: Einblick(660)
Khaled Abdulwahed, Mitglied des kuratorischen Teams, Forum Expanded/Berlinale
taz: Welche Ausstellung in Berlin hat dich zuletzt an- oder auch aufgeregt? Und warum?
„Hieronymus Bosch und seine Bilderwelt im 16. und 17. Jahrhundert“ in der Gemäldegalerie. Der Besuch hat meine Beziehung zur „klassischen“ Kunst, insbesondere zur Malerei vertieft. Ich kann meinen Eindruck dieser Epoche nur mit „The pictorial era was very modern!“ beschreiben. Danke an die Freunde, die mich mitgenommen haben.
Welches Konzert oder welchen Klub kannst du empfehlen?
Ein sehr guter Freund hat mich letztes Jahre in die Berliner Philarmonie zu „A Sea Symphony“, einem Solidaritäts- & Mitsingkonzert der ORSO Orchestra & Choral Society (Leitung Wolfgang Roese), eingeladen. Dort waren mehrere meisterhafte Kunstwerke zu entdecken: die Architektur, die Akustik, wundervolle Musik, atemberaubende Performance und die Solidarität des Orchesters und der Veranstaltungsorganisation.
Welche Zeitschrift und welches Buch begleitet dich zurzeit durch den Alltag?
Als Letztes Thomas Bernhards „Auslöschug. Ein Zerfall“. Seine langen Sätze erfreuen mich, seitdem mir das Buch 2008 zufällig in die Hände fiel. Die Sprache ist charmant und zugleich scharfsinnig. Seine paradoxen Beziehungen zwischen Hass und Liebe und sein sozio-politisches Denken faszinieren mich. Allerdings lese ich ihn noch immer auf Englisch.
Was ist dein nächstes Projekt?
Ein Film in Spielfilmlänge – zusammen mit meiner Partnerin und Co-Autorin Amel Elzakout. Im aktuellen Arbeitsstadium würde ich ihn als dramatischen Sci-Fi-Film beschreiben.
Khaled Abdulwahed (*1975 in Syrien) ist Künstler, Filmemacher und Fotograf, er lebt und arbeitet in Berlin. Zwischen 1996 und 2000 studierte er freie Kunst und Grafikdesign in Damaskus (Syrien) und Nikosia (Zypern). Seit 2000 arbeitet er als Fotograf und Filmemacher und produzierte u. a. drei Kunstfilme „Bullet“ (2011), „Tuj“ (2012) und „Slot In Memory“ (2013). Aktuell ist er teil des kuratorischen Teams von Forum Expanded 2017 (s. oben).
Welcher Gegenstand/welches Ereignis des Alltags macht dir am meisten Freude?
Sonntags auf Flohmärkten und in Antikläden stöbern – nicht die schicken Vintage-Länden, die sind Herzensbrecher, sondern Souk oder Bazaar, wie wir im Arabischen sagen. Ich mag es, alte Dinge anzuschauen, Lampen, Kameraobjektive, analoge Elektronik, Hüte. Berlin ist wie eine Zeitmaschine! Manchmal sitze ich an der Spree und neben mir spielt ein Typ elektronische Musik vom Kassettenrecorder!
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen