von Nato-Bomben beschädigt.
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