Einblick (37)

Karsten Konrad, Bildhauer

taz: Seit wann und warum leben Sie in Berlin?

Karsten Konrad: Ich kam 1985 zum Studium an die HdK. Damals war Berlin noch nicht im Kunstfokus und es war eher die Stadt mit ihrem Nimbus als die Kunstinstitutionen, die einen zum Bleiben animierten. Das hat sich mittlerweile geändert. Und da die Menschen, die Berlin ausmachen, nicht weggezogen sind, und die Lebenshaltungskosten nicht in dem Maße angezogen haben, ist Berlin für mich deutschlandweit weiterhin ohne Alternative.

Wie wichtig ist der Standort Berlin für Ihre künstlerische Arbeit?

Für einen an Architektur und urbanen Fragen interessierten Künstler ist Berlin ein echter Glücksfall. Wo sonst bekam man nach 5 Jahren in der einen Stadthälfte die andere, schönere Hälfte dazugeschenkt? Mit den vertrauten, aber unrenovierten Gründerzeitquartieren und Vierteln, die eher an Warschau oder Minsk denken ließen. Leider ist der Umgang mit diesem Erbe und die architektonische Entwicklung Berlins Richtung gesichtsloser „Mainstream“ seit den 90ern zum Verzweifeln.

Woran arbeiten Sie gerade?

An Modellskulpturen aus gefundenen, zersägten Spanplatten, die sich mit verlorener oder für mich exemplarischer Architektur befassen. Gleichzeitig erstelle ich zum Erscheinen meines Katalogs eine Edition in Form von kleinformatigen Cut-up-Spanplatten-Relief-Bildern, um eine Alternative (und Konzentrat) zu meinen meist sehr sperrigen Skulpturen anzubieten.

Was wundert Sie in der Berliner Kunstlandschaft am meisten?

Dass der ab Mitte/Ende der 90er-Jahre einsetzende Hype (z. B. die komplette Übersiedlung ganzer Kunstschulabschlussklassen aus Restdeutschland) trotz teilweise widriger Umstände immer noch anhält, die Kunstinstitutionen mit diesem Pfund aber nicht zu wuchern vermögen. Und dass der Spaß, sich in der hiesigen Kunstszene zu bewegen, dann doch teilweise ein sehr begrenzter ist.